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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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mir mehr ein Bruder als Zeth oder Wishus oder Bede oder irgendeiner von ihnen. Hundertmal hätte ich weggehen können. Hätte es tun sollen. Wollte es tun. Aber ich habe es nicht getan. Und ich habe Barls Gesetz gebrochen, weil er mich darum gebeten hat. Weil er mir versprochen hat, mich zu schützen, und ich ihm geglaubt habe. Ich dachte, sein Wort würde etwas bedeuten.« Er ballte die Fäuste. »Ihr solltet besser auf Euch Acht geben, alter Mann. Seht Euch lange und gründlich an, was hier geschehen ist, und fragt Euch, ob Ihr wirklich bei ihm bleiben solltet. Denn dies ist der Ort, an den Eure Ergebenheit Euch führt.«
    Darran schlang die Finger um die Gitterstäbe. »Asher, hört zu.«
    Hinter dem Käfig kauerten sich Jesip und die anderen Wachen jetzt um einen offenen Kohleofen, um Bier zu trinken und Fleischpasteten hinunterzuschlingen. Einer von ihnen stocherte mit einem Schüreisen in den Kohlen; die Öffnung des Ofens erglühte unter einer stetigen, scharlachroten Hitze. Sengende Erin– nerungen regten sich. Asher spürte, wie seine Muskeln sich zusammenzogen und er die Kontrolle über seine Gedärme verlor. Scham stieg in ihm auf. »Asher?«
    Die Scham verwandelte sich in Wut. »Verschwindet, Darran. Es gibt nichts, was Ihr hier ausrichten könnt, und ich bin Euer räudiges, altes Gesicht leid.« Darran ließ die Gitterstäbe los. »Nicht bevor Ihr gehört habt, was ich zu sagen habe.«
    »Es interessiert mich nicht.«
    »Dies alles war nicht Gars Schuld.«
    Er stieß einen würgenden Laut aus. »Nicht seine
Schuld?
Natürlich ist es seine Schuld! Er hat gesagt, dass er mich schützen würde, und schaut nur, wo ich bin!« »Wenn Ihr es mich erklären lassen würdet, dann…«
    »Erklären?«, wiederholte er ungläubig. »Was erklären?« Er hätte am liebsten laut heulend die Finger um Darrans mageren Hals gelegt und ihn gewürgt, bis er endlich schwieg. »Dass sich herausgestellt hat, dass Gar kein Rückgrat hat? Das weiß ich bereits!«
    »Bitte, Asher, Ihr müsst seine Position sehen!«
    »Und ob ich sie sehe! Er lebt, und ich werde das bald nicht mehr tun. Er ist in seinem Turm, und ich bin in diesem Käfig. Ich habe ihm das
Leben
gerettet, Darran! Nur meinetwegen atmet er heute noch!«
    »Das weiß ich«, flüsterte Darran verzweifelt. »Das weiß
er.«
    »Dann muss er dem hier Einhalt gebieten! Er steht in meiner Schuld, alter Mann!«
    »Oh, Asher«, sagte Darran mit brechender Stimme. »Glaubt Ihr nicht, dass er Euch retten würde, wenn er es könnte? Er
kann
es nicht. Seine Hände sind gebunden, er…«
    »Gebunden?«, fragte er wild und hob die Arme. »Nun, meine sind
gefesselt!«
Darran trat, das Gesicht grau und ausgezehrt, zurück. »Auch das weiß er. Und es tut ihm leid, Asher. Ihr habt ja keine Ahnung, wie leid es ihm tut. Aber er kann nichts ausrichten. Es wurden Drohungen ausgesprochen. Schreckliche Drohungen. Gegen ihn… und gegen das Volk der Olken. Er musste diese Proklamation unterzeichnen.« »Er ist der
König,
Darran! Er kann die verfluchte Proklamation wieder
aufheben!«
In Darrans Augen standen Tränen. »Ist er nicht, nicht mehr. Hat man Euch das nicht erzählt? Heute Nachmittag hat er zugunsten von Conroyd Jarralt auf seine Krone verzichtet. Unser neuer König hat ihm Hausarrest im Turm gegeben und ihn jedweder Macht entkleidet. Gar kann Euch – oder sich selbst – inzwischen ebenso wenig helfen, als säße er mit Euch in diesem Käfig.«
    Die letzte Glut der Hoffnung erstarb. Verzweifelt warf Asher sich gegen die eisernen Gitterstäbe, die ihn von Darran trennten, und drückte das Gesicht dagegen.
    »Ich wünschte, er säße mit mir in diesem Käfig! Erzählt ihm das, alter Mann! Sagt ihm,
er
sei der Verräter, und
sein
Kopf sollte von ihrer scharfen Axt abgehackt werden! Aber da es meiner sein wird, sagt ihm, ich hoffe, dass er in vielen, vielen Jahren eines langsamen Todes sterben wird und dass jede Minute eines jeden Tages all dieser Jahre
Qual
bedeutet und dass er jedes Mal, wenn er die Augen schließt, mein Gesicht sieht! Das Gesicht des Freundes, den er
ermordet
hat!« Erschöpft und zitternd glitt er an den Gitterstäben hinab. »Nur zu, Bastard!
Sagt
es ihm!«
    In diesem Moment musste Jesip sie gehört haben, denn er ließ die anderen Wachen allein, marschierte zurück zu dem Käfig und stieß seine Pike zwischen die Gitterstäbe. Asher spürte kaum, wie ihre scharfe Spitze seine Haut aufriss. »Pass auf, was du redest, Verräter!«, knurrte Jesip, bevor er sich zu

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