König 01 - Königsmörder
scheitern, und wir werden unser Leben für
nichts
gelebt haben!«
Jetzt war Furcht in ihrem Gesicht, eine Furcht, die ihren trotzigen Ärger überlagerte. »Du irrst dich. Er weiß, was Pflicht ist, Matt. Und was Opferbereitschaft ist. Er wäre nicht der Unschuldige Magier, wenn er es nicht wüsste!«
»Er mag der Unschuldige Magier sein, Dathne, aber er ist auch ein Mann! Er ist vor allem ein Mann, und wenn du denkst, ein Mann könne diese Art von Verrat so leicht vergeben, dann könntest du auch
hundert
Ashers gebumst haben und wärest immer noch ein unwissendes Mädchen!«
Diesmal war er bereit und fing ihren Unterarm auf, bevor ihre Hand sein Gesicht erreichte.
»Lass mich los«, sagte sie, und ihre Stimme war ein tödliches Flüstern. »Dathne…«
»Nein!«
Ihre Augen funkelten. »Es ist vorbei, Matt. Du bist mir nicht länger von Nutzen. Ich werde Veira mitteilen, dass du beiseite getreten bist. Kann ich darauf vertrauen, dass du den Mund halten wirst? Sag ja. Du musst inzwischen wissen, dass es nichts gibt, was ich im Dienste der Prophezeiung nicht tun würde.« »Nein«, flüsterte er zurück. »Nichts. Du schreckst nicht einmal davor zurück, dich zu einer Hure zu machen.«
Die Tür schwang auf, und Asher, der die ganze Zeit über vor sich hin plapperte, trat ein. »Bist du hier, Matt? Da ist ein Baum auf den Zaun um die krumme Weide gestürzt, und sämtliche Dreijährigen sind draußen. Ich dachte, ich reite am besten zurück und sag dir Bescheid, da…« Er brach ab, und all seine Freundlichkeit gefror. »Was ist hier los? Dathne?«
Bevor sie antworten konnte, drehte Matt sich zu ihm um. »Und
du!
Bist du genauso wahnsinnig wie sie? Du bist der Tribun für Olkische Angelegenheiten! Weißt du nicht, was für einen Skandal es geben wird, wenn sich herumspricht, dass du deine Vizetribunin gekebst hast? Dann wird nicht einmal der König dich retten!«
Asher starrte Dathne ungläubig an. »Du hast es ihm
gesagt?«
»Er hat uns gesehen.«
»Nein, hat er nicht«, sagte Asher und schlug die Tür zu. »Er hat nichts gesehen. Er weiß nichts. Und wenn ihm seine unversehrten Knochen lieb sind, wird er dich jetzt auf der Stelle loslassen.«
Matt ließ die Hand sinken und betrachtete die weißen Male, die seine Finger auf ihrer Haut hinterlassen hatten. »Sag ihm, dass du einen Fehler gemacht hast, Dathne. Bitte. Erzähl ihm alles.«
»Was alles?«, fragte Asher mit verzerrten Zügen. »Wovon redet er, Dathne?« Sie trat vor und versperrte Asher den Weg. »Nichts. Es ist nichts. Es spielt keine Rolle. Wir haben nur geredet.«
Er glaubte ihr nicht. Sachte schob er sie beiseite und trat näher. Matt zwang sich, sich dem unversöhnlichen Blick seines Freundes zu stellen. »Ich habe dich einmal gefragt, ob du etwas für Dathne empfindest«, sagte Asher. »Du hast es geleugnet. Wie es aussieht, hast du mich belogen, Matt.«
Matt schaute an ihm vorbei. »Um Barls willen, Dathne…«
»Es tut mir leid, Matt«, sagte sie und hakte sich bei Asher unter. Ihre Augen waren gnadenlos. »Ich wünschte, ich könnte dich so mögen, wie du es dir wünschst, aber es ist Asher, den ich liebe.«
»Dathne!«
»Hör zu, Matt«, sagte Asher, dessen Gesicht und Stimme ein wenig auftauten, »ich werde es dir leicht machen. Du bist entlassen.«
Er starrte ihn an, vernunftlos wie eine Vogelscheuche. »Ich bin was?« »Entlassen«, wiederholte Asher. »Gekündigt. Deiner Pflichten entbunden. Ich teile dich der Zuchtfarm Seiner Majestät unten in den Waldigen Tälern zu. Ich werde Ganfei aus den Palastställen holen, um fürs Erste hier die Stellung zu halten. Er versteht sich gut auf Pferde und wird dafür sorgen, dass alles weiterläuft, bis ich entscheiden kann, wer hier in Zukunft das Kommando führt.« Matt schüttelte den Kopf. »Du kannst doch nicht…«
»Ich kann«, erwiderte Asher. »Und ich habe. Es ist erledigt.«
Er konnte es immer noch nicht glauben. »Aber… aber…«
»Es ist erledigt.«
Jetzt war keine Freundschaft mehr in Ashers Zügen zu lesen. Keine Erheiterung, kein warmes Verstehen. Matt war sich nicht sicher, ob er diesen Mann überhaupt kannte. »Ich dachte, wir seien Freunde.«
Asher lächelte. Trat näher und senkte die Stimme. »Das sind wir auch. Was der Grund ist, warum du auf deinen eigenen zwei Beinen hier herausspazieren wirst.« Das Lächeln verschwand. »Du hast im Zorn die Hand gegen sie erhoben, Matt. Es gibt im ganzen Königreich keinen zweiten Mann, der das tun und einfach weggehen
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