Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
nichts gegen innovative Polizeimethoden
– solange sie auf dem Boden des Gesetzes bleiben, versteht sich – nur erscheint
es mir doch kontraproduktiv, den Leiter der Rechtsmedizin gegen uns aufzubringen.
Das fällt auf die gesamte Direktion zurück und wir beide wissen, wie wichtig die
Wissenschaft für unsere Ermittlungen ist.«
»Natürlich wissen wir das«, antwortete
Hannes Bergkamp an Paulas Stelle und warf ihr einen scharfen Blick zu. »Die Kommissarin
war vielleicht etwas übereifrig und ich bin sicher, das wird nicht wieder vorkommen.«
»Das will ich hoffen, Herr Hauptkommissar.
Auch für Sie.«
17
»Wie haben Sie mich gefunden?«
»Sie sind mit Hans Blender oder
Schleusser, wie er damals noch hieß, zur Schule gegangen.«
»So einfach war das?«
»So einfach war das. Nachdem ich
seinen richtigen Namen herausgefunden hatte, ergab sich alles andere von allein.«
Marius Sandmann betrachtete den
Mann vor sich. Er war in Blenders Alter, die Haare allerdings trug er deutlich kürzer,
ein Vollbart umrahmte das volle Gesicht, das weiße Hemd mit den hellblauen Streifen
spannte deutlich über dem Bauch. Daniel Schmalenbach hielt die Hände gefaltet und
schaute den Detektiv aus braunen Augen abwartend an. Er sah aus, als habe er seit
Jahren auf jemanden wie Marius gewartet und als habe er sich in all dieser Zeit
überlegt, was dann möglicherweise auf ihn zukommen würde. »Ich dachte schon, er
hätte geredet.«
»Sie wissen, dass er wieder in Köln
ist?«
»Seit Jahren schon. Ich habe mit
meiner Vergangenheit abgeschlossen. Auch wenn ich manchmal nicht übel Lust hätte,
ihm nach über 20 Jahren noch eine reinzuhauen.«
»Er hat sie hängen lassen.«
»Trotzdem verstehe ich noch nicht,
warum Sie zu mir gekommen sind.«
»Kurz bevor Hans Schleusser sich
nach Frankreich abgesetzt hat, um sich als Hans Blender der Fremdenlegion anzuschließen
…«
Schmalenbach prustete lautstark.
»Hans war bei der Fremdenlegion?« Verwirrt rieb er sich mit der Hand über das Gesicht
und schüttelte heftig den schweren Kopf. »Unglaublich!«
»Eigentlich ist es völlig logisch«,
widersprach Marius.
»Finden Sie?«
»Er musste untertauchen, und es
dürfte für jemanden wie Hans Schleusser kaum eine abwegigere Wahl geben als die
Fremdenlegion. Also kaum ein besseres Versteck.«
»So gesehen haben Sie recht. Aber
die Fremdenlegion? Die stand doch für alles, wogegen wir gekämpft haben. Wir waren
militante Linke, Revolutionäre Zellen! Damals zumindest«, schob der Mann rasch nach,
als könne er damit sein unbeabsichtigtes Geständnis zurücknehmen.
»Und das Geld, das Sie bei Ihrem
Überfall auf die Sparkasse in Dellbrück erbeutet haben …«
»… sollte den revolutionären Kampf
unterstützen, ja klar.«
»Aber Hans Schleusser hat Sie hängen
lassen.«
»Allerdings. Kaum hieß es, dass
die Bullen uns auf der Spur wären, hat er sich mit der ganzen Knete abgesetzt.«
»Dabei ist Ihnen nie jemand auf
die Schliche gekommen.«
»Sie konnten uns nichts nachweisen.
Wie sind Sie eigentlich auf uns gekommen?«
Der Detektiv grinste ein klein wenig
selbstzufrieden. »Schleusser ist im Sommer 1986 zur Fremdenlegion gegangen. Ich
habe geschaut, ob es kurz zuvor irgendeinen Anlass gab für ihn, das Land zu verlassen
und unterzutauchen.«
»Dann sind Sie auf den Überfall
in Dellbrück gestoßen«, ergänzte Schmalenbach.
»Und auf ein paar vage Verdachtsmomente,
die erst Sinn ergeben, wenn man die Geschichte danach betrachtet.«
»Dass Hans genau dann untergetaucht
ist und vorher im Kreis der Verdächtigen zu finden war?« Marius nickte zur Bestätigung.
Schmalenbach schwieg und dachte einen Moment nach. »Ich hoffe jedenfalls, die Zeit
bei der Legion war für Hans eine richtige Scheißzeit. Wie lange war er dabei?«
»Mindestens 15 Jahre. Nach seinem
Ausscheiden ist er wohl noch ein paar Jahre gereist.«
»15 Jahre?« Wieder schüttelte Marius’
Gesprächspartner seinen massigen Kopf. »Irre!« Er blickte den Detektiv an. »Was
werden Sie jetzt tun?«
Marius zuckte mit den Achseln. »Nichts.
Mich interessiert ihre Vorgeschichte nur, weil sie mit meinem Fall zu tun hat.«
Schmalenbach schlug mit der Hand
auf den Tisch und lehnte sich weit in seinem Stuhl zurück. »Sie verdächtigen mich!
Sie wollen wissen, ob ich diese Bombe im Treuen Husar gelegt habe, nicht dieser
Islamist!«
»Haben Sie?«
»Nein!«
»Würden Sie es mir sagen?«
»Warten Sie einen Moment.« Der Mann
stand auf, zog sich dabei die
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