König 01 - Königsmörder
Darran umdrehte. »Es tut mir leid, Herr, aber Ihr hattet bereits mehr als zwei Minuten, und…«
»Schon gut«, erwiderte Darran. »Ich werde jetzt gehen.«
»Schön«, sagte Jesip. Er klang erleichtert. »Gute Nacht, Herr.«
»Gute Nacht, Jesip«, antwortete Darran, während er sich umdrehte. »Und… auf Wiedersehen, Asher.«
Es gelang Asher, einen Tropfen Speichel im Mund zu sammeln, und er spuckte aus. »Ich pisse auf Euch, Darran. Und ich pisse auf diesen verräterischen Scheißkerl im Turm.«
Jesip schlug ihn. Schlug ihn wieder und wieder, bis er nur noch mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden des Käfigs liegen, den Gestank von Exkrementen, Eiern und Erbrochenem einatmen und unter jedem Schlag aufstöhnen konnte. Wenige Augenblicke später schlossen die anderen Wachen sich Jesip an. Die Laute, die sie in ihrem hingebungsvollen Zorn ausstießen, vermischten sich mit den Rufen und dem Applaus der Menge.
Die Welt um ihn herum erlosch, jedoch nicht schnell genug.
Morg stand vor Conroyds Spiegel im Ankleidezimmer und bewunderte die Art, wie sein Morgenmantel aus blauem Brokat die Farbe seiner Augen unterstrich. Hinter ihm setzte Conroyds Gemahlin ihr Gejammer fort.
»Aber du
kannst
mich nicht wegschicken!«, protestierte Ethienne, die gefährlich nah daran war, mit dem Fuß aufzustampfen. »Ich bin jetzt die
Königin,
Conroyd! Ich gehöre in den
Palast!«
Er seufzte und strich sein offenes, blondes Haar glatt. Sie gehörte in einen Sarg zwei Meter unter der Erde. »Meine Liebe, ich weiß. Und wenn die Zeit gekommen ist, wirst du auch im Palast sein. Wir werden beide dort sein, und der Falke des Hauses Jarralt wird stolz auf den Dächern wehen. Aber bis dahin möchte ich, dass du Dorana verlässt und auf unser Landgut gehst, wo du in Si– cherheit sein wirst und dich um unsere Söhne kümmern kannst.« »Warum wäre ich hier nicht in Sicherheit? Du bist der König!«
»Ich weiß«, sagte er und drehte sich lächelnd um. »Aber bis der Verräter Asher tot ist, wird die Stadt voller Olken aus allen Winkeln des Königreichs sein, die herkommen, um ihn sterben zu sehen, und sie alle werden zweifellos unglücklich mit den Sperrstunden und den anderen Einschränkungen sein, die ich aufgrund seiner Verderbtheit verhängen musste.«
Sie zog einen Schmollmund. »Wen schert es, ob sie unglücklich sind? Sie haben die Pflicht, dir ohne Frage zu gehorchen, und wenn sie es nicht tun, sollte man sie verhaften!«
»Und genau das wird auch geschehen, meine Liebe. Aber du hast mir selbst erzählt, dass diese Angelegenheit das Personal durcheinandergebracht hat, und es wird noch schlimmer werden, bevor es besser wird. Auf dem Land wird es einen solchen Aufruhr nicht geben. Außerdem«, fuhr er fort und tätschelte ihr die Wange, »muss ich mich auf meine neuen, wichtigen Pflichten konzentrieren, und du weißt doch, wie sehr du mich ablenkst.«
Diese Bemerkung war Wasser auf den Mühlen der dummen Kuh. »Oh, Conroyd, Liebster…«
»Also, mein Herz, du wirst gehen? Um mir eine Freude zu machen?« »Und was ist mit meiner Freude?«, gab sie zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich mag das Land nur im Sommer, außerdem will ich diesen schrecklichen Asher sterben sehen.«
Er verlor die Geduld und schnippte vor ihrem mürrischen Gesicht mit den Fingern.
»Gehorsam.«
All der lebhafte Protest verebbte, und sie wurde bleich und fügsam und vor allem still.
Wie schade, dass er nicht jeden anderen Doranen im Königreich auf diese Weise verzaubern konnte. Es hätte ihm die Dinge so viel leichter gemacht. Bedauerlicherweise war das unmöglich. Er würde einen anderen Weg finden müssen. Es war absolut unerlässlich, dass er so viele Doranen wie nur möglich aus der Stadt fortschaffte; je weniger Magier er um sich hatte, umso besser war es, denn selbst die Ungeübtesten unter ihnen würden den Verfall der Mauer langsam bemerken.
Vorausgesetzt natürlich, dass er ihren Untergang bewirken konnte. Ohne die Unterstützung durch Wettermagie würde die Mauer irgendwann fallen, aber das würde zu lange dauern. Und in der Zwischenzeit würden zu viele Fragen gestellt werden.
Die Doranen, seien sie nun Schafe oder nicht, würden bemerken, dass er sich nicht als Wettermacher betätigte. Holze würde gewiss aktiv werden und Beweise für seine Fähigkeiten und die Ernennung eines Ersatzes für den toten Durm verlangen. Und wenn er unzufrieden war, würde er zweifellos die Magier des Königreichs gegen ihn aufwiegeln.
Es
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