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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Menschen, die ihm auf der Straße zulächelten, Men– schen, denen er nie begegnet war, die ihn jedoch kannten, weil er der Tribun für Olkische Angelegenheiten war und eine wichtige Persönlichkeit.
    Matt war natürlich nicht da. Das bedauerte er. Ebenso wie er es bedauerte, die Fassung verloren zu haben. Aber das würde er bald wieder in Ordnung bringen. Wenn nötig würde er dazu den ganzen Weg bis hinunter zu den Tälern reiten. Lange Phasen des Schweigens konnten schnell zu Katastrophen führen… und
ein
Jed war genug für ein ganzes Leben. Die Plattform hielt an, und er wurde jäh aus seinen Erinnerungen gerissen. Der Aufruhr, mit dem die Menschen ihn willkommen hießen, schwoll an und vibrierte in seinen Knochen. Er hätte beinahe den Schwanz eingezogen und die Flucht ergriffen. Aber dann sah er Lady Marnagh an ihrem Tisch, die ihm, hinter einer höflichen Maske verborgen, dolchscharfe Blicke zuwarf. Sie konnte offen– sichtlich seine Gedanken lesen. Er holte tief Luft, dann trat er auf das Podest des Rechtgebers. Setzte sich auf den Stuhl des Rechtgebers und schlug dreimal die goldene Glocke des Rechtgebers.
    Ebenso gut hätte er gegen den Wind pissen können.
    Also stand er auf und hob die Arme, um Schweigen zu gebieten. Sein olkisches Publikum schrie nur umso lauter. Er wedelte mit den Armen, wobei er sich brennend der Anwesenheit von Conroyd Jarralt und Barlsmann Holze bewusst war, der Anwesenheit der doranischen Mitglieder des Großrats. Ohne es zu wollen, stellte er sich vor, wie dieses Spektakel auf sie wirken mochte und wie leicht sie es an Gar auslassen konnten. An ihm. An den Olken im Allgemeinen. Er blickte zu dem nächststehenden Wachposten und zog eine Grimasse. Jolin verkniff sich ein Grinsen und klopfte warnend mit seiner Pike auf den gekachelten Boden. Die anderen Wachposten taten es ihm nach.
    Seine olkischen Bewunderer, der Kuckuck hole sie, ignorierten sein Verlangen nach Schweigen.
    Mit einem tiefen Atemzug und hämmerndem Herzen sprang er auf den rotsamtenen Sitz des Rechtgebers. »Verdammt und zugenäht!«, brüllte er. Die mit Magie durchtränkte Akustik verstärkte den Ruf, sodass seine Stimme scharf in jedes Ohr drang. »Würdet ihr, verflucht noch mal,
still sein?«
    Gelächter. Das eine oder andere erschrockene Aufkeuchen. Nachgeschobene Rufe – »Gepriesen sei Barl« und »Heil Asher«. Dann senkte sich widerstrebend Stille über den Saal.
    Asher sprang leichtfüßig von dem Stuhl herunter. »Also gut.« Er zupfte an dem Wams unter seiner roten Samtrobe. »Nachdem
das
geregelt wäre, lasst uns zur Sache kommen.«
    Indigo Glospottle ergriff als Erster das Wort. Obwohl die Mehrheit der Menschen in der Stadt mittlerweile die wesentlichen Punkte seiner Klage kennen musste – eingedenk des Umstands, dass seine Zunge kaum jemals still stand –, hingen die Olken im Publikum dennoch an seinen Lippen, als säßen sie im Theater, nicht in der Halle der Gerechtigkeit, und als sei dies eine großartige, prächtige Darbietung eigens zu ihrer Erheiterung.
    Asher, der ein Grinsen unterdrücken musste, vermutete, dass es in vieler Hinsicht tatsächlich so war. Der mit rotem Samt beschlagene Stuhl war bequem. Er lehnte sich zurück, das Kinn auf eine Hand gestützt, und versuchte, so auszusehen, als seien Glospottles Tiraden aufregende Neuigkeiten für ihn. Zu guter Letzt, nach viel Gewese und Herumgefuchtel mit den Händen, näherte sich Glospottles Geschichte, welches Unrecht man ihm doch getan und wie man ihn drangsaliert habe, zögernd dem Ende. Was bedeutete, dass Gildemeister Roddle sich gewichtig erhob und genau das Gegenteil geltend machte. Zehn Minuten später hatte Asher genug von dem Gefasel des übertrieben elegant gekleideten Färbers. Er hob warnend die Hand. »Einen Moment. Nur… einen Moment. Mir scheint, diese ganze Geschichte verwandelt sich langsam in einen Igel.«
    Roddle blinzelte.
»Igel?«
    »Ungemütlich stachelig«, erklärte er, während ein weiteres Raunen der Erheiterung durch die dicht besetzte Halle ging. Er ignorierte es. »Also, Meister Roddle…«
    »Gildemeister
Roddle.«
    »Fürs Erste.« Asher bleckte die Zähne. »Vorausgesetzt, dass Ihr es Euch nicht zur Gewohnheit macht, mich zu unterbrechen. Ich habe die letzten beiden Tage damit zugebracht, die Regeln und Statuten Eurer Gilde zu lesen, ihre Ordnungen und verbrieften Artikel und was weiß ich nicht alles, und ich erinnere mich nicht daran, irgendwo erwähnt gefunden zu haben, dass neu ersonnene

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