König 01 - Königsmörder
Meistermagier zu befragen. Hätte mehr über Barls Tagebuch und die Frage herausfinden können, wie Durm es benutzt hatte, wenn überhaupt, und warum es ihre einzige Hoffnung war. Er musste das Buch finden. Wenn es ein Entrinnen aus diesem Albtraum gab, würde er es vielleicht dort finden… »Danke, Holze«, erwiderte er steif. »In meinem Namen und im Namen meines Vaters.« Dann sah er wieder zu Conroyd hinüber. »Ihr werdet seinen Nachfolger erwählen müssen.« Conroyd zuckte die Achseln. »Gewiss. Irgendwann.«
»Nein. Jetzt. Das Gesetz äußert sich dazu ganz klar, Ihr müsst…«
»Gesetz?« Conroyd lachte. »Ihr sitzt dort und belehrt mich über das
Gesetz?
Haltet den Mund, Balg. Erinnert Euch an Eure neue Position im Königreich.« Er stand auf und fühlte sich dabei höchst eigenartig. Schwerelos, als schwebe er direkt aus seinem Körper. »Das werde ich. Sind wir fertig?«
»Für den Augenblick.«
»Dann geht.«
Conroyd hob die goldenen Brauen. »Geht,
Eure Majestät.«
Er öffnete den Mund, um irgendetwas Katastrophales zu sagen, wurde jedoch durch Darrans hektischen Eintritt daran gehindert. »Verzeiht mir, Eure Majestät, aber aus dem Wachhaus der Stadt ist eine dringende Nachricht gekommen. Sie kommt von Hauptmann Orrick. Der Läufer wartet auf Eure Antwort.« Conroyd streckte die Hand aus. »Gebt sie her.«
Darran zögerte. »Mylord, sie ist an den König gerichtet.«
»Gebt sie her!«
Gar nickte, während Darran ihn unsicher und unglücklich ansah. Die Nachricht wurde überreicht. Conroyd brach das Siegel und las sie. Faltete sie wieder zusammen und schob sie in seine Tasche. »Sag dem Läufer, er solle Hauptmann Orrick davon in Kenntnis setzen, dass ich mich zu gegebener Zeit im Wachhaus einfinden werde.«
Darran machte einen Schritt auf ihn zu. »Herr…?«
Gar starrte zu Boden. »Tut, was Lord Jarralt sagt, Darran.«
»Ja, Herr«, erwiderte Darran und zog sich zurück.
»Was stand in der Nachricht?«, fragte er.
Conroyd schüttelte den Kopf. »Nichts, das Euch noch länger etwas angehen würde.«
Jarralt und Holze brachen auf und nahmen die unterzeichneten Proklamationen mit. Ziellos und leer im Kopf wie im Herzen, schlenderte Gar durch den Raum. Darran kehrte zurück und blieb zögernd in der offenen Tür stehen. »Eure Majestät…«
»Lasst mich in Ruhe.«
Darran machte einen Schritt nach vorn. »Herr, Lord Jarralt gibt Befehle. Er sagt…«
»Ich weiß, was er sagt«, flüsterte er und strich sachte über die Bücher auf einem Regal. »Lord Jarralt ist ein zungenfertiger Mann.«
Darrans gefurchtes Gesicht war der Inbegriff von Verwirrung und Entsetzen. »Herr! Er sagt, Ihr seid nicht länger der König.«
»Er hat Recht. Ich habe einen anstrengenden Morgen hinter mir, Darran, obwohl Ihr das vielleicht nicht glauben werdet, wenn Ihr mich anseht.«
»Eure Majestät…«
»Nennt mich nicht mehr so!«
Erschrockenes Schweigen senkte sich über den Raum. Darran schlich sich ein wenig näher heran. »Herr?«
»Wisst Ihr, was ich getan habe, seit ich die Augen aufgeschlagen habe?« Jetzt war es an Darran zu flüstern. »Nein, Herr.«
»Dann werde ich es Euch erzählen. Ich habe gefrühstückt, dem Thron entsagt und meinen Freund ermordet. Und schaut, es ist nicht einmal Mittag! Schnell, Darran, findet mir einen Säugling, und ich werde ihn vor dem Mittagessen erwürgen!«
»Herr!«
Es war ein Schock für ihn, als er begriff, dass er weinte. Heiße Tränen, die aus kalten Augen fielen. Die aus einem kalten, mörderischen Herzen quollen. »Lasst mich einfach allein, ja?«, rief er. »Verschwindet, alter Mann, alter Narr! Geht und lasst mich allein!«
Und Darran floh…
Es kam ihm so vor, als seien Jahre verstrichen, aber schließlich kehrte Orrick zurück. Als die äußere Tür der Zelle wieder geöffnet wurde, erhob Asher sich ächzend und trat vor die verschlossene Tür seines Käfigs.
»Pellen!«, sagte er eifrig und reckte den Hals, um an dem Hauptmann vorbeischauen zu können. »Habt Ihr ihn geholt? Kommt er? Ist alles geregelt? Was ist das für eine Schriftrolle, die Ihr in der Hand habt? Ist das mein Straferlass?«
Pellen warf ihm einen Blick zu, der so kalt, so hart war, dass es sich anfühlte, als habe man ihm mit einer Eisenstange ins Gesicht geschlagen. »Seid still!« Sein Herz setzte einen Schlag aus. »Pellen? Was ist los, was…«
Und dann brach er ab, denn in diesem Moment trat Conroyd Jarralt in die äußere Zelle. Er hielt ein schmales Schüreisen in
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