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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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noch schmollend. »Schick ihn weg, Conroyd, bitte. Es ist mitten in der Nacht, und er ist wirklich ganz und gar widerwärtig!«
    Morg warf die Decken beiseite.
»Willer?«
    »Ja, das ist es. Willer. Was, in Barls Namen, hast du mit solch einem…« Er sprang fluchend aus dem Bett. »Sei still, du lächerliches altes Weib!« Er ignorierte ihren ächzenden Schock, während er sich in Jarralts Morgenrock hüllte und aus dem Raum eilte.
    Willer wartete in der Halle, zerzaust, blutbeschmiert, schlammverkrustet und ekelhaft. »Mylord!«, rief er und huschte über den Teppich, um ihm am Fuß der Treppen entgegenzukommen. »Oh, Mylord! Der Meistermagier ist tot, und… und…«
    Morg packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. »Und was, Mann? Geht es um Asher? Schnell, sagt es mir, geht es um Asher?«
    Die Augen des fetten kleinen Olk leuchteten wie Sterne. »Oh, Mylord, ja, es geht um Asher! Endlich, Herr,
endlich!
Lord Jarralt,
wir haben ihn!«

DRITTER TEIL
    Pellen Orrick seufzte und nahm nachdenklich noch einen Schluck Tee. Vor dem Fenster seiner Amtsstube im Wachhaus rieselte noch immer der Schnee vom Himmel und ließ sich auf dem Fenstersims, im Hof, auf dem Torpfosten und auf den Straßen nieder. Das Leuchten des Glimmfeuers der Straßenlaterne verwandelte Weiß in Gold, eine stete Erinnerung an Magie.
    Tiefe Stille umgab ihn. Die Zellen unten im Wachhaus waren für den Augenblick frei von Gästen, und die Männer der Nachtschicht schliefen friedlich auf ihren Pritschen. Alles war wie immer, jetzt, da es in der Stadt keine Trauernden mehr gab und das Leben sich langsam in einen neuen Rhythmus fügte. Gar auf dem Thron. Asher der Tribun für Olkische Angelegenheiten.
    Bei dem Gedanken an Asher verzogen seine Lippen sich zu einem Lächeln. Ungeheuerlich. Der Mann war ungeheuerlich. Die Vorstellung in der Halle der Gerechtigkeit von heute – nein, von gestern – würde den Menschen noch auf Wochen Futter für Klatsch und Tratsch liefern. Auf Monate. Er hatte gedacht, dass Gildemeister Roddle auf der Stelle der Schlag treffen würde. Tatsächlich hätte ihn selbst beinahe der Schlag getroffen, solche Mühe hatte er gehabt, nicht laut aufzulachen.
    Der verworfene Asher war auf den Stuhl des Rechtgebers gestiegen. Den Stuhl, auf dem jahrelang die Hinterteile königlicher Rechtgeber gesessen hatten. Aber andererseits war das typisch für Asher, nicht wahr? Immer kletterte er auf Dinge. Ja, und auch über sie hinweg. Bänke. Tische. Hindernisse. Zwänge. Traditionen. Er zerfetzte Pomp und Konsequenz mit der ganzen Raffinesse einer Käsereibe. Lautloses, zuckendes Gelächter ließ ihn bis auf die Knochen erbeben. Indigo Glospottles Name würde jetzt für Generationen weiterleben. Dafür hatte Asher gesorgt. So viel Macht lag auf diesen breiten, muskulösen Schultern. Wenn jemand anderer auf diesem Stuhl des Rechtgebers gesessen hätte, so war sich Orrick sicher, dass die Menschen nicht gelacht, sondern sich Sorgen gemacht hätten. Eine solche Macht konnte einem Mann leichter den Kopf verdrehen als der wiegende Gang eines hübschen Mädchens. Aber nicht in Ashers Fall. Wenn er jemals einem Mann begegnet war, den die Verlockungen der Macht nicht im Mindesten beeindruckten, dann war es Asher.
    Im Kamin brach ein Holzscheit entzwei und zerfiel funkensprühend zu Kohle und Asche. Der Raum wurde natürlich von Magie gewärmt, aber im Winter ließ er dennoch ein Feuer brennen. Die meisten Menschen taten es. Selbst die Doranen liebten den Klang und den Geruch von frischem, brennendem Holz. Die Romantik zuckender Flammen.
    Orrick unterdrückte ein Gähnen. Es war mitten in der Nacht, und er hätte eigentlich schlafen sollen, aber Berichte, die geschrieben sein wollten, und anderer Papierkram waren treue Freunde, die immer auf ihn warteten. Und er hatte diese Dinge letzthin etwas auflaufen lassen. Höchst ungewöhnlich. Er war ein Mann, der seine Pflichten ernst nahm. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er früher zum letzten Mal heimgegangen war, ohne dass der tägliche Bericht fertiggestellt und für zukünftige Einsicht abgelegt war. Und jetzt saß er an seinem Schreibtisch und hatte die Berichte einer ganzen Woche noch unerledigt vor sich liegen. Das ging auf keinen Fall so weiter.
    Geräusche und Bewegungen auf der Straße unter seinem Fenster erregten seine Aufmerksamkeit. Das hohle Klappern von Hufen auf Pflastersteinen. Eine Kutsche, die vor den Toren des Wachhauses zum Stehen kam. Zwei in Umhänge gewandete

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