König 01 - Königsmörder
ein Knüppel. »Asher? Was tut Ihr hier? Erzählt mir nicht, dass dieser abstoßende kleine Papagei
Recht
hatte?«
Eine schreckliche Welle von Furcht und Verzweiflung schlug über ihm zusammen, und er machte mit geballten Fäusten einen wilden Schritt nach vorn. »Ihr Narr, Willer! Ihr verfluchter, furzender
Narr!
Ihr habt
alles
ruiniert!« Willer grinste wie ein Schwachsinniger und tanzte auf den Ballen seiner hässlichen Plattfüße. »Nicht ruiniert!
Gerettet!
Ich habe das Königreich gerettet, und schon bald wird jeder es wissen!«, krähte er. »Unten stehen Wachen mit Ketten und Seilen bereit, um Euch an Händen und Füßen zu fesseln. Es ist vorbei, Asher! Ihr seid erledigt!«
Asher sprang auf ihn zu. »Ihr seid ein elender Idiot!«, schrie er, während er in seinem Zorn um sich schlug und trat. »Ihr seid eine schleimverkrustete, scheißefressende, widerwärtige
Meeresschnecke …«
Pellen trat vor und versetzte ihm einen Schlag auf den Kopf. Immer noch schwach und verletzbar von der Wettermagie, fiel er auf die Knie und würgte. »Glaubt ihm nicht, Pellen«, stieß er hervor, während eine Woge rot glühenden Schmerzes über ihm zusammenschlug. »Ihr
kennt
mich. Ich bin weder ein Verbrecher noch ein Verräter!«
Ein aus Eis gemeißeltes Gesicht hätte wärmer gewirkt. »Wie kann ich ihm nicht glauben, Asher! Ihr seid in der Wetterkammer, wo Ihr nichts zu suchen habt.« Er stöhnte. »Schickt nach dem König. Er wird alles erklären, er wird…« »Was tut Ihr hier?«
Er hatte solche Angst, dass er sich am liebsten übergeben hätte. »Das sage ich nicht«, flüsterte er. »Ich will mit Gar sprechen.«
Pellens Augen waren ohne Hoffnung oder Mitleid. »Asher von Restharven, im Namen unseres Königs und kraft der mir als Hauptmann dieser Stadt verliehenen Autorität stelle ich Euch wegen des schweren Verbrechens, Barls erstes Gesetz gebrochen zu haben, unter Arrest.«
»Gut gemacht, Hauptmann«, sagte Conroyd Jarralt und ließ elegant behandschuhte Finger auf Pellens Schulter fallen. An seiner Seite tanzte Willer noch immer seinen kleinen Siegestanz und strahlte dabei wie ein gieriges Kind am Morgen des Großen Barlstags. »Ich stelle fest, dass ich Eure Loyalität nicht länger in Zweifel zu ziehen brauche. Jetzt ruft Eure Männer herauf und sorgt dafür, dass dieser Verräter gut gefesselt wird. Es gibt viele Fragen, die gestellt und beantwortet werden müssen.«
Sie sperrten ihn in denselben Käfig, in dem Timon Spake die letzten Stunden vor seinem Tod verbracht hatte. Als ein ignoranter Asher von Restharven unbekümmert gesagt hatte:
»Hack dem Bastard den Kopf ab.«
Er schluckte düsteres Gelächter und Tränen herunter.
Ich wollte doch nichts als ein Boot und den Ozean und einen offenen, sonnenbeschienenen Himmel…
Gars Antwort foppte ihn wie ein Echo aus fernen Tagen, die jetzt Jahre zurückzuliegen schienen.
»Nicht jeder bekommt, was er will, Asher. Die meisten Menschen bekommen nur das, was man ihnen gibt.«
Wieder die Drohung morbider Erheiterung.
Schön. Also kann ich es zurückgeben?
Er unterdrückte ein Stöhnen und versuchte, die beharrlichen Schmerzen seines Körpers zu ignorieren. Die Wachen hatten ihm den Knebel und die würgende Hanfschlinge abgerissen, die sie für den Weg von der Wetterkammer bis zur Wache für notwendig erachtet hatten, aber seine Arme waren immer noch so fest auf den Rücken gefesselt, dass sie beinahe brachen. Seine Ellbogen pulsierten, seine Gelenke waren aufgeschürft, seine geschwollenen Hände pochten, und seine Schultergelenke brannten. Sein Mund schmeckte nach Asche und getrocknetem Blut. Sein Kopf und sein Ohr taten weh, wo Pellen ihn mit seinem Knüppel ge– troffen hatte.
Er wünschte sich sehnlichst, sich hinzusetzen, aber man hatte die Bank und das Stroh, die Timon Spake zur Verfügung gestanden hatten, weggeschafft, und der Boden war wenig verlockend; selbst durch seine Stiefel konnte er die Kälte der Pflastersteine spüren.
Noch dringender war sein Verlangen nach einem Eimer; seine Blase war bis zum Bersten gefüllt. Aber selbst wenn sie ihm einen Eimer dagelassen hätten, hätte er seine Hose nicht aufknöpfen können, und als er dem Drang nicht länger standhalten konnte, ließ er einfach locker; der heiße Urin, der an der Innenseite seines rechten Beins hinablief, war das einzig Warme in dem Käfig. Das und die Scham, die in ihm brannte wie Kohlen.
Scham, aber keine Furcht. Er weigerte sich, Angst zu haben. Gar hatte ihm versprochen,
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