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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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vorbeikam, zeigten ein sorgloses Lächeln. Sie wirkten erleichtert. Der Schatten des Todes hatte die Sonne versperrt, aber nur für einen Augenblick.
    Er ließ den Vorhang der Kutsche wieder sinken, um das Fenster zu bedecken, und lehnte den Kopf an die Kissen hinter ihm. Trotz Durms ungelegener Genesung und Willers Unvermögen, Missetaten unter Gars Dach zu enthüllen, weigerte er sich noch immer, die Hoffnung aufzugeben. Es gab eine letzte Waffe in seinem Kampf um die Macht, die er noch in die Hände bekommen musste… Er fand Holze in seinem Arbeitszimmer in der Barlskapelle. Es war ein kleiner Raum, schmucklos bis auf das unvermeidliche Porträt von Barl, das über einer ewigen Kerze hing. Warmes Licht flackerte über das ernste, junge Gesicht der Erlöserin, über ihr goldenes Haar und den langen Zopf, der ihr über die linke Schulter floss. Die Temperatur im Raum grenzte an unangenehme Kühle. Holze las einen religiösen Text und machte sich Anmerkungen. »Conroyd!«, sagte er und blickte von seinem schlichten Schreibtisch auf, nachdem ein Akoluth seinen Besucher hereingeführt hatte. »Meine Güte. Erwarte ich Euch? Ich erinnere mich nicht…«
    »Efrim«, erwiderte Jarralt mit wohlbedachter Leutseligkeit den Gruß. »Nein. Ich bin in der Hoffnung hergekommen, dass Ihr frei wäret und mir ein wenig von Eurer kostbaren Zeit opfern könntet.« Er warf einen vielsagenden Blick auf den Akoluthen. »In Staatsangelegenheiten.«
    »Natürlich, natürlich.« Holze schloss sein frommes Buch, legte seine Feder beiseite und entließ den Akoluthen mit einem Lächeln und einem Nicken. »Nehmt Platz.«
    Aus Gründen, die er mit niemandem teilte, hielt Holze nichts von bequemen Stühlen. Jarralt ließ sich auf dem hölzernen Hocker mit Rückenlehne neben dem Schreibpult des Geistlichen nieder und verschränkte gelassen die Hände auf dem Schoß.
    »Mir ist klar, dass jedwede Vorbehalte, die ich in Bezug auf die gegenwärtigen Zustände unseres Königreichs äußere, von manchen lediglich als die Äußerungen eines ehrgeizigen, verbitterten Mannes betrachtet werden. Aber ich hoffe, Ihr werdet sie als das sehen, was sie wirklich sind: die aufrichtige Sorge um Lurs Zukunft.«
    Das fortschreitende Alter hatte Holzes Verstand keineswegs getrübt. Sein Blick war scharf, seine Miene aufmerksam, als er sagte: »Ihr seid wegen Durm hier. Und wegen des Königs.«
    Jarralt nickte. »Ja. Und obwohl wir beide nicht immer einer Meinung waren, denke ich doch, dass Ihr mich als einen Mann kennt, der dieses Königreich liebt, Efrim, und nur das Beste für sein Land will.«
    »Ja, Conroyd. Das weiß ich.«
    »Bitte, glaubt mir, dass es mir keine Freude bereitet, dies zu sagen. Aber Stillschweigen wäre ein Verrat an allem, was mir teuer ist.« Er küsste seinen heiligen Ring. »Ein Verrat an der Gesegneten Barl selbst.«
    Holze seufzte. »Sprecht.«
    »Ich versuche, mir ins Gedächtnis zu rufen, dass Seine Majestät jung ist und erst vor kurzem einen schweren Verlust erlitten hat«, sagte Jarralt stirnrunzelnd. »Und dass Durm sein ganzes Leben in den Dienst von Lurs Wohlergehen gestellt hat. Aber ich bin zutiefst beunruhigt und habe niemanden sonst, an den ich mich im Vertrauen um Rat wenden könnte.«
    »Sprecht Euch Eure Sorgen von der Seele, Conroyd«, erwiderte Holze sanft. »Teilt Eure Bedenken mit mir, und wir werden gemeinsam eine Lösung finden, die Euch ein wenig Ruhe schenkt.«
    Jarralt widerstand dem Drang, seine Position auf dem unbequemen Stuhl zu verändern, und setzte stattdessen eine ernste Miene auf, als schicke er sich zu einem feierlichen Geständnis an. »Borne war ein großer König. Wir haben uns aus offenkundigen Gründen nicht nahe gestanden, aber ich würde seine Fähigkeiten als Wettermacher niemals in Abrede stellen. Seine häuslichen Ent– scheidungen würde ich in Zweifel ziehen, ja. Und die Art, wie er seinen Einfluss und seine Ausstrahlung genutzt hat, um seinen dynastischen Ehrgeiz zu befriedigen. Insbesondere dieses Verhalten fand ich beklagenswert. Aber es wurde beschlossen und genehmigt, und selbst ich konnte erkennen, dass Fane etwas Außergewöhnliches war.«
    »Auch Gar ist wohl kaum durchschnittlich«, bemerkte Holze.
    »Aber aus lauter falschen Gründen, Efrim. Er war den größten Teil seines Lebens ein Krüppel und besaß so viel Magie wie ein Stein. Und dann brach ohne Vorwarnung seine Macht aus ihm heraus, und niemand hat diese Macht je in Frage gestellt. Niemand fand die Geschehnisse eigenartig.

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