König 01 - Königsmörder
wird, nicht genauso rot?«
Sie schüttelte den Kopf. »Es ist überhaupt nicht rot, Meister Maklin. Es ist schwarz. So schwarz wie das Herz des bösen Mannes, der stirbt.« »Das glaubst du nicht wirklich!«
»Natürlich nicht. Aber sie glauben es.« Sie tätschelte sein Knie. »Sie müssen es glauben. Wenn sie sich auch nur für einen Moment gestatten würden zu denken, dass dies kein… nun. Die Menschen betten des Nachts gern einen sorglosen Kopf auf ihr Kissen, nicht wahr? Und für uns Olken ist es noch schwerer. Wenn wir einen Mann, der sich an Magie versucht hat, nicht verurteilen, könnten wir geradeso gut laut herausschreien, dass wir es gern selbst versuchen würden.« Es machte ihn so wütend, dass er ohne weiteres seinerseits hätte schreien mögen. Hinter ihnen, auf der Ladefläche des Karrens, schnarchte Rafel leise, zusammengerollt unter einer Decke. Es hatte keinen Sinn; er musste fragen. »Wenn die Zeit kommt, Veira, wie wirst du es machen?«
»Sanft«, antwortete sie nach einem kurzen Moment des Schweigens. »In dem Gebräu, das ich zusammengemischt habe, finden sich Kräuter, die ihn behutsam auf die Reise schicken werden. Unterm Strich, Matthias, ist es nicht so viel anders als bei einem Hund oder einer Katze, die zu alt sind, um sie noch zu retten.« Nur dass es etwas anderes war, und sie wusste es, und er wusste es. Es war auch nicht die Antwort, auf die er gehofft hatte, aber er brachte es nicht über sich, weiter in sie zu dringen. Diesmal war er es, der ihr Knie tätschelte, dann griff er ihre Hand und drückte sie. Sie entzog sie ihm nicht.
Er lenkte Bessie auf die Stadtstraße, und schweigend legten sie weitere drei Meilen zurück. Dann sagte er, wobei er noch immer ihre Hand hielt: »Ich mag mich irren, Veira, aber ich fand, dass Dathne nicht ganz sie selbst ist.«
Veira brummte etwas Unverständliches und machte sich daran, in dem Korb nach einem Krümel Kuchen zu stöbern, den sie bei ihren letzten sechs Versuchen übersehen hatte.
»Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, hatte sie mehr Farbe in den Wangen«, fügte er hinzu. »Natürlich könnte es einfach an der Sorge liegen…« »Möglicherweise«, pflichtete Veira ihm bei. »Es gibt eine Menge Grund zur Sorge, so viel weiß ich jedenfalls.«
»Und sie hat nichts gegessen.«
»Sorgen können einem den Appetit verschlagen, habe ich mir erzählen lassen.« Verflixte alte Frau. Sie würde es nicht sagen. Wenn er sich seinen Verdacht, was Dathnes Zustand betraf, bestätigen lassen wollte, würde er direkt danach fragen müssen, und selbst dann glaubte er, dass sie wahrscheinlich plötzliche Taubheit vortäuschen würde. Stattdessen entschied er sich für ein anderes Gesprächsthema, eins, das ebenso ärgerlich war. »Wenn wir dies hier schaffen, Veira, wenn dein verrückter Plan funktioniert und wir Asher aus Dorana herausschaffen und er den Kopf noch auf den Schultern trägt –und wir unseren, was das betrifft…«
Sie warf ihm einen durchdringenden Blick zu. »Er wird dankbar sein.« »Für wie lange? Wird er immer noch dankbar sein, wenn er die Wahrheit erfährt und herausfindet, dass wir sie ihm all die Zeit über vorenthalten haben? Wenn er erfährt, dass wir gelogen haben, dass Dathne gelogen hat – und das alles nur, um eine Prophezeiung, von der er noch nie gehört hat, wahr werden zu lassen?« »Er ist der Unschuldige Magier«, sagte Veira grimmig. »Er trägt die Prophezeiung in seinem Blut und seinen Knochen, ob er sie nun kennt oder nicht. Und keine Bange, er wird tun, wofür er geboren wurde.«
Sie war die Hüterin des Zirkels und wusste Dinge, von denen er niemals auch nur gehört hatte, aber trotzdem fühlte er sich gezwungen, ihr zu widersprechen. »Wir waren alle so erpicht auf das, was
wir
wollen. Wie er in
unsere
Pläne passt. Aber Veira, was ist mit seinen Plänen, was ist mit der Frage, was er will? Die Magie hat für Asher bisher nichts bedeutet als Elend und Leid. Sieh dir nur an, was sie ihm angetan hat! Ich weiß nicht, ob es genug Dankbarkeit im ganzen Königreich gibt, geschweige denn, im Herzen eines einzigen Mannes, um den Schmerz dieser vergangenen Tage zu dämpfen. Oder seinen Ärger zu löschen, wenn er herausfindet, wie er übertölpelt wurde – und wer dafür verantwortlich ist.«
Er machte sie wütend. Ihre Lippen wurden schmal, und sie ballte die Hände auf ihrem Schoß zu Fäusten. »Er liebt sie, Matthias.«
»Und sie liebt ihn, ich weiß«, seufzte er. »Aber sie hat ihn belogen,
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