König 01 - Königsmörder
Die Menschen waren zu beschäftigt damit, das Wunder zu feiern.« Als er seine eigene Verbitterung in seiner Stimme hörte, nahm er sich einen Moment Zeit, um einen gemäßigteren Tonfall anzuschlagen. »Und jetzt, da Borne und Fane tot sind, ist er unser Wettermacher. Betraut mit der heiligsten Magie des Königreichs. Und niemand kommt auf den Gedanken, danach zu fragen, ob er für dieses Amt geeignet ist. Oder gefestigt genug. Niemand ist auf die Idee gekommen, sich zu fragen, ob diese launische Magie ihn vielleicht geradeso plötzlich verlassen könnte, wie sie gekommen ist.«
Holze strich über den geflochtenen Barlszopf auf seiner Schulter. »Durm sagte, die Echtheit seiner Magie sei über jeden Zweifel erhaben.«
Es hatte keinen Sinn. Er konnte den Stuhl keinen Moment länger ertragen. Also stand er auf und ging in dem kleinen, kühlen Raum auf und ab. »Durm war für Borne fast wie ein Bruder. Borne hat ihn kritiklos geliebt und ihm ohne Frage vertraut – Gefühle, die zehnfach erwidert wurden. Ich bezweifle, dass es irgendetwas gibt, das Durm nicht tun würde, wenn er damit den dynastischen Anspruch seines verstorbenen Freundes auf den Thron schützen könnte.« »Das… ist eine schwerwiegende Anklage, Conroyd«, erwiderte Holze, dessen Blick und Stimme jetzt deutliche Unruhe verrieten.
»Versteht mich nicht falsch, Efrim!«, sagte er und hob eine Hand. »Durm würde niemals das Gesetz brechen oder gegen die Interessen des Königreichs verstoßen. Zumindest nicht bewusst. Aber ich muss mir die Frage stellen, ob man seinem Urteil, sofern es Bornes Sohn betrifft, vertrauen kann. Und jetzt… mit diesen schrecklichen Verletzungen… der Bürde der Trauer… Können wir uns da sicher sein, dass er keinen dauerhaften Schaden davongetragen hat? Ist es sicher oder weise, ihm ohne jede Frage zu vertrauen?«
Holze nickte langsam. »Ich gestehe, Conroyd… dies sind Dinge, über die ich selbst nachgesonnen habe.«
Jarralt unterdrückte eine Regung unziemlichen Jubels. »Und da ist noch eine Angelegenheit. Etwas, das noch besorgniserregender ist als Durms heikle Verfassung. Asher.«
Holze heftete den Blick auf Barls Porträt. »Ihr hattet nie viel übrig für ihn. Oder für sein Volk.«
»Das mag sein, aber es bedeutet nicht, dass meine Sorgen nicht berechtigt wären. Dieser Olk hat das Ohr unseres Königs und die Macht, ihn zu Taten zu überreden, die vielleicht nicht in unserem besten Interesse wären. Er ist in den Kronrat aufgenommen worden! Erfüllt Euch das nicht mit Unbehagen? Seid Ihr einverstanden damit? Denn ich bin es gewiss nicht!«
»Nein«, sagte Holze unglücklich und nach einem kurzen Moment des Schweigens. »Auch ich finde es… beunruhigend, dass Gar sich zunehmend auf Asher verlässt. Barl hat die Olken in unsere Obhut gegeben. Sie sind ein simples Volk und nicht dazu gerüstet, sich mit Belangen der Magie oder höherer Regierungsführung zu beschäftigen.«
Den Geschmack des Sieges bereits auf der Zunge, ging er zu Holze hinüber und ließ sich mit flehentlicher Miene auf ein Knie nieder. »Dann, Efrim, dürfen wir nicht länger schweigen. Ihr seid Lurs ranghöchster Geistlicher. Wir beide sind Mitglieder des Kronrats. Gars Eignung zum Herrscher ist für aller Augen sichtbar fraglich. Zum Wohle des Königreichs
müssen
wir handeln. Nichts Ge– ringeres sind wir Bornes Andenken schuldig.«
Holzes faltiges Gesicht verfiel förmlich. »Conroyd, Conroyd, ich fürchte, Ihr sprecht von einer zweiten Spaltung.«
»Nein!«,
sagte er und legte drängend eine Hand auf Holzes Arm. »Ich spreche davon, unser Volk vor einem König, dessen Fähigkeiten wir uns nicht sicher sein können, und seinem nicht mehr verlässlichen Meistermagier zu retten, bevor es zu spät ist und unsere moralische Feigheit uns alle zerstört.«
Holze wandte das Gesicht ab, und sein ganzer gebrechlicher Körper verriet Bekümmerung. »Was schlagt Ihr vor, wie wir zu Werke gehen sollen?« »Dann steht Ihr auf meiner Seite? Wenn ich diese Angelegenheit vor den Großrat bringe, werdet Ihr Euer Gewicht ebenfalls in die Waagschale werfen?« »Wollt Ihr nicht eigentlich wissen, ob ich mich für Euch als Lurs nächsten König aussprechen werde?«, fragte Holze verbittert, den Blick immer noch abgewandt. »Nur wenn es Barls Wille ist. Vielleicht solltet Ihr sie fragen, Efrim.« Holze seufzte. »Das habe ich bereits getan. Veränderungen stehen bevor, ob wir sie willkommen heißen oder nicht.«
Mit singendem Herzen und ernster
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