Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
Vom Netzwerk:
sich die Beamten mit den neuen Holstern in manchen
Streifenwagen nicht anschnallen konnten. Bei der Bestellung hatte das natürlich
niemand bedacht. Die Kommissarin erinnerte sich ein wenig belustigt an diese Geschichte.
Es war einer der ersten Eindrücke, die sie von der Polizei in Nordrhein-Westfalen
gewonnen hatte. Konzentriert schaute Maassen nach vorn. Dann schoss er, ruhig, abwartend,
den Rückstoß der Waffe nach jedem Schuss neu austarierend, das gesamte Magazin von
zehn Patronen leer. Paula beobachte den Polizisten und wettete mit sich, dass alle
zehn Schüsse mindestens im dritten Kreis lagen. Mit einem Knopfdruck zog Maassen
die Zielscheibe zu sich. Interessiert stellte sie sich neben ihn und schaute auf
die Scheibe. Der Mann war noch besser, als sie erwartet hatte.
    »Respektable Leistung«, eröffnete
sie das Gespräch. Maassen nahm die Ohrenschützer ab und drehte sich halb zu Paula
um. Nichts verriet ihr, ob Maassen sie kannte oder sich bereits dachte, mit wem
er es hier zu tun hatte. Seine Augen wirkten ruhig.
    »Schießen beruhigt mich«, antwortete
er mit einer klaren, freundlichen Stimme. »Nirgends fokussiere ich mich mehr als
bei einer Schießübung. Sie hilft mir, mich zu konzentrieren.«
    »Das scheint Ihnen zu gelingen.
Ich fokussiere mich meist auf meine Ermittlungen. Auch da bin ich sehr konzentriert.«
Paula lächelte freundlich.
    »Das glaube ich Ihnen.« Mit routinierten
Bewegungen wechselte Maassen das Magazin der Walther und setzte sich die Ohrenschützer
wieder auf. Drei Stände weiter gab ein Beamter in Zivil drei Schüsse ab, fluchte
leise und ging grußlos davon, ohne sich seine Zielscheibe überhaupt nur angeschaut
zu haben. Paula war nun mit Maassen allein, der die Waffe erneut anlegte und schoss.
Nachdem er sein zweites Magazin geleert hatte, schraubte er die Waffe auseinander.
    »Gibt es denn einen Grund, um sich
zu beruhigen?«, setzte Paula das Gespräch mit einer Frage fort.
    »Den gibt es in unserem Job immer,
Frau Kommissarin. Das wissen Sie doch.«
    »Also hat Kollege Lembach Sie bereits
informiert, schön. Dann wissen Sie, warum ich hier bin.«
    Kurt Maassen schaute Paula kalt
an. Seine Stimme blieb jovial und freundlich. Vielleicht lag das an der leichten
Sprachmelodie, die für die Rheinländer typisch war. »Sie haben ein paar Fragen wegen
der Flaschenwürfe auf dem Heumarkt.« Eine Feststellung, keine Frage. »Erstaunlich,
wofür sich die Kriminalpolizei heute Zeit nimmt.«
    »Wir sind sehr engagiert in unserer
Arbeit. In diesem Fall war einer der Flaschenwerfer ein junger Mann, der später
im Rhein gelandet ist. Tot.«
    »Vielleicht hat er sich mit den
falschen Leuten angelegt? Später, meine ich. Oder er ist einfach betrunken ins Wasser
gefallen. Das passiert an Karneval öfter, als man denkt.«
    »Nur werden die Leute, die in den
Rhein fallen, nicht vorher halbtot geprügelt.«
    Maassen packte die zerlegte Walther
nicht zurück in sein Holster, sondern begann sie akribisch zu reinigen. »Ich bin
krank geschrieben. Also dachte ich mir, nutz die Zeit, geh schießen und bring deine
Dienstwaffe in Schuss. Sie ist ja Eigentum des Landes und auch wir einfachen Polizisten
sind sehr engagiert bei unserer Arbeit.«
    »Wir waren bei den Flaschenwürfen
am Heumarkt stehen geblieben. Die Jungs haben ebenfalls ziemlich gut getroffen,
nicht wahr?« Maassens Mundwinkel zuckte kurz hoch. »Stammt Ihre Verletzung von diesem
Tag?« Sie deutete mit der Hand auf Maassens Nasenverband, obwohl sie inzwischen
wusste, wer ihm die Nase gebrochen hatte. Marius Sandmann hatte ihr die Geschichte
erzählt, immer noch perplex, dass es sich bei den drei Schlägern um Polizeibeamte
handelte. Paula hatte versucht, den Detektiv zu einer Anzeige zu überreden, Sandmann
hatte abgewunken.
    »Nein«, antwortete Maassen wahrheitsgemäß,
»das ist eine private Geschichte.«
    »Hat man Ihnen das Nasenbein zerhauen?«
Maassen schaute Paula an, als habe sie ihm etwas Schlimmes unterstellt.
    »Viel dämlicher«, antwortete er
schließlich. »Ich bin zu Hause gegen eine Tür gelaufen.«
    »Autsch«, heuchelte Paula Anteilnahme.
»Können Sie sich an irgendetwas Bemerkenswertes erinnern, was die drei Flaschenwerfer
vom Heumarkt angeht?«
    »Nein, das waren ein paar Betrunkene,
wir haben sie nicht einmal richtig gesehen. Weshalb sind Sie sich eigentlich so
sicher, dass Ihre Rheinleiche einer der drei gewesen ist?«
    »Wir haben eine Zeugin auftreiben
können.«
    »Die wenigsten Leute am Heumarkt
waren

Weitere Kostenlose Bücher