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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Pferd. Wie es scheint, habt Ihr einen sorglosen Sohn großgezogen.«
    Die Enttäuschung eines Vaters.
Kannst du sie nicht zurückbekommen? Natürlich kann er das nicht. Er ist nutzlos.
Die wütende Verachtung einer Schwester.
    »Es tut mir leid«, wiederholte er. »Ich habe mein Bestes gegeben.
    Unglücklicherweise hat sich herausgestellt, dass es nicht genug war.« Schweigen. Sprachen sie wirklich, oder verlor er den Verstand? Und wenn es so war – spielte es überhaupt eine Rolle?
    Typisch,
hörte er Fane höhnisch sagen.
Jammer, Stöhn, Seufz. Es ist ein Wunder, dass du nicht schon vor Jahren gestorben bist, ertrunken in einem Fass voller Selbstmitleid. Sitz nicht einfach nur da, du Idiot. Tuetwas!
    Obwohl sie nur in seiner Fantasie erklangen, schmerzten die scharfen Worte dennoch. Er umfasste den steinernen Fuß seiner Schwester und zog sich hoch.
»Was
soll ich tun?«, fragte er sie. »Ich bin machtlos. Ich lebe in meiner eigenen Stadt im Exil, verstoßen, zur Bedeutungslosigkeit verdammt und allein. Was würdest
du
tun, wenn du an meiner Stelle wärest?«
    Die Antwort kam nicht in Worten, sondern in Gestalt eines brennenden Erinnerungsstrahls.
    Barls Tagebuch. Wenn Durm Recht hatte, war es ihre einzige Hoffnung. Wie oder warum, das wusste er nicht. Aber er vertraute Durm. Er musste ihm vertrauen. Ihm blieb keine andere Wahl.
    Verdammt, wie konnte er das
vergessen?
Er musste dieses Tagebuch finden, musste sofort in den Turm zurückkehren und noch einmal Durms Bücher durchsuchen, bevor Conroyd entdeckte, dass er sie in seinem Besitz hatte, und sie fortholen ließ. Es spielte keine Rolle, dass er die Sammlung schon zweimal glücklos durchsucht hatte. Das Tagebuch
musste
dort sein. Klug versteckt, wie es des listigen Meistermagiers Art gewesen war.
    Bitte, Barl, lass es mich finden. Zeig mir einen Ausweg aus dieser Katastrophe.
Er drückte einen dankbaren Kuss auf die kalte, steinerne Wange seiner Schwester und rannte den ganzen Weg zurück bis zum Turm.
    Mit Blasen an den Füßen und erschöpft trottete Dathne mit einem Rucksack, der sich auf ihrem Rücken so schwer wie ein Amboss anfühlte, über die menschenleere Straße zum Schwarzen Wald. Zu Veira und ihrem Dorf, das im Herzen des Waldes lag. Sie hatte Staub auf dem Gesicht, der von unregelmäßigen und wenig hilfreichen Tränen verschmiert war. Sie fror bis auf die Knochen, sie hatte Hunger und wurde zerfressen von Verzweiflung. Die Sonne war vor zwei Stunden untergegangen, und das schwache Mondlicht war ihr einziger Führer. Sie war ein Dutzend Mal gestolpert und hatte einmal vollends den Halt verloren und war auf die Straße gefallen. Ihre aufgeschürften Knie und Ellbogen brannten; ihr müder Geist war eine riesige, schmerzende Wunde.
Asher. Asher. Asher.
Sie erkannte sich selbst kaum wieder, so mutlos war sie. Der Kummer war eine Last, die sie niederdrückte und ihre Knochen zu Kreide zusammenpresste. Sie hatte nie gewusst, dass sie sich so klein fühlen konnte.
    Asher.
    Diese Katastrophe erschien ihr jetzt schlimmer als das unaufhaltsame Heranbrechen der Letzten Tage. Asher war für sie Fleisch und Blut, er war Gelächter und Getuschel und schwielige Finger, die sie berührten. Eine Wonne wie Magie, die durch ihre Adern floss. Die Letzten Tage waren unvorstellbar. Trotz all ihrer Furcht erregenden Träume konnte sie sie nicht real werden lassen. Aber Asher war real. Asher war verhaftet worden. Und wenn kein Wunder geschah, würde Asher sterben – zusammen mit jeder Hoffnung für die Zukunft des Königreichs.
    Der Gedanke durchschnitt ihren Körper wie ein Messer, so schnell und umbarmherzig, dass sie nicht weitergehen konnte. Keuchend stemmte sie die Hände auf die Oberschenkel und wartete darauf, dass die Qual nachließ. Eine Art wilden Sturmwinds wütete in ihrem Geist, blendete das Denken aus, löschte die Erinnerung.
    Sie hieß ihn willkommen.
    Allmählich verebbte der Schmerz, und die Vernunft kehrte zurück. Zoll um Zoll richtete sie sich zögernd auf. Nichts als Nacht um sie herum, eine Nacht, die den Sternen gehörte, den Bäumen und kleinen, raschelnden Geschöpfen. Dann waren da plötzlich neue Geräusche, die die dünne, kalte Luft zu ihr hinübertrug. Pferdehufe, die hohl auf festgestampftem Lehm widerhallten; die zuerst flotte Gangart der Tiere wurde langsamer zu einem verhaltenen Traben. Ein Knarren sich drehender, hölzerner Räder hinter der Biegung in der Straße vor ihr, eine hoch aufragende Gestalt, umrahmt von tanzendem

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