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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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hatte das System der aus Ringstraßen und sternförmig
aus der Stadt herausführenden Ausfallstraßen rasch verinnerlicht. Und was sie als
Autofahrerin in Köln in den Wahnsinn trieb, die Einbahnstraßen und das fast durchgängige
Verbot, links abzubiegen, konnte ihr ein Stadtplan ebenfalls nicht erklären. Deswegen
war der Plan irgendwann in der Kiste verschwunden. Heute aber konnte sie ihn brauchen
und reichte ihn Schlüssel.
    Der junge Rechtsmediziner klappte
ihn in der Mitte auf und hielt einen roten Filzmarker in die Höhe. »Darf ich?« Paula
ließ ihn gewähren und der Forensiker markierte ein Stück des Rheinufers mit zwei
Strichen. Dann hielt er der Kommissarin den Plan entgegen. »In dem Bereich ist das
Opfer in den Rhein gefallen.«
    »Bist du sicher?«
    »Absolut!«
    Ohne Anklopfen wurde die Tür zum
Büro aufgerissen. Paula erstarrte, sie erwartete einen wutschnaubenden Brandt, und
drehte sich um. Doch vor ihnen stand nicht ihr Ex-Geliebter, sondern Marlons Kollege
Peter, der immerhin ein anderes schwarzes Metal-Shirt trug als am Vorabend und nur
wenige Spuren der Nacht zeigte.
    »Und? Hat er versagt?«, brüllte
er gutgelaunt in den Raum.
    Marlon schüttelte den Kopf und hielt
den Plan mit den Markierungen wie einen Pokal in die Höhe. Peter nahm ihn und schaute
sichtlich beeindruckt auf die markierte Stelle.
    »Jetzt bräuchten wir nur noch einen
Beweis, dass der Tatort tatsächlich da liegt«, sagte er trocken und reichte der
Kommissarin den Plan zurück.
    »Er liegt da. Hundertprozentig!«,
erklärte Marlon aus tiefster Überzeugung.
    »Dein Job, das zu beweisen«, sagte
Peter an Paula gewandt und verließ ohne ein weiteres Wort das Büro.
     
    Drei Stunden war Paula Wagner das Rheinufer in der Altstadt nun abgegangen.
Es nieselte unangenehm und den Fluss entlang wehte ein kalter Wind, der sich durch
ihre dicke Jacke und den Pullover durchfraß. Gefunden hatte sie nichts. Die Touristen
und Spaziergänger, die wie sie dem Wetter trotzten, hatten sie irritiert angeschaut,
wie sie langsam das Ufer entlanggegangen war, den Blick abwechselnd auf den Boden
nah an der Uferkante und das Geländer, das den Fluss sicherte, gerichtet. Nichts.
Auch beim zweiten Kontrollgang in die Gegenrichtung. Für einen dritten Versuch fehlte
ihr die Energie, außerdem musste sie sich unbedingt aufwärmen. Sie ging über die
kleine Parkanlage zwischen Rhein und Altstadthäuschen in eines der bereits geöffneten
Restaurants, stellte sich an die Theke und bestellte einen schwarzen Tee. Wenige
Augenblicke später bekam sie ein Glas mit heißem Wasser und einen Teebeutel gereicht,
sowie einen Rechnungsbeleg über 4,80 Euro. Sie zahlte auf Drängen der Kellnerin
sofort und gab ihr trotz des horrenden Preises Trinkgeld, das die Frau wortlos kassierte.
Doch der Tee half, nach wenigen Minuten fühlte sie sich besser. Sie beschloss, Marlon
Schlüssel im Büro anzurufen. Vielleicht hatte er noch einen Tipp? Der junge Rechtsmediziner
ging beim zweiten Schellen an den Apparat.
    »Es ist wissenschaftlich nicht genau,
muss ich zugeben, aber wenn ich du wäre, würde ich mir den mittleren Abschnitt zwischen
Südbrücke und Dom genauer anschauen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er dort in den
Rhein gefallen ist, ist mathematisch am größten.«
    Paula Wagner bedankte sich. Das
grenzte ihre Suche um einiges ein. Mit einem betont freundlichen »Wiederschauen«
verließ sie das Lokal und ging hoch bis zur Hohenzollernbrücke, der alten Eisenbahnbrücke,
die auf Domhöhe über den Rhein führte und unter der es übel nach Pisse und Kot stank.
Eine schöne Begrüßung für die Touristen, die diesen Weg vom Bahnhof oder dem Dom
zum Rheinufer wählten. Geländerpfeiler um Geländerpfeiler, Bodenplatte um Bodenplatte
inspizierte die Kommissarin aufmerksam. Zwischenzeitlich überlegte sie, ob Hannes
Bergkamp sie möglicherweise vermisste. Der Hauptkommissar würde sich schon melden,
wenn er Arbeit für sie hätte. Das war vielleicht das einzig Angenehme an einem faulen
Chef wie ihm: Er ließ einen machen, solange man ihn nicht störte. Kurz vor dem Schokoladenmuseum
fand sie etwas, von dem sie hoffte, dass es das war, wonach sie suchte.
    Auf einem Pfeiler des Geländers,
halbwegs vom Regen geschützt, entdeckte sie einen trockenen, rotbraunen Fleck. Sie
fotografierte die Stelle mit ihrem Handy, kratzte vorsichtig etwas von dem Fleck
mit einem Wattestäbchen ab und packte es in einen Plastikbeutel. Das war nicht wirklich
hieb-und stichfest, aber sie

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