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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Ja, das stimmt.
Eigentlich ist das meist eine nette Art, die Session beginnen zu können. Allzu oft
bekommt man schließlich nicht frei an dem Tag.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen.
Uneigentlich war es dieses Jahr keine so nette Art?«, fragte Paula.
    »Das kann man nicht sagen. Es war
wie immer.«
    »Flaschenwürfe auf Polizisten würde
ich nicht als normal bezeichnen. Nicht einmal an Karneval in der Kölner Altstadt.
Sie?«
    Lembach griff mit beiden Händen
nach dem Steuer und schaute auf Schillings Finger, die sich wieder in ihren Pommes
vergruben. »Nein, sicher nicht.«
    »Ärgerlich, dass Ihnen die Täter
entwischt sind.«
    »Das können Sie wohl laut sagen.«
Lembach klang gereizter, als er vermutlich beabsichtigt hatte.
    Franka Schilling versuchte die Stimmung
wieder zu lockern. Typisch Frau, dachte Paula bei sich. »Zum Glück für die Dreckskerle,
würde ich sagen. Nicht dass die sich noch den Kopf an der Wagentür gestoßen hätten.
Das passiert schnell, wenn die Leute betrunken sind.« Beifall heischend schaute
sie die beiden Kollegen an, keiner reagierte.
    »Zumindest einer der ›Dreckskerle‹
dürfte das etwas anders sehen. Er ist tot. Kennen Sie ihn?« Paula hielt Lembach
ein Foto Peter Kopfs unter die Nase. Der schaute kurz darauf, dann rasch wieder
weg, bevor er nickte. Zufrieden steckte die Kommissarin das Foto wieder ein. »Ist
Ihnen irgendetwas an den dreien aufgefallen?« Lembach dachte kurz nach, schüttelte
allerdings den Kopf. »Haben Sie sie hinterher noch einmal gesehen?«
    »Nein.«
    Paula Wagner beließ es dabei, verabschiedete
sich, nachdem sie sich überschwänglich für die Zeit der beiden Beamten und die angebotenen
Pommes, von denen sie zum Abschluss doch eine probiert hatte, bedankt hatte und
stieg aus. Der Streifenwagen setzte zurück. Georg Lembach lenkte den Wagen und blickte
nach hinten, Franka Schilling jedoch schaute der Kommissarin direkt in die Augen.
Paula fragte sich, ob sie die plötzliche Gereiztheit in Georg Lembachs Stimme ebenfalls
gehört hatte: Als er verneint hatte, Peter Kopf und seine Kumpel wieder gesehen
zu haben.
     
    »Da stimmt etwas nicht.«
    Paula Wagner hatte ihren Chef, Hauptkommissar
Hannes Bergkamp, in einem Café einige Straßen vom Präsidium entfernt gefunden. Inzwischen
wusste sie in etwa, wann sie Bergkamp wo antreffen konnte. Der Hauptkommissar war
in seinen Fluchten von der Arbeit ein Gewohnheitstier, das nur selten bereits ausgetretene
Pfade verließ. Er saß an einem kleinen Tisch neben der Bar, eine lokale Boulevardzeitung
in der Hand und eine Tasse mit Filterkaffee vor sich. Außer ihm waren um diese Zeit
nur drei Rentner im Raum, die am anderen Ende der Theke auf Barhockern saßen. So
kam Paula Wagner beim Betreten des Lokals in den zweifelhaften Genuss, von fünf
Augenpaaren aufmerksam gemustert zu werden. Dieses Café war eindeutig kein Laden,
in dem regelmäßig Frauen verkehrten. Vielleicht zog sich der Hauptkommissar deswegen
gerne hierhin zurück? Wie stand es überhaupt mit ihr und den Männern? Nachdem sie
Volker Brandt den Laufpass gegeben hatte, hatte sich nichts Neues ergeben. Stürzte
sie sich stattdessen in die Arbeit und in diesen seltsamen Fall um den ertrunkenen
Burschen an Karneval? Manche Kollegen tuschelten. Über sie. Nicht über den ebenfalls
allein lebenden Bergkamp. Sie fragte sich, was für ein Verhältnis Georg Lembach
und Franka Schilling wohl haben mochten. Schilling war eine attraktive Frau. Was
die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass sie zu Hause einen ebenso attraktiven Mann
sitzen hatte. Andererseits war sie Polizistin. Unregelmäßige Arbeitszeiten, psychische
Belastungen, der ganze ›Driss‹, wie sie das hier in Köln nannten. Der Hauptkommissar,
dem sie sich ungefragt gegenüber gesetzt hatte und der nur widerwillig die Zeitung
sinken ließ, als sie ihn angesprochen hatte, entzog sich auf seine Art diesem Druck.
Gar nicht verkehrt. Vielleicht.
    »Wahrscheinlich hat das überhaupt
nichts zu bedeuten. Lembach ist jung, vermutlich ist ihm so etwas das erste Mal
passiert. Wie oft bist du schon mit Flaschen beworfen worden, seitdem du Polizistin
bist?«
    »Zweimal«, antwortete Paula Wagner
wie aus der Pistole geschossen. Beide Male in ihrer Ausbildungszeit, in beiden Fällen
waren eigentlich harmlose Routineangelegenheiten, Anzeigen wegen Lärmbelästigung
in der Nacht, eskaliert, weil zu viel Alkohol im Spiel war.
    »Trotzdem.« Der Hauptkommissar klang
sehr entschieden. »Du kannst nicht einfach Kollegen

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