König 01 - Königsmörder
wie wär's, wenn du dich jetzt wieder um deine Angelegenheiten kümmern würdest und mich…«
Ein Krachen aus dem Stallhof ließ ihn herumfahren, und seine letzten Worte waren vergessen. Sie sprangen beide gleichzeitig auf die Tür zu. Matt erreichte sie als Erster und riss sie auf. Das von Panik kündende Getöse in ihrer Mitte hatte inzwischen alle Pferde unruhig gemacht, sie wieherten, stampften und schlugen aus.
Matt fluchte. »Dieses verdammte Tier, es hat nichts als Ärger gemacht. Greif dir die lange Leine, Asher. Ich werde deine Hilfe brauchen.«
Der graue Junghengst, der sich schon auf dem Weg nach Dorana verletzt hatte, war in seiner Box verkeilt. Während die aufgeschreckten Burschen die Treppe hinab in den Hof liefen, fing Matt das Seil auf, das Asher ihm zuwarf, und ging auf die Box des Hengstes zu.
»Tretet zurück, Jungs«, befahl er den Stallburschen. »Wir wollen ihn nicht noch weiter in Panik bringen.«
Asher blickte über die Stalltür. Der Hengst hatte sich zur Wand hin gerollt; seine Beine stemmten sich angewinkelt gegen das Holz, sodass er in der Falle saß und halb wahnsinnig war vor Angst. Er blutete bereits. Es hatten sich schon Pferde auf diese Art umgebracht; ihnen blieb nicht mehr viel Zeit.
Ohne etwas zu sagen – weil es nicht notwendig war –, traten er und Matt in den Stall. Der Hengst begann von Neuem auszuschlagen. Asher ging zum Kopf des Tieres, drückte seine Wange mit einer Hand ins Stroh und stemmte ein Knie in seinen Hals. Solchermaßen festgehalten, grunzte und stöhnte der junge Hengst, konnte sich aber nicht mehr bewegen. Matt schlang geschickt ein Ende des Seils um die Vorderbeine des Hengstes und das andere um die Hinterbeine. Als die Knoten gesichert waren, blickte er zu Asher hinüber und nickte.
»Auf drei. Eins–zwei–drei«
Er zog, und Asher leitete den Kopf und den Hals des Hengstes, indem er ihn zur Seite rollte, weg von der Wand. Sobald das geschafft war, zwang Asher den Hengst abermals zu Boden, und Matt knotete das Seil auf. Der junge Jim'l, der immer eine schnelle Auffassungsgabe hatte, zog den Riegel an der Stalltür auf und hielt sie gerade weit genug offen. Dann rannten Matt und Asher mit schnel– len Sätzen aus der Stallbox, während der verschwitzte Hengst sich taumelnd erhob, bevor er bockte und sich in seinem Zorn wild aufbäumte.
Sicher im Hof angelangt, wischte Matt sich den Schweiß ab und sagte: »Danke. So eine verfluchte Geschichte.«
Asher grinste. »Sprichst du von mir oder von dem Pferd?«
Das Grinsen, mit dem Matt antwortete, war… vielschichtig. »Was denkst du?« Sie hatten ein Publikum gaffender Stallburschen; dies war nicht der Ort für ein privates, schmerzliches Gespräch.
»Ich denke, ich muss mich sputen«, sagte Asher. »Wir reden später, hm?« Matt, der das Seil aufrollte, mied abermals Ashers Blick. »Wenn du darauf bestehst.«
Verwirrt und gekränkt schob er die Hände in die Taschen. »Du sagst, es gäbe nichts zu bereden?«
Jetzt blickte Matt doch auf. Sein Gesicht war erschöpft. Traurig. »Ich sage, ich bezweifle, dass es einen Unterschied machen wird.«
Betroffen drehte Asher sich auf dem Absatz um und tat die ersten Schritte. Über die Schulter gewandt, sagte er: »Ja… hm… tu mir bloß keinen Gefallen, Matt.« Trotz seines Ärgers hoffte er, dass Matt ihm nachkommen würde. Dass er ihm zumindest etwas nachrufen würde. Dass er
irgendetwas
tun würde. Nichts.
Also gut. Zum Kuckuck damit! Wenn Matt den schlechten Verlierer spielen wollte, dann war das seine Sache. Er hatte andere Freunde und andere Dinge, um die er sich sorgen musste.
Wie das Wettermachen…
Als zwei Stunden später die brennende Magie verebbte, ließ Asher die Beine einknicken und fiel mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden der Wetter– kammer. Obwohl er kaum die Augen öffnen konnte, beobachtete er, wie sanfter Regen auf die kahlen Obstwiesen rings um die Hauptstadt fiel und federzarter Schnee über der Eisweinregion von Schönthal niederging.
»Hier«, sagte Gar und hielt ihm einen Becher von Nix' widerwärtigem Trank hin. Mit zitternden Händen nahm Asher den Becher entgegen und trank das abscheuliche Gebräu von Kräutern und verschiedenen Essigsorten, das dazu bestimmt war, Körper und Seele zusammenzuhalten. Sein Magen lehnte sich dagegen auf, aber es gelang ihm, den Trank nicht wieder auszuspeien.
Gar streckte mit einem feuchten Tuch die Hand nach ihm aus. »Jetzt dein Gesicht…«
»Das kann ich selbst machen«,
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