König 01 - Königsmörder
geboren, um die Welt zu retten vor Blut und Tod. Er wird in das Haus des Usurpators gehen. Er wird seine Wege lernen. Er wird seine Liebe erringen. Er wird sein Leben verwirken. Und Jervales Erbe wird ihn erkennen, ihn leiten und ihn nicht einweihen.‹«
»›Sein Leben verwirken‹? Du meinst
sterben?«
Er wich kopfschüttelnd zurück. »Matt…«
»Ich weiß, ich weiß, aber denk darüber nach«, sagte Matt hastig. »In gewisser Weise hast du das bereits getan.«
Scharfer Schmerz. Ein wilder, verwirrter Groll. »Falsch. Das hat jemand anderes getan.« Nicht dass er je darum gebeten hätte. Nicht dass er es jemals tun würde. »Aber du warst im Begriff zu sterben«, beharrte Matt. »Es war beabsichtigt. Und du hast Gar geholfen, obwohl du wusstest, dass du damit dein Leben aufs Spiel setzt. Wenn du es so betrachtest, hat die Prophezeiung Gültigkeit.« Er wandte sich ab. »Die Prophezeiung ist ein Haufen Scheiße, Matt. Sie kann bedeuten, was immer du willst!«
»Dann vergiss die Prophezeiung und vertrau auf deine Sinne!«, drängte Matt ihn. »Barls Mauer zerfällt. Ich kann es spüren. Du würdest es ebenfalls spüren, wenn du es gestatten würdest. Fürchte dich nicht vor dem, was in dir ist, Asher. Heiße es willkommen. Streck deine Sinne aus, und spüre die Welt um dich herum. Du wirst feststellen, dass ich Recht habe. Du wirst fühlen, was ich fühle. Tu es! Jetzt, bevor es zu spät ist! Bevor wir alle verloren sind!«
Widerwillig schloss Asher die Augen und öffnete seinen Geist.
Brodelnde Dunkelheit. Böswillige Macht. Flackerndes Licht.
Barls Mauer starb, schwächlich zuckend… Schwarze, verwesende Flecken wie Moder, wie Schleim über ihre schimmernde Oberfläche geschmiert… Keuchend riss er sich von der Vision los – von dem Traum –, was immer ihn gefangen hatte. Der Teil seiner Selbst, dessen Existenz er sich niemals erträumt hätte und den zu besitzen er nicht begehrte.
»Siehst du?«, fragte Matt. »Dathne hatte Recht. Die Letzten Tage sind angebrochen. Und du bist der Unschuldige Magier.«
Dathne.
Noch mehr Wut, noch mehr Schmerz. »Das behauptet sie«, murmelte er. »Nimm meinen Rat an, Matt. Glaub nicht alles, was du hörst.«
Matts harte Reiterhand schloss sich um seinen Arm und zog ihn grob herum. »Auch Dathne wurde mit einem Schicksal geboren«, erklärte er grimmig. »Sie soll die Prophezeiung in ihrem Herzen und ihrem Geist tragen. Sie soll alle weiblichen Wünsche leugnen, ihre Träume von Herd und Heim. Sie soll jeden Tag ihr Leben aufs Spiel setzen, um zuerst die Prophezeiung sicher zu bewahren und dann dich. Und sie hat es willig getan, weil sie wusste, dass es notwendig war. Obwohl es sie verletzt hat. Obwohl sie wusste, dass sie sich in dich verliebte, wusste, was geschehen würde, wenn sie dir schließlich die Wahrheit sagte.«
Asher riss sich von Matt los und trat einen Schritt zurück. Er wollte das nicht hören. Wollte nicht, dass Matt dort stand und das Miststück
verteidigte.
Sie hatte ihn belogen, hatte ihn zum Narren gemacht, hatte sein Herz gelockt und dann in Streifen geschnitten.
»Etwas Böses ist in das Königreich gelangt, Asher.« Matts Stimme war jetzt leise, entweder gewaltsam gedämpft oder verausgabt. »Etwas, das zu bekämpfen du geboren wurdest. Das nur du bekämpfen kannst.«
Nein, nein, nein, er wollte das nicht
hören.
Nicht von Matt. Er hatte in der vergangenen Nacht genug davon von Veira gehört, und es war alles ein Haufen alter Fischabfälle. »Ich bin ein Fischer, Matt! Ich bin kein Krieger. Dieses Böse, von dem du sprichst… Soll ich mit Barschgedärmen dagegen kämpfen?« »Natürlich nicht«, sagte Matt ungeduldig. »Du wirst es mit Magie bekämpfen.«
»Du
bekämpfst es mit Magie!«, gab Asher zurück. »Du und dein verdammter Zirkel! Ihr seid diejenigen, die während der letzten sechshundert Jahre Magie gewirkt haben. Ich, ich habe nicht die leiseste Ahnung, was ich tue!« »Wenn wir es könnten, würden wir es tun, glaub mir«, erwiderte Matt. »Aber die olkische Magie ist nicht stark genug, und keiner von uns kann doranische Magie wirken. Ohne deine Hilfe sind wir verdammt.«
»Warum muss
ich
es sein?«, rief er. »Warum könnt ihr nicht jemand anderen finden?«
»Es
gibt
niemand anderen! Es gibt nur
dich!
Deshalb bist du der Unschuldige Magier!«
»Nun, ich will nicht der Unschuldige Magier sein! Ich habe nie darum gebeten! Ich hätte verdammt gute Lust, auf der Stelle einfach zu verschwinden! Wegzugehen und kein einziges Mal
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