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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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kamen Worte… Wissen…
    Macht.
    Er konnte spüren, dass seine Brust sich hektisch hob und senkte, konnte seinen rauen Atem in der Kehle spüren. Die Hitze und das Licht der Kugel befreiten sich aus ihrer Umhüllung, strömten durch seine Haut wie heißer, süßer Wein durch ein Gazetuch, und jetzt war er die Kugel, erfüllt vom Leuchten der Magie, seine Knochen brannten mit der Magie, und die Welt war dunkelrot und golden geworden. Da war kein Schmerz.
    Gar sprach noch immer; am Rand dieser brandneuen Welt stehend, konnte er die Stimme seines Freundes hören, die aus weiter Ferne zu ihm herüberwehte. Er ließ die Worte in seine Sphäre schweben. Atmete sie ein und atmete sie wieder aus, als seien sie Weihrauch oder der Rauch von einer von Dathnes Duftkerzen. Die Macht, die sich in ihn ergoss, schwoll an wie eine Welle, die vom Ozean herangestürzt kam, tief und stark und unbeherrschbar. Er fühlte sich wieder wie ein Kind. Erinnerte sich an den Tag, an dem Pa ihn über den Rand ihres Fischerboots ins Wasser geworfen hatte, damit er schwimmen lernte.
»Kämpf nicht gegen die See, Junge! Du wirst nie gewinnen! Lass los, lass einfach los! Sie wird dich halten wie eine Frau, wenn du sie lässt! Lass los…«
    Er ließ auch jetzt los, so wie er es damals getan hatte. Ließ sich von der Welle der Macht erfassen, ließ sich hochheben, tief hinunterziehen und hoch hinaufwerfen. Er hörte sich aufschreien, ein Laut des Staunens und der Verzweiflung. Ein Springbrunnen von Worten stieg in ihm auf, und er schrie sie hinaus, auf dass alle Welt sie hören möge. Ein letztes Aufbranden von Magie durchbohrte ihn wie ein Speer aus Feuer. Einen kurzen, frohlockenden Augenblick wusste er, dass er unbesiegbar war…
    Und dann verblasste das Feuer. Die Macht verlosch wie eine Kerze, deren Flamme man mit Daumen und Zeigefinger erstickt. Er war wieder ein Mensch, keine fleischgewordene Magie, und die Kugel in seinen zitternden Händen war nicht mehr als ein Kinderspielzeug.
    Er hätte weinen mögen.
    Als er sich endlich regte, starrte Gar ihn an, als sähe er ihn zum ersten Mal. »Für dich gab es keinen Schmerz… oder?«
    Er schüttelte den Kopf. Langsam kehrte er zu normalem Bewusstsein zurück. Da war eine Laterne. Er saß auf dem Boden. Über ihm befanden sich die stillen, steinernen Gesichter toter Menschen. Er fühlte sich leicht genug, um zu fliegen. Beschwert von unmöglichem Wissen.
    »Wusstest du, dass du am Ende die letzten Worte des Übertragungszaubers mit mir gesprochen hast, nicht nach mir?«
    Dankbar gab er Gar die Kugel zurück. »Wenn Ihr es sagt. Ich kann mich nicht erinnern. Es ist alles in einem Nebel untergegangen.«
    Gar stand auf. Sein Gesicht war kalt, alle Gefühle erstickt wie die Wellen eines Flusses unter Eis. »Es gibt noch etwas, das wir tun müssen.«
    Asher lehnte sich an den nächststehenden Sarg und stöhnte. »Was? Gar, ich will nicht noch etwas tun. Nicht heute Nacht. Ich bin vollkommen erledigt. Mein Innerstes ist zuäußerst gekehrt, und mein Kopf platzt beinahe, nachdem so viel Kram hineingezwängt wurde.«
    Gars Antwort bestand darin, dass er in seinem Bündel nachsah und eine kleine, mit feuchter Erde gefüllte Tonschale herausnahm. »Hier ist ein Same«, sagte er und hielt ihm die Schale entgegen. »Lass ihn sprießen.«
    »Ich soll ihn sprießen lassen?« Asher sah ihn mit großen Augen an. »Warum?« »Als Test. Wir müssen sichergehen, dass die Übertragung funktioniert hat.« »Ich bin kein verdammter Gärtner! Ich weiß nicht, wie…«
    »Doch, du weißt es!« Gar beugte sich vor, packte ihn an einem Arm und zog ihn auf die Füße. »Sie ist jetzt
in
dir, so wie sie früher in mir war.«
    »Oh! Lasst gut sein«, protestierte er, als Gar ihm drängend auf die Schläfe klopfte, um seine Worte zu unterstreichen.
    »Betrachte es einfach als den Samen, Asher. Stell dir vor, er würde zu jähem Leben erblühen. Den Rest besorgt die Magie.«
    Mit zusammengezogenen Brauen riss er die mit Erde gefüllte Schale an sich und blickte mit funkelnden Augen hinein. Sein Geist war leer.
Denk an den Samen.
Er hielt den Atem an, verzog das Gesicht und stellte sich grüne, wachsende Dinge vor. Worte trieben an die Oberfläche seines Geistes und flirteten miteinander wie die Gischt auf dem Ozean.
    Talineth vo sussara. Sussara. Sussara.
    Er öffnete die Lippen und ließ die Worte erklingen.
    Schmelzende Hitze. Ein Wurfspeer aus Feuer. Ein Aufflackern von Dunkelrot und Gold. Die Schale vibrierte. Noch während

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