König 01 - Königsmörder
Beerdigung des Kutschers Matcher gegangen, und was waren dort nicht für Tränen geflossen! Die Träume, die er in jener Nacht gehabt hatte! Die Beerdigung seiner Mutter. Der Tod seines Vaters und die Beerdigung, die ihm verwehrt geblieben war. Der arme, verwirrte Jed, so gut wie tot.
Und nun dies hier.
Holze ging hinter der traurigen Prozession von Särgen her, eingehüllt in seine kunstvollsten Amtsroben, und sprach mit klarer, tragender Stimme seine Gebete für die Toten. Neben ihm ging Gar, schweigend und von Kopf bis Fuß in tiefstes Schwarz gewandet. Zum ersten Mal seit seiner Thronbesteigung war seine Kleidung mit dem Symbol des Hauses Torvick bestickt, dem Schwert und dem Blitz. Die Stickereien zierten seine Kragenspitzen und seine Hemdmanschetten und prangten über seinem Herzen. Um dieses Thema hatte sich eine weitere Schlacht mit Darran entsponnen, eine, die Gar klugerweise verloren hatte. Der herrschende Monarch trug immer die Insignien seines Hauses.
Immer.
Selbst wenn sie ihm das Gefühl gaben, ein Betrüger zu sein.
Während die untergehende Sonne Schatten über die umliegenden Gärten warf, schoben Pellens Männer die drei Särge geschickt auf die Ladefläche des schwarzen Leichenwagens, klappten dessen Hintertüren zu und schlossen sich dann ein gutes Stück hinter Gar und Holze dem Trauerzug an. Matt ergriff die Zügel der schwarzen Pferde und seine Peitsche, dann ging er gemessenen Schritts die von Bäumen gesäumte Einfahrt hinunter, die sie zur Krypta führen würde. Gar, Holze und die Wachen folgten ihm mit dem gleichen Ernst. Holze betete noch immer.
Sobald sie außer Sicht waren, brachen etliche Menschen in der Menge in Schluchzen aus. Asher blickte sich um und sah weinende Olken, weinende Doranen. Jarralt weinte natürlich nicht. Selbst wenn er aufrichtige Trauer empfunden hätte, hätte er sich niemals dazu herabgelassen, sie in der Öffentlichkeit zu zeigen. Aber die doranischen Mitglieder des Großrats schienen solche Skrupel nicht zu haben. Sie trauerten ohne Zurückhaltung, ebenso wie es die olkischen Gildeführer taten. Selbst auf Pellens Wangen glänzten Tränen. Die Dienstboten des königlichen Haushaltes machten aus ihrem Kummer kein Hehl. Willer, der neben ihm stand, wurde von einem heftigen Schluckauf geschüttelt, und Darran heulte praktisch in sein Taschentuch.
Dathne berührte mit feuchten Augen seinen Ärmel. »Sie sind Schafe auf der Suche nach einem Hirten, Asher. Du solltest etwas sagen.«
Er wollte es nicht tun. Er hasste es, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, insbesondere unter Conroyd Jarralts Augen, aber sie hatte Recht. Und Darran, der wie ein Säugling flennte, war nicht in der Lage dazu.
»Meine Damen und Herren, brave Gildemeister und Meisterinnen, Männer und Frauen«, rief er und hob die Hand. »Mit diesem traurigen Tag geht eine Ära in unserem Königreich zu Ende. Während Seine Majestät sich von seiner Familie verabschiedet, lasst uns Übrige in die Versammlungshalle des Palastes gehen, wo wir uns an Erfrischungen stärken und Erinnerungen an König Borne, Königin Dana und Prinzessin Fane miteinander teilen können.«
Einen Moment lang herrschte überraschtes Schweigen, und Blicke wurden getauscht und Augenbrauen hochgezogen. Dann setzten sich die Menschen, die dem Palast am nächsten waren, langsam in Bewegung. Darran, der seine Fassung halbwegs wiedergefunden hatte, zupfte an seinem Ellbogen. »Das war gut ge– sprochen, Asher. Wirklich sehr gut gesprochen.«
»Ihr klingt überrascht.«
Darran reckte das Kinn vor. »Das bin ich auch. Also…«
»Asher«, sagte Conroyd Jarralt, der plötzlich neben ihm aufgetaucht war, mit eisiger Höflichkeit. »Auf ein Wort.« Er verneigte sich. »Natürlich, Mylord.« »Unter vier Augen.«
»Gewiss.« Er drehte sich zu Dathne um. »Ich sehe dich dann im Palast.« Sie zog sich zurück, nahm Darran und Willer mit sich und warf ihm noch ein schnelles, mitfühlendes Lächeln über die Schulter zu. Er wagte es nicht, das Lächeln zu erwidern. Stattdessen stellte er sich Jarralts frostigem Blick. Ohne sich um Verbindlichkeit zu bemühen, sagte Jarralt: »Wann beabsichtigt der König, seinen neuen Meistermagier zu ernennen?«
»Mylord, er hat bereits einen Meistermagier.«
Jarralts Wangen röteten sich. »Durm ist nichts als ein atmender Kadaver.« Er hatte die Stimme gesenkt, damit niemand ihn hören konnte. »Und Gars gefühlsduselige Bindung an ihn bringt uns alle in Gefahr. Ihr habt sein Ohr, Fischer. Gebt
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