König 01 - Königsmörder
sprechen.«
»Ich habe Euch nichts zu sagen.«
Gar hielt seinem heißen Blick stand. »Also gut. Dann werde ich reden, und du kannst zuhören.«
»Hör ihn an«, sagte Matt mit leiser Stimme. »Bitte.«
Der Fluss aus Feuer brannte noch heißer. »Warum sollte ich?«
»Weil wir ihn brauchen – und er mir das Leben gerettet hat.«
Das hatte Asher nicht erwartet. Verblüfft sah er Matt an, der nickte. In diesem Moment musste sich in seinem Gesicht irgendetwas verändert haben, denn Dathne, Veira und Darran erhoben sich ohne ein Wort von ihren Stühlen und gingen auf die Wohnzimmertür zu. Er trat beiseite, um sie vorbeizulassen, wobei er sich weigerte, in Dathnes ängstliche Augen zu sehen oder Darran die Be– friedigung eines Grußes zu gönnen.
Matt nickte. »Danke.«
Dann war auch er fort. Die Tür schloss sich, und er war allein mit Gar. Ihm war übel, und die Welt um ihn herum war noch immer in einen scharlachroten Schleier getaucht.
»Ihr habt zwei Minuten«, sagte er. »Dann verlasse ich diesen Raum, und Ihr hört auf zu existieren.«
Gar presste die bleichen Lippen fest zusammen, dann seufzte er. »Du hasst mich. Das verstehe ich. Aber lass dich von deinem Hass nicht blind machen gegen die Wahrheit. Matt hat Recht. Du brauchst mich, Asher. Du wirst Conroyd ohne meine Hilfe nicht besiegen.«
»Conroyd?«
»Nun…« Gar bückte sich, um das Buch, das er fallen gelassen hatte, wieder aufzuheben, und betrachtete stirnrunzelnd seinen fleckigen Einband. »Das Ding, das früher einmal Conroyd war.«
Er wollte nicht fragen. Er wollte nicht… »Wovon redet Ihr, verdammt noch mal?«, fragte er rau. »Was hat Jarralt damit zu tun?«
Gar hielt das Buch hoch. »Das ist Barls Tagebuch. Durm hat es gefunden, aber niemandem davon erzählt. Er hat eine Beschwörung daraus benutzt, um die Mauer zu durchbrechen. Morg hat auf der anderen Seite gewartet. Er…« »Morg? Der Magier, vor dem Eure Vorfahren vor sechshundert Jahren davongelaufen sind?« Er lachte. »Ihr seid verrückt.«
»Ich weiß, es klingt fantastisch«, sagte Gar. »Unmöglich. Aber es ist wahr. Er kam durch die Bresche in der Mauer, die Durm törichterweise geöffnet hat, und maskiert sich jetzt als Conroyd Jarralt, Lurs König und Wettermacher. Ich denke, er ist das Böse, von dem deine Prophezeiung gesprochen hat.«
»Es ist nicht
meine
verdammte Prophezeiung!«
»Nun, wem immer sie gehört, sie steht kurz vor ihrer Erfüllung. Die Mauer fällt, Asher. Matt fühlt es, und ich wette, du fühlst es ebenfalls.«
Das Letzte, worüber er mit Gar zu sprechen beabsichtigte, waren Gefühle. »Ihr seid wahnsinnig. Wie kann Morg Conroyd Jarralt sein? Meint Ihr nicht, dass irgendjemand es
bemerkt
hätte?«
»Er hat sechshundert Jahre gelebt, Asher! Seine Fähigkeiten übersteigen jedes Vorstellungsvermögen! Und er ist es. Conroyd ist nicht länger er selbst, ich habe… Veränderungen gesehen. Und Durm hat vor seinem Tod versucht, mich zu warnen. Ich habe ihn damals nicht verstanden, aber ich verstehe ihn jetzt. Ich denke, dass Morg anfangs ihn benutzt hat. Ich denke, er ist der Grund, warum meine Familie gestorben ist. Wie ich an meine Magie ge– kommen bin und warum sie gescheitert ist. Morg steckt hinter alledem.« Asher rieb sich das müde Gesicht, die brennenden Augen. »Und Ihr wollt, dass ich es mit ihm aufnehme, hm? Mit dem talentiertesten, bösartigsten Magier, den Euer Volk je hervorgebracht hat. Einem Magier, der stark genug ist, um sechs Jahrhunderte zu überleben. Stark genug, um ganz allein Barls Mauer zu Fall zu bringen. Ich. Ein olkischer Fischer, der es zur Not regnen lassen kann und der anschließend zwei Stunden dasitzt und heult.« Er wandte sich zur Tür um. »Ihr habt den Verstand verloren.«
»Nein! Warte! Ich bin noch nicht fertig!«, sagte Gar und machte einen Satz nach vorne, um Ashers Arm zu umklammern.
Ohne nachzudenken, ohne es geplant zu haben, ließ dieser die kaum bezähmte Macht aus sich herausschießen. Ließ sie Gars Finger von seinem Ärmel reißen und ihn quer durch den Raum schleudern, sodass er einen Sessel umwarf und gegen die Wand prallte.
Hustend, würgend und blutend rappelte Gar sich hoch. »Asher… bitte…« »Fasst mich nicht an!«, befahl er, zitternd vor Zorn. »Fasst mich
nie mehr
an!« Die Wohnzimmertür wurde aufgerissen, und Veira kam hereingestürzt. »Was tut Ihr? Was geht hier vor?«, verlangte sie zu erfahren.
»Es ist nichts!«, antwortete Gar ächzend. »Mir geht es gut. Ein
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