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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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»Wäre es meine Absicht, könnte ich Euch hier und jetzt ersticken«, fuhr Jarralt mit einschmeichelnder Stimme fort. »Soll ich es tun? Wage ich es? Angesichts Eures zerstörten Körpers wäre es vielleicht sogar eine Gnade. Ihr habt nie viel übrig gehabt für Schwäche. Wenn es in Eurer Macht gelegen hätte, hättet Ihr Gar erstickt. Hätte Borne Euch geliebt, frage ich mich, wenn er das gewusst hätte? Wenn er in den Tiefen Eurer Augen das gesehen hätte, was ich dort gesehen habe, an dem Tag, an dem öffentlich bekannt gemacht wurde, dass sein Sohn ein Krüppel war?«
    Morg spürte, Wie sein Geist schauderte. Hörte Durms Krankenbett knarren, als Jarralt sich darauf stützte. Ein warmer, süßer Atemzug strich über Durms schwammiges Gesicht. Sanfte, starke Hände umschlossen die eingefallenen Wangen. Während er sich mühte, Durms nutzlosem Körper zu entfliehen, hörte er ein hämisches Flüstern.
    »Es fällt ein Schatten über Euch, Durm. Spürt Ihr es? Es ist der Schatten des Hauses Jarralt, der Euch tief in endlose Dunkelheit stürzt…«
    Die Hände, die Durms Gesicht umfassten, spannten sich an.
    Daumen, so heiß wie Kohlen, pressten sich auf seine Augäpfel, brannten sich durch seidenpapierdünne Lider. Morg spürte, wie sein Geist zuckte, spürte eine gewaltige Flut von Macht zu Macht, von Gleich zu Gleich, ein Lied von Verlangen und Gier und ungestilltem Durst. Aus weiter Ferne hörte er Durms schreckliches Heulen der Qual.
    »Sieh mich an, du von Drogen durchweichter Kadaver!«, zischte Jarralt. »Sieh mich an und sieh, dass ich gesiegt habe!«
    Blendende Helligkeit, als Jarralt mit den Daumen Durms vom Schmerz eingefallene Lider hochzog. Morg schwelgte darin, aalte sich darin, spürte das letzte Aufflammen seiner Kraft und seines Willens, die die Barriere zwischen ihm selbst und der Welt durchbrachen. Endlich brachen die klebrigen Bande siechen Fleisches, und er hatte sich von Durms zerbrochenem Leib befreit, befreit aus diesem schrecklichen Gefängnis, befreit, um in einen neuen Wirt hineinzufließen, einen perfekten Wirt, einen lebensprühenden, tatkräftigen, unersättlichen Wirt. Jarralt öffnete den Mund, um zu schreien – und Morg floss in ihn hinein. Floss durch Arterien und Venen, durchtränkte Haut und Sehnen, überschwemmte Jarralts Muskeln, seine Knochen und sein Gehirn, bis keine einzige Zelle mehr existierte, die nicht er selbst war. Er ließ Durm sterbend zurück, die Lippen zu einem einzigen Wort geformt:
Morg.
    Morg, der sich von Durm entfernte wie ein Mann, der unwissentlich Unrat berührt hatte, stolzierte in der engen Krankenstube umher und kostete das herrliche Gefühl seines neuen Wirts in vollen Zügen aus: ein Mann in der Blüte seiner Jahre, gesund und geschmeidig und fabelhaft gutaussehend. Endlich Fleisch, das seines Geistes würdig war! In den Tiefen seiner selbst gefangen, kreischte Jarralt und schlug um sich.
    In dem Bett, gestützt von Kissen, atmete Durm in langsamen, schweren Zügen, sog widerstrebend Luft in seine Lungen.
    Morg lächelte. »Fetter Narr. Ein Jammer, dass du nicht hier sein wirst, um meinen letzten Triumph zu erleben.« Der Klang seiner Worte, hervorgebracht von Jarralts ausnehmend wohlklingender Stimme, war ein Schock. Er hatte sich an Durms unmelodisches Greinen gewöhnt. Jetzt streckte er die Hand aus und strich mit einem schlanken Finger über die schwammige, teigige Wange des siechen Mannes. Dann schickte er sich an, die zuckende Flamme dieses schwachen Lebens auszulöschen. Die Tür wurde geöffnet, und Nix räusperte sich. »Mylord, verzeiht mir, aber Durm bedarf einer weiteren Behandlung. Ihr könnt morgen wiederkommen, falls Ihr es wünscht.«
    Morg richtete sich auf. »Das würde ich sehr gern tun, Nix. Sofern keine dringenden Staatsangelegenheiten mich aufhalten.«
    »Natürlich, Herr«, erwiderte der Pother. »Ich hoffe, Ihr habt aus Eurem Besuch ein wenig Trost geschöpft, Mylord?«
    Er klopfte auf Durms Kissen, als liege ihm das Wohlergehen des Patienten am Herzen, dann drehte er sich um, um dem Pother ein Lächeln zu schenken. »Trost? Mein lieber Nix«, sagte er mit dieser magischen, melodischen Stimme, »Ihr habt ja keine Ahnung.«
    Verstockt und ohne auch nur auf die Ankunft des Ersatzmanns aus dem Palast, Ganfei, zu warten, packte Matt seine geringe Habe zusammen und räumte sein Quartier, während die Stallburschen anderswo waren. Dann nahm er sich ein Zimmer in Verrys Herberge. Er brauchte Zeit, um zu begreifen, was an diesem

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