König 01 - Königsmörder
Glospottles Anhörung begraben.« »Nein, habe ich nicht! Ich bin gar nicht… Ach, egal!«, sagte Asher, und Willer stieß einen Seufzer lautloser Furcht aus. »Der verdammte Darran hat wahrscheinlich hier herumgeschnüffelt, während Dathne ihm den Rücken zukehrte. Also, Ihr seid Euch sicher, dass Ihr es richtig gemacht habt? Ich werde nicht Schnee dorthin schicken, wo Regen sein sollte, und Eis, wo man Schnee erwartet?«
»Es hat alles seine Richtigkeit«, sagte der König. »Ich mag meine Magie verloren haben, aber ich kann immer noch lesen und zählen.«
Einen Moment lang dachte Willer, dass er in Ohnmacht fallen würde. Der König hatte
seine Magie verloren?
»Freut mich, das zu hören«, erwiderte Asher. »Jetzt kehrt zu Euren Büchern zurück, und ich werde mich um diese Angelegenheit hier kümmern.«
»Also gut«, sagte der König widerstrebend. »Aber um Barls willen, sei vorsichtig. Überanstrenge dich nicht. Und trink unbedingt anschließend Nix Trank.« »Nörgel, Nörgel, Nörgel«, sagte Asher unfreundlich. Oh, er war ein
so
unhöflicher Mann…
Als Nächstes hörte man das Geräusch von Pergament, das zusammengerollt wurde. Zwei Paar Stiefel, die den Raum verließen. Willer hielt den Atem an, bis die Tür hinter ihnen klickend zufiel und Ashers Schlüssel sich abermals im Schloss drehte.
Wieder allein und unentdeckt, blieb Willer unter Dathnes Schreibtisch und zitterte so heftig, dass er glaubte, seine Zähne würden bersten wie Glas. Durm tot, der König seiner Magie beraubt – und Asher von Restharven ein Verbrecher! Der Mann, der an eben diesem Morgen in der Halle der Gerechtigkeit gestanden und es gewagt,
gewagt
hatte, über das Wohlergehen des Königreichs zu entscheiden. Die Heiligkeit von Barls hehren Gesetzen.
Er
machte Wetter.
Noch unglaublicher, er tat es mit König Gars Wissen! Sogar mit seinem Segen. Wie konnte das sein?
Gar
war nicht böse. Es gab nur eine Erklärung: Asher musste ihn irgendwie verzaubert haben. Ihn dazu gebracht haben, sich seinem verderbten Willen zu unterwerfen. Vielleicht war er es überhaupt, der ihm seine Magie gestohlen hatte.
Monströs.
Monströs!
Und dann machte das Entsetzen langsam einem heraufdämmerndem Glück Platz. Wie dies alles geschehen war, war nicht länger wichtig. Es war geschehen, und das war mehr als genug.
Gepriesen sei Barl!
weinte er in stiller Ekstase.
Gepriesen seien Barl und all ihre mächtigen Werke! Meine Gebete sind endlich erhört worden!
Dann meldete sich unerwartet und trotz seines überschäumenden Triumphs ein dünnes, scharfes Gefühl der Furcht.
Wenn das Königreich alles erfuhr, was er wusste – wenn Ashers Widernatürlichkeit und der blinde, törichte Glaube des Königs offenbart wurden –, dann würde Chaos ausbrechen. Der Aufruhr nach Timon Spakes Entdeckung würde nichts,
nichts
sein im Vergleich zu der Krise, die sich jetzt zusammenbraute. Es war unausweichlich: Alle Olken würden in irgendeiner Weise, sei sie groß oder klein, für Ashers Verbrechen zahlen. Auch wenn sie unschuldig waren. Auch wenn dies nicht ihr Vergehen war.
Als er sich die Konsequenzen ausmalte, geriet sein Mut ins Wanken. Er hielt ihrer aller Leben in der Hand. Er, Willer, würde, sobald er Lord Jarralt von dieser Entdeckung berichtete, der unmittelbare Grund für ihr ungerechtes Leiden sein. Die Menschen würden es wissen. Und
ihm
die Schuld geben. Er schluckte weitere Tränen herunter. Oh, wie ungerecht. Wie
ungerecht.
Ein weiteres Verbrechen, das er vor Ashers Füße legen konnte.
Und doch, er hatte keine Wahl. Er musste sprechen. Zum Wohle des Königreiches durfte er nicht schweigen. Asher durfte der Strafe nicht entrinnen. Der König musste von seinem verderblichen, bösartigen Einfluss befreit werden, ganz gleich, um welchen Preis. Ganz gleich, dass der arme Willer, Barls schuldloses Werkzeug, dennoch einen Teil der Verantwortung dafür würde tragen müssen. Die Geschichte würde ihn freisprechen. Mit der Zeit würde er als Held betrachtet werden. Ein Kämpe für Recht und Gerechtigkeit.
Das ist es, was ich bin, Barl! Ich bin dein Kämpe!
Als er fand, dass genug Zeit verstrichen war, schloss er die Tür mit Lord Jarralts magischem Schlüssel auf, stahl sich ungesehen aus dem Turm und ging zur Wetterkammer hinüber. Er wollte diese ungeheuerliche Nachricht Lord Jarralt erst dann überbringen, wenn er die schmutzigen, stinkenden Ausmaße von Ashers Verbrechen mit eigenen Augen gesehen hatte.
Zweimal kam er vom Weg ab. Die
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