König 01 - Königsmörder
keinen Bestand?« Der Olk versteifte sich. Morg, der ihn genau beobachtete, sah etwas in seinen Augen aufflackern. Und wusste, dass, was immer er als Nächstes über die Lippen bringen mochte, eine Lüge sein würde.
»Wie kommt Ihr auf eine solche Idee, Herr? Seiner Majestät Magie ist stark und wahr. Er ist in der Tat seines Vaters Sohn. Und er wird es Euch selbst sagen, sobald er kann.«
Nix bemerkte mit scharfem Tonfall: »Und wenn Ihr damit Eure Nachricht überbracht habt, Asher, dürft Ihr Euch zurückziehen. Der Meistermagier hat für den Augenblick genug, womit er fertig werden muss.«
Gars Schoßtier verneigte sich. »Herr.« Dann verneigte er sich noch einmal vor Durm. »Herr. Habt Ihr eine Nachricht für den König? Ich schätze, ein oder zwei Worte von Euch würden ihm Mut machen. Ich will nicht respektlos sein, aber er hat sich schreckliche Sorgen um Euch gemacht.«
Morg quetschte sich eine weitere Träne ab. »Der liebe, liebe Junge. Sagt ihm dies, Asher. Ich liebe ihn und trauere mit ihm, und ich verspreche ihm eines: Dass wir zusammen dafür sorgen werden, dass unser geliebtes Königreich sein glorreiches Schicksal erreichen wird, wie es an dem Tag, an dem Barl über die Berge kam, verfügt wurde.«
Der Olk tauschte einen verwirrten Blick mit Nix und verneigte sich abermals. »Ja, Herr. Ich werde es ihm ausrichten.«
Er verließ den Raum. Nix tat dasselbe, nachdem er abermals einigen Wirbel gemacht hatte. Von loderndem Triumph erfüllt, gestattete Morg sich ein heiseres, lautloses Lachen.
Der Krüppel versagte. Die Zeit war endlich gekommen.
Jetzt musste er nur noch einen Weg aus Durms verbrauchtem, nutzlosem Körper finden… und der Sieg würde sein sein.
Conroyd Jarralt ging zu den melodischen Klängen von Ethienne, die zornig eine Dienerin ausschalt, die Treppe hinunter. »Ich habe eigens um
gelbe
Rosen gebeten! Bist du farbenblind? Oder einfach nur dumm, wie der Rest deiner olkischen Freunde?«
Die Dienerin war den Tränen nahe; mit überquellenden Augen, geröteten Wangen und einer zitternden Unterlippe. Ohne auf sie zu achten, legte er seiner schimpfenden Frau einen Arm um die Schultern und führte sie geschickt in den Flur und von dort aus weiter in die Eingangshalle und zur Vordertür. »Das genügt, Ethienne. Es sind Blumen, es ist keine Frage von Leben und Tod.« Sie zog einen Schmollmund. »Aber Conroyd…«
Er umfasste sie fester, so fest, dass sie in Schweigen verfiel. »Wie kleine Stare in ihrem Nest, meine Liebe, neigen olkische Diener dazu zu zwitschern. Und da der olkische Rüpel dem Thron so nahe steht und großen Einfluss hat, wäre es mir lieb, wenn er keine Berichte aus vierter Hand bekäme, die behaupten, ich gestattete unter meinem Dach die Misshandlung seines Volkes. Haben wir uns verstanden?«
Sie wand sich, und er ließ sie los. Dann beobachtete er, wie sie mit makellos gepflegten Fingern ihr Haar glatt strich. Ihre juwelenbesetzten Ringe blitzten im Nachmittagssonnenschein, der durch die hohen Fenster ihres Stadthauses fiel. Ihr alterndes, perfekt geschminktes Gesicht war verdrossen. »Ja, Conroyd.« Er küsste ihre duftende Wange und schlug einen sanfteren Tonfall an, denn Ethienne reagierte stets am bereitwilligsten auf Schmeichelei. »Ich habe eine Angelegenheit mit Holze zu regeln. Soll ich dir einige gelbe Rosen mitbringen?« Sie hob die Hände und strich die Falten seines seidenen Halstuches glatt. Echos des koketten Mädchens, das er geheiratet hatte. »Schön. Und komm nicht zu spät nach Hause! Wir erwarten heute Abend die Daltries und die Sorvolds zu Gast, du erinnerst dich?«
Er erinnerte sich in der Tat. Und mit ein wenig Glück würde er Neuigkeiten für sie haben, die dem Mahl zusätzliche Würze verleihen würden. »Natürlich, meine Liebe«, sagte er und küsste sie noch einmal auf die Wange. »Bis heute Abend.« Er schloss die Tür vor ihrem gezierten Gelächter und stieg in seine leuchtend blaue Kutsche, diejenige, die auf beiden Türen stolz das Emblem seines Hauses zur Schau trug. Die Pferde, die sie zogen, waren Vollblüter, aufgeputzt mit einem gleichen Maß an Stolz.
Dies war kein Tag für Verstohlenheit. Zumindest nicht für übertriebene Verstohlenheit.
Die Stimmung in Dorana war bestens, bemerkte er, während die Kutsche zügig von seinem Stadthaus auf das Zentrum der Stadt zuholperte. Die Düsternis der vergangenen Wochen war verflogen, zweifellos weggespült von Gars Tüchtigkeit als Wettermacher. Die Doranen und Olken, an denen er
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