König 01 - Königsmörder
Ausschau zu halten, und öffnete seinen feucht glänzenden, rosigen Mund, um zu rufen.
Darrans Finger schlossen sich um seinen Arm. »Ich an Eurer Stelle, Willer, würde das nicht tun.« Seine Stimme klang sanft und gefährlicher, als Asher, der für den Augenblick unbeachtet blieb, es sich jemals hätte vorstellen können. »Für einen Mann, der stolz auf sein Gedächtnis ist, scheint Ihr einiges vergessen zu haben. Auch nach alledem, was geschehen ist, bin ich selbst nicht ganz ohne Einfluss. Erinnert Ihr Euch an Bolliton? Ich tue es. Und ich habe Beweise. Die richtigen Worte in das richtige Ohr geflüstert, und…«
»Was?«
Die Meeresschnecke Willer riss sich los und trat zurück, das fettverschmierte Gesicht verzerrt von Zorn und Furcht. Er stieß mit dem Ellbogen gegen die Gitterstäbe des Käfigs. »Wie könnt Ihr es
wagen,
mir zu drohen? Ich werde dem König erzählen, was Ihr gesagt habt. Ich werde dafür sorgen, dass man Euch dafür ins Gefängnis wirft. Ich werde…«
Der fette Narr hatte vergessen, wo er war. Trotz seiner Ketten bekam Asher den Kragen der Pissnelke zu fassen. Er drehte ihn zusammen, bis Willer mit einem Gurgeln die Luft ausging.
»Ihr werdet nichts tun, oder ich werde Euch hier und jetzt töten«, wisperte er Willer ins Ohr. »Denkt Ihr, ich könnte es nicht? Denkt Ihr, ich würde es nicht tun? Was können sie mir antun, wenn ich Euch den Hals umdrehe? Mir zweimal den Kopf abhacken?«
Mit einem erstickten Kreischen riss Willer sich los. Der ihnen am nächsten stehende Wachposten, dem endlich auffiel, dass der Gefangene Besuch hatte, drehte sich um. Stirnrunzelnd, die Pike mit festem Griff umfasst, kam er näher. Als er sah, wer die beiden Männer waren, zögerte er. »Meister Darran. Meister Driskle.«
Die alte Krähe verbeugte sich. »Guten Abend, Jesip.«
»Meister Darran, Ihr solltet nicht hier sein«, sagte Jesip unglücklich. »Ihr auch nicht, Meister Driskle. Wir haben strikte Anweisungen …« »Immer mit der Ruhe, Wachmann«, erwiderte Darran mit seinem öligsten Lächeln. Er ließ die Hand auf Willers Schulter fallen und krampfte die Finger zusammen. Die Meeresschnecke klappte mit schmerzverzerrtem Gesicht den Mund zu. »Ich habe meine eigenen Anweisungen.« Darran senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Vertraulich. Eine Staatsangelegenheit. Ihr versteht?«
Asher hielt den Atem an. Jesip war neu. Jung. Leicht zu beeindrucken. Und Darran genoss einen gewissen Ruf.
»Zwei Minuten, Meister Darran«, sagte Jesip. »Befehle hin oder her, mehr kann ich Euch nicht geben.«
»Danke«, entgegnete Darran. »Ich werde dafür sorgen, dass deine Hilfsbereitschaft in den richtigen Kreisen bemerkt wird.«
Jesip errötete. »Ich mache nur meine Arbeit, Herr.« Dann sah er Willer an. »Und Meister Driskle?«
»Gehört zu mir«, sagte Darran glattzüngig und bohrte die Finger noch tiefer in Willers Schulter. Willer stieß einen schrillen Laut der Qual aus. »Aber er fühlt sich nicht gut. Ihm ist ein Bissen Fleisch in die falsche Kehle geraten.« Er bedachte die Schnecke mit einem tadelnden Blick. »Man sollte niemals gleichzeitig essen und sprechen, mein lieber Junge. Es könnte einen unglückseligen Unfall geben.«
Als Willer aufkeuchte wie ein Fisch, der auf dem Trockenen gelandet war, nickte Jesip und hob warnend einen Finger. »Also, Ihr habt zwei Minuten. Und auch nur deshalb, weil Ihr für den Palast arbeitet.«
»Genau«, sagte Darran.
»Und wenn Ihr fertig seid, wäret Ihr gut beraten, auf dem Heimweg vorsichtig zu sein«, fügte Jesip hinzu. »Die Stimmung hier ist im Augenblick eine Spur gefährlich.«
Darran nickte lächelnd. »Ein hervorragender Rat. Vielen Dank.«
Als Jesip sich zurückzog, ließ Darran Willers Schulter los. »Fort mit Euch, Willer, und vergesst, dass Ihr mich gesehen habt… oder ich schwöre, es wird ein Tag der Abrechnung kommen, den Ihr gewiss nicht vergessen werdet.«
Willer stolperte über seine eigenen Füße und ergriff fluchend das Weite. Asher sah Darran an. »Bolliton?«
Darran seufzte. »Leider eine sehr unsaubere Angelegenheit. Ich habe die Schatztruhen des Prinzen aus meiner eigenen Tasche wieder aufgefüllt. Und verschiedene Quittungen… versteckt gehalten. Danach habe ich Willer weniger Spielraum gegeben. Es schien mir das Klügste zu sein. Rückblickend denke ich jedoch…«
»Klug wäre es gewesen, den kleinen Scheißer zu entlassen«, murmelte Asher. »Das hätte einigen Leuten eine Menge Kopfschmerzen
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