König 01 - Königsmörder
sprechen!«
Wir?
Während die Dienstmagd antwortete, konnte er einen Blick auf Willer werfen und auf den Mann, der vor ihm die Treppe hinaufging–Lord Jarralt.
Er wandte sich zu seinem Schreibtisch um. Als Willer dicht hinter Lord Jarralt in den Raum stolziert kam, war Darran ganz damit beschäftigt, sich einen Überblick über die Termine des Tages zu verschaffen. Er stand auf und verneigte sich. »Mylord.« Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf seinen Gehilfen. »Ihr seid heute Morgen schrecklich spät dran, Herr. Darf ich fragen, wo…«
»Im Wachhaus«, sagte Willer. »In Staatsangelegenheiten.«
»Auf meinen Wünsch«, fügte Lord Jarralt hinzu. »Ich darf doch annehmen, dass Ihr keine Einwände habt?«
Staatsangelegenheiten?
Willer?
Darran verbeugte sich abermals. »Natürlich nicht, Mylord.« Er räusperte sich. »Kann ich Euch in irgendeiner Weise behilflich sein, My…«
»Asher von Restharven ist verhaftet worden«, antwortete Lord Jarralt. Jeder Beobachter der Szene hätte gedacht, diese Eröffnung sei wenig aufregend für ihn – vorausgesetzt, dass man ihm nicht in die Augen sah.
»Verhaftet?«, wiederholte Darran schwach. »Unter welcher Anklage?« »Es gibt keine Anklage, sondern erwiesenen Hochverrat!«, sagte Willer. »Seine Schuld ist über jeden Zweifel erhaben! Er…«
»Willer«, sagte Lord Jarralt sanft.
Willers Mund klappte zu wie eine Mausefalle.
»Ich muss den König sprechen«, fuhr Jarralt fort. »Bringt mich zu ihm.« Darran trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Mylord, Seine Majestät hat gestern Nacht Schnee heraufbeschworen. Das Wettermachen strengt ihn sehr an, und am folgenden Morgen bleibt er oft lange im Bett…« »Sofort«, sagte Lord Jarralt.
Offensichtlich kam Widerspruch nicht infrage. »Mylord«, entgegnete er und drehte sich dann zu Willer um. »Ich werde nicht lange fort sein. Seid so gut und bereitet für mich die Notizen für die heutige Versammlung mit…«
»Nein«, erwiderte Willer grinsend. »Ich arbeite nicht länger für Euch. Lord Jarralt hat mir eine Stellung in seinem Haus angeboten, und ich habe das Angebot angenommen.«
»Ihr habt
was
getan?«
»Ihr seid ein Narr, Darran«, sagte Willer gehässig. »Euch hat Asher übertölpelt wie jeden anderen auch. Selbst den König hat er geblendet. Aber mich nicht.
Ich
habe ihn durchschaut. Ich bin Barl treu geblieben – und Lord Jarralt weiß es. Ihr werdet Euch einen anderen Laufburschen suchen müssen.«
Es juckte ihn in allen Fingern, Willer das unverschämte Lächeln aus dem Gesicht zu schlagen. »Ich verstehe«, antwortete er mit dünner Stimme. »Herzlichen Glückwunsch. Entfernt bitte jedwede persönliche Habe von Eurem Schreibtisch, bevor Ihr geht.«
Willer sah sich voller Abscheu im Raum um. »Es gibt nichts, was ich von hier mitnehmen möchte.«
»Dann begebt Euch in mein Stadthaus«, sagte Lord Jarralt, »und wartet dort auf meine Rückkehr.«
»Mylord«, antwortete Willer mit einer überschwänglichen Verbeugung und zog sich zurück.
Der selbstherrliche, undankbare kleine… kleine…
Scheißhaufen!
Darran sah ihm mit schlecht verhohlener Verachtung nach, dann trat er von seinem Schreibtisch zurück. »Mylord? Wenn Ihr mir folgen wollt?«
Sein Herz hämmerte, und in seinem Kopf wirbelten Schreck und Spekulationen umher und das brennende Verlangen zu erfahren, was Asher getan hatte. Schweigend führte er Lord Jarralt die Wendeltreppe hinauf zu der Tür zu den Gemächern Seiner Majestät.
Eine grobe Hand, die ihn schüttelte, und unangenehm grelles Sonnenlicht weckten Gar aus dem Schlummer.
»Hoch mit Euch, Junge«, erklang eine schroffe, unwillkommene Stimme. »Eure Sünden sind ans Licht gekommen.«
Er richtete sich ungläubig auf.
»Conroyd?
Was hat das zu bedeuten? Wie seid Ihr hier hereingekommen?«
Conroyd Jarralt stand neben seinem Bett, und das Sonnenlicht hinter ihm ließ sein goldenes Haar noch goldener erscheinen. »Euer Sekretär hat mich hergebracht.«
»Dann ist er entlassen. Darran, habt Ihr gehört? Ihr seid entlassen!« Er spähte mit halb geschlossenen Augen im Raum umher. »Wo seid Ihr, Ihr verfluchtes altes Waschweib?«
»Nicht hier«, erklärte Conroyd. »Was ich zu sagen habe, ist einzig für Eure Ohren bestimmt.«
Gar ließ sich wieder unter seine Decken gleiten und legte einen Arm übers Gesicht. Es kam ihm so vor, als sei er erst vor wenigen Augenblicken eingeschlafen. Stunden um Stunden hatte er damit verbracht, Durms geliehene Bücher
Weitere Kostenlose Bücher