Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
Vom Netzwerk:
sie
wusste das. Hannes Bergkamp war gegen fünf Uhr dreißig am Nachmittag aus seinem
Café zurückgekehrt, pfeifend, während Paula Wagner einige Berichte schrieb. Bis
kurz vor sechs würde Bergkamp bleiben, denn jeden Dienstag um halb sieben spielte
er mit ein paar Nachbarn Skat. Auch darauf war Verlass. Nachdem er gegangen war,
tippte sie zu Ende und überbrückte die Zeit, indem sie sich mit den Beamten beschäftigte,
die gemeinsam mit Georg Lembach am Heumarkt Dienst gehabt hatten und in die Auseinandersetzung
mit Kopf und seinen Freunden involviert gewesen waren. Auch das war streng genommen
nicht ganz sauber. Doch ein Blick in die Personalakten konnte nicht schaden. Gegen
keinen der Beamten lag etwas vor. Ihre Akten waren sauber. Sie versuchte sich die
Unterlagen auszudrucken, das System ließ dies nicht zu und antwortete auf ihren
Befehl mit einer Fehlermeldung. Schließlich klopfte es an die Tür. Sie öffnete ein
weiteres Programmfenster, ihr Gast musste nicht noch einen Blick in die Personalakten
der Polizei werfen. »Herein«, rief sie, die Tür öffnete sich und Sandmann trat ein,
in der Hand einen Pizzakarton.
    »Finden Sie die Tarnung nicht vielleicht
etwas übertrieben?«, fragte ihn Paula.
    »Tarnung? Das ist mein Abendessen.
Wollen Sie ein Stück?«
    Mittags Pommes, abends Pizza. Die
Polizeiarbeit konnte ihrer Figur unmöglich guttun. Sie schüttelte den Kopf. »Ich
habe leider nicht die Zeit, um ein umfangreiches Sportprogramm durchzuziehen. Deshalb
muss ich auf andere Art und Weise auf meine Linie achten.«
    »Jeder hat Zeit für Sport. Nur nimmt
sie sich keiner.«
    »Jeder, der fit genug ist, bei Liegestützen
zu telefonieren.«
    »Eine Frage der Übung. Außerdem
ist das keine Pizza, die auf die Figur schlägt.« Der Detektiv faltete den Karton
auf und hielt Paula Wagner dessen Inhalt unter die Nase. Es roch hervorragend. Vor
allem sah sie anders aus, als alle Pizzen, die Paula Wagner jemals gesehen hatte.
»Kein Käse?« Sie hätte sich für diese dümmliche Feststellung ohrfeigen können.
    »Kein Käse, nur Tomaten und Artischocken.
Das hat mich eine Weile gekostet, bis ich meinen Pizzabäcker so weit hatte, den
Käse wegzulassen. Möchten Sie?«
    »Ohne Käse nicht, nein.« Der Detektiv
schaute sie kurz irritiert an. Nicht jeder hatte Paulas Humor. Sie wandte sich dem
Computer zu und klickte auf den Ordner zum Attentat in der Südstadt. Dann ließ sie
den Privatdetektiv in Ruhe die Berichte lesen. Gelegentlich machte er sich eine
Notiz auf einem mitgebrachten Schreibblock. Nach einer halben Stunde drehte er sich
zu ihr um und zeigte mit dem Finger auf den Bildschirm, wo eine Passwortaufforderung
ihn am Weiterlesen hinderte.
    »Was ist damit?«
    »Weiter darf ich nicht«, antwortete
Paula Wagner. »Was Sie bisher gelesen haben, sind unsere Ermittlungsakten. Auch
wenn wir den Fall abgeben mussten, sind wir doch gehalten, über alles, was wir tun,
einen Bericht zu verfassen. Dahinter«, sie zeigte auf die Passwortmaske, »verbergen
sich die Berichte des BKA und der anderen Bundesbehörden. Die sind als ›geheim‹
klassifiziert und nur mit besonderer Genehmigung zugänglich.«
    »Und wie kommt man an so eine Genehmigung?«
    »Gar nicht!« Sie beugte sich nach
vorn, ihr Busen berührte leicht den muskulösen Arm des Detektivs, und tippte auf
der Tastatur herum, um die Maske zu entfernen. Geöffnet blieb das Fenster mit den
Unterlagen der Personalabteilung. Dem Detektiv quollen fast die Augen aus den Höhlen.
    »Das sind Bullen?« Seine Stimme
überschlug sich fast.
    »Kollegen von mir, ja«, antwortete
Paula, überrascht über seine Bestürzung.
    »Die drei kenne ich.«
    »Sie kennen Georg Lembach, Stefan
Schweller und Kurt Maassen?« Dieser Detektiv steckte voller Überraschungen.
    »Allerdings.«

19
    Der Mann, der krankgeschrieben war, stand mit Ohrenschützern und einem
im Halbdunkel weiß leuchtenden Verband auf der Nase regungslos vor einer Art Tresen.
Paula kannte diese Halle im Keller des Präsidiums zur Genüge, sie besuchte sie allerdings
nur selten. Dennoch hatte sie aus Gewohnheit am Eingang Ohrenschützer vom Haken
genommen und sich aufgesetzt. Kurt Maassen hielt eine Walther P99 mit beiden Händen
vom Körper von sich gestreckt, die offizielle Waffe der Polizei in Nordrhein-Westfalen.
2005 hatte sie die altertümliche, bei vielen Kollegen sehr beliebte SIG Sauer P6
abgelöst. Zwar war die Walther 200 Gramm leichter als ihre Vorgängerin, jedoch ein
gutes Stück größer, weswegen

Weitere Kostenlose Bücher