König 01 - Königsmörder
wirklich gab und dass es eine Möglichkeit barg, die sie alle retten würde.
Sein Badewasser wurde kalt. Er stand auf, hüllte sich in ein Handtuch und stolperte in sein Schlafzimmer hinüber, in dem Darran sich an einem kleinen Esstisch zu schaffen machte. Seltsam. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass vor einer halben Stunde ein Esstisch in diesem Raum gestanden hatte. »Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen, Herr«, bemerkte Darran, während er mit einem Leinentuch Silberbesteck polierte. »Aber ich dachte, wenn Ihr hier drin essen würdet, wären vielleicht nicht mehr so viele Räume sauber zu halten.« Er blickte erschüttert auf. »Nicht dass ich diese Arbeit widerwillig täte, Herr! So ist es nicht! Aber…«
»Ich weiß«, antwortete er. »Es ist ein vernünftiger Plan, Darran. Was immer ich tun kann, um Euch das Leben leichter zu machen, betrachtet es als getan. Und vergesst nicht, auch für Euch ein Gedeck aufzustellen. Wir sitzen im selben Boot, alter Freund.«
Eine schwache Röte trat in Darrans teigige Wangen. »Ich… ich dachte, ein Omelett wäre vielleicht das Richtige zum Frühstück, Herr. Mit Schinken und Spargel. Ein wenig Sahnekäse. Ich werde es gleich servieren, wenn es recht ist.« Gar seufzte. Darran gab sich solche Mühe, dabei war sein eigenes Leben ebenso sehr auf den Kopf gestellt worden. Lag genau wie das seine in schwelenden Trümmern. Ohne eigene Schuld war er dazu gezwungen worden, hausfrauliche Pflichten im Dienste eines in Schande gefallenen, ohnmächtigen Prinzen von Nichts zu tun. Nach einem Leben vorbildlicher Tätigkeit in königlichen Diensten hatte er etwas viel Besseres verdient als dieses unrühmliche Exil.
Mit plötzlich brennenden Augen lächelte er. »Es ist perfekt. Vielen Dank.« Das Lächeln verblasste jedoch schnell, als ihn ein weiterer unwillkommener Gedanke durchzuckte. »Ich kann nur beten, dass Asher genauso gut behandelt wird.« Etwas in der Art von Darrans Schweigen ließ ihn aufblicken.
»Was?«
»Oh, Herr.« Darrans Miene war gequält, und seine Stimme war nur ein ersticktes Flüstern. »Ich weiß nicht, wie ich es Euch sagen soll…«
»Mir was sagen?« »Es geht um Asher.«
Sein Herz hämmerte. »Um Barls willen, sagt es einfach, Mann.«
Darran wrang das Leinentuch, als sei es der Hals eines Huhns. »Ich bin gestern Abend bei ihm gewesen.« »Bei Asher?« »Ja.«
Seine leeren Lungen zogen sich schmerzhaft zusammen. »Warum?« Sehr vorsichtig strich Darran das zerknitterte Tuch glatt und legte es auf den Tisch. »Ich habe mir… Sorgen gemacht. Ich dachte, Ihr würdet wissen wollen, ob es ihm gut geht.«
Er wollte es nicht wissen – er
musste
es wissen. »Und? Ging es ihm gut?« Darran schüttelte in stummem Elend den Kopf. »Nein. Er befindet sich in einem Käfig auf dem Marktplatz, wo er öffentlich zur Schau gestellt wird wie ein Tier. Lord Jarralt – der König – hat ihm Schmerzen zugefügt.«
»Der König ist ein grausamer, verderbter Mann.«
»Ja, Herr«, flüsterte Darran. »Ich befürchte stark, dass Ihr Recht habt.« Das Handtuch immer noch um seinen langsam trocknenden Körper gehüllt, trat Gar ans Fenster, zog die Vorhänge auf und starrte auf das Grundstück unter ihm hinab, in dem keine wohlgelaunten Gärtner mehr arbeiteten. Mit Mühe gelang es ihm zu sprechen, ohne dass seine Stimme zitterte.
»Und Asher. Hattet Ihr Gelegenheit, mit ihm zu sprechen?«
»Kurz, Herr. Er hat mich gebeten, Euch eine Nachricht zu überbringen.« Eine Nachricht. Wieder hämmerte das Sonnenlicht auf ihn ein und trieb Nägel in sein Gehirn. »Ihr braucht mir nichts auszurichten, Darran. Ich kann mir vorstellen, was es war.«
»Nein, Herr«, entgegnete Darran. Seine Stimme klang näher. »Tatsächlich hat er mich gebeten zu sagen, dass er Euch verzeiht. Er versteht, dass das Königreich an erster Stelle vor allen persönlichen Erwägungen stehen muss und dass Ihr, indem Ihr ihn verleugnetet, das getan habt, was getan werden musste, damit der Friede in Lur gewahrt werden konnte. Er bittet Euch inständig, Euch keine Vorwürfe für seinen Tod zu machen.«
»Oh«, erwiderte er schließlich. »Ich verstehe.« Langsam wandte er sich vom Fenster ab und blickte in Darrans bleiche, gefasste Züge. »Das klingt nicht nach Asher. Hat er gelogen?«
Darran schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein, Herr. Jedes Wort, das er zu mir sagte, war die Wahrheit.«
Nun, wenn Darran es glaubte – und das tat er offenkundig –, dann würde er es ebenfalls
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