König 01 - Königsmörder
durchzusehen, und er hatte nicht einmal die winzigste Spur von Barls Tagebuch entdeckt.
»Ich bin nicht interessiert. Und jetzt hinaus mit Euch.« Als Conroyd sich nicht von der Stelle rührte, richtete er sich auf und schrie: »Seid Ihr taub? Euer König hat Euch soeben einen Befehl erteilt!
Hinaus!«
Conroyd lächelte. »Euer handzahmer Olk ist verhaftet und sitzt in einer Zelle, und Ihr müsst gewisse Dinge, die sich aus seiner Verhaftung ergeben, aufklären.« Er stieg aus dem Bett, wobei er halb hinausfiel. Dann griff er nach seinem Morgenmantel und bedeckte seine Nacktheit.
»Verhaftet?
Auf wessen Geheiß? Eures? Wie könnt Ihr es
wagen?
Lasst ihn frei! Sofort!
Und dann übernehmt selbst seinen Platz im Wachhaus!«
Conroyd musterte ihn ungerührt. »Ihr fragt gar nicht, warum er verhaftet wurde. Kann es sein, dass Ihr es bereits wisst?«
Barl rette sie… Barl rette sie…
»Der Grund schert mich nicht. Es zählt einzig, dass Ihr, ohne Euch mit Eurem König zu beraten, Hand an ein anderes Mitglied des Kronrats gelegt habt! So etwas hättet Ihr nie getan, solange mein Vater noch lebte, und Ihr werdet es auch jetzt nicht tun, da er tot ist!«
»Asher hat Barls erstes Gesetz gebrochen«, sagte Conroyd. »Wo sonst sollte er sein, wenn nicht im Gefängnis?«
Conroyd wusste Bescheid.
Stummes Entsetzen stieg in Gar auf, und er spürte, wie sein Blut sich in Eis verwandelte. Aus irgendeinem Grund wusste er
alles.
Jarralt lächelte höhnisch. »Ihr seid ein winselnder Krüppel. Habt Ihr wirklich geglaubt, Ihr könntet Erfolg haben? Gegen mich? Habt Ihr tatsächlich geglaubt, Ihr könntet mir mein Schicksal streitig machen? Meinen rechtmäßigen Anspruch auf dieses Land? Ihr seid wie Euer Vater, ein Schwächling und ein…«
»Sprecht nicht von meinem Vater!«
Conroyd beachtete ihn nicht. »Ein Verbrecher. Asher hat gestanden, Junge. Eure Magie hat Euch verlassen, und es steht über jeden Zweifel erhaben fest, dass Ihr sein Komplize bei seinem Verbrechen wart.«
»Hört Ihr Euch eigentlich selbst zu, Conroyd?«, fragte er mit leiser, zitternder Stimme. Sein leerer Magen brodelte, und Galle stieg ihm in die Kehle, in den Mund.
Asher war verhaftet worden.
»›Euer rechtmäßiger Anspruch auf dieses Land‹? Ihr arroganter Bastard. Vater hatte Recht: Wenn man Euch die Chance gäbe, würdet Ihr und Eure Erben die Doranen zu Göttern erklären und die Olken zu nichts Besserem als Sklaven! Ist es ein Wunder, dass ich alles tun, alles riskieren würde, um das Haus Jarralt vom Thron fernzuhalten?«
»Ihr seid ein jämmerlicher, kriechender Wurm!«, schrie Conroyd in einem rauen Flüsterton und trieb ihn rückwärts gegen die Wand. »Seid Ihr wirklich so blind, so dumm? Ihr habt einem Olk Magie gegeben! Ihr habt einer minderwertigen Rasse von Vieh
Macht
gegeben!«
»Lasst mich los, Conroyd«, sagte Gar, während der andere Mann die Finger in den Brokat seines Morgenmantels grub. »Lasst mich los und verschwindet von hier.«
»Wie habt Ihr es gemacht? Wer hat Euch geholfen?«, zischte Conroyd. »Der Abschaum weiß es nicht. War es einer meiner so genannten
Freunde?
Habt Ihr es so gemacht? Habt Ihr Daltrie Macht versprochen oder Boqur? Sorvold? Hafar? Habt Ihr ihnen Reichtümer versprochen als Gegenleistung für…« »Ich habe niemandem irgendetwas versprochen!«, rief er und riss sich los. »Und dies war ein Angriff auf Euren König – also seid
Ihr
jetzt der Verräter.« Aber Conroyd hörte nicht zu. Während er reglos dastand und die hektische Röte aus seinen Wangen wich, dämmerte hinter seinen Augen langsam Begreifen. »Sie war
in
ihm?«, fragte er langsam. Beinahe ungläubig. »Der Olk hat
eigene
Magie?«
Mit hämmerndem Herzen zwängte Gar sich an ihm vorbei, stolperte gegen die Ecke des Bettes und wäre um ein Haar gestürzt. »Geht nach Hause, Mylord. Betrachtet es als Hausarrest. Ich werde…«
»Ihr werdet gar nichts tun!«, entgegnete Conroyd und lachte. »Kleiner, verkrüppelter König, versteht Ihr denn nicht? Es ist
vorbei.
Euer Geheimnis ist offenbar geworden, Euer Versagen ans Licht gekommen. Asher von Restharven ist es bestimmt zu sterben – und es steht nicht in Eurer Macht, ihn zu retten.«
Aber ich habe es ihm versprochen! Ich hab's versprochen!
Gar kämpfte die aufsteigende Übelkeit nieder und zwang sich, in Conroyds hasserfülltes Gesicht zu blicken. »Alles, was Asher getan hat, hat er getan, weil ich ihn darum gebeten habe. Weil er mein Freund ist.«
Conroyd lächelte. »Dann ist er ein
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