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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Herr. Danke, Herr. Asher, wir werden unser Gespräch bald fortsetzen?«
    »Ja«, antwortete er. »Bald.«
    Schweigend sahen sie ihr nach. Gar, der den Kopf noch immer abgewandt hatte, sagte: »Weißt du, was das Schlimmste an all dem ist?«
    Asher verschränkte die Arme vor der Brust. »Nein.«
    »Es tut allen so leid; sie leiden um meinetwillen und um ihrer selbst willen. Die Menschen dort draußen haben heute Abend so viele Tränen auf meine Gewänder vergossen, dass sie vollkommen durchnässt sind. Sie erzählen mir, dass ihr Herz gebrochen sei, sie erzählen mir, wie wunderbar meine Familie gewesen sei, und sie denken, sie würden mich damit trösten. Aber in Wirklichkeit wollen sie nur, dass ich sie tröste.« Gar lachte leise. Ballodair schob den Kopf über die Stalltür und wieherte. Gar ging zu ihm hinüber, strich ihm die zerzauste Stirnlocke glatt und zupfte ihn sanft am Ohr. »Also tue ich es. Ich halte sie in den Armen, obwohl ich weiß, dass Darran zum Beispiel bei dem Gedanken ohnmächtig werden würde, und ich lasse sie an meiner Brust weinen und mir erzählen, wie groß ihr Schmerz darüber sei, dass meine Familie tot ist. Und dann gebe ich ihnen den Friedenskuss und das Versprechen, dass ihnen und ihren Kindern jetzt, da ich König bin, kein Leid widerfahren wird. Und sie lächeln mich an, denn das ist es, was sie hören wollten, und sie kehren zu ihrer lebenden Familie zurück, und ein anderer tritt vor, um ihren Platz einzunehmen.«
    »Die
Doranen
tun das?«, fragte Asher mit weit aufgerissenen Augen. Gars Lächeln war abfällig. »Was glaubst du?« Nach einer unbehaglichen Pause räusperte er sich. »Ihr wisst, dass es mir leidtut, nicht wahr?« Gar nickte. »Natürlich.«
    Eine neuerliche Pause. Asher untersuchte die Manschetten seines Hemdes und fragte sich, worauf Gar wartete. »Ihr habt ihnen heute Abend dort draußen ein beachtliches Schauspiel geboten.«
    Gar zuckte mit den Schultern. »Irgendetwas musste ich tun. Sie mussten sehen, dass ich kein Krüppel mehr bin. Aber blitzende Lichter und Blütenblätter werden sie nicht bis in alle Ewigkeit überzeugen, Asher, weder die Olken noch die Doranen. Jetzt glauben sie an mich, weil sie unter Schock stehen und voller Trauer sind und weil ich, wie du sagst, ein überzeugendes Schauspiel geboten habe. Unglücklicherweise wird ihr Glaube an mich nicht lange halten. Nicht ohne etwas… Greifbareres, mit dem ich meine Fähigkeiten unter Beweis stelle.« Asher verzog das Gesicht. Verwünscht, Gar hatte Recht. »Was das betrifft, könnt Ihr nicht viel tun.«
    »Im Gegenteil«, erwiderte Gar. »Ich kann Regen herbeirufen. Und nicht nur hier in Dorana, sondern im ganzen Königreich.«
    Er schnappte nach Luft. »Im ganzen
Königreich?
Seid Ihr wahnsinnig? Ihr habt noch nicht einmal in einer Teetasse Regen heraufbeschworen! «
    »Nicht in einer Teetasse, nein. In einer Testkugel. Das Prinzip ist dasselbe, es ist lediglich eine Frage des Maßes.«
    »Des Maßes? Habt Ihr den Verstand verloren? Nicht einmal Euer Pa hat es über einem ganzen Königreich regnen lassen! Ihr werdet Euch umbringen! Warum wartet Ihr nicht noch ein oder zwei Tage? Vielleicht kommt Durm ja wieder zu sich. Wenn er es tut, könnt Ihr ihn fragen, was…«
    Gars Blick war dolchscharf. »Ich kann es mir nicht leisten, so lange zu warten. Ich kann es mir nicht leisten, überhaupt zu warten. Wenn ich nicht etwas Maßgebliches tue, wird das Volk aufhören, an mich zu glauben, und Lur wird in Chaos und Verzweiflung versinken. Conroyd Jarralt wird am Zug sein, und ich werde die Krone verlieren, der mein Vater sein Leben lang gedient hat. Ich werde Regen rufen, Asher. Heute Nacht. Und ich möchte dich bei mir haben, wenn ich es tue.«
»Mich?«
    »Wen sonst?«
    Asher trat entsetzt einen Schritt zurück. »Jeden anderen, nur nicht mich!« »Es wird dir nichts zustoßen, das verspreche ich dir.« »Das könnt Ihr nicht wissen! Ihr habt so etwas noch nie zuvor getan!«
    »Das ist wahr«, räumte Gar nach einem längeren Schweigen ein. »Aber es muss für alles ein erstes Mal geben. Für mich und für das Wettermachen ist heute Nacht dieses erste Mal. Asher, ich
kann
dies auch allein tun. Ich
möchte
es nur nicht allein tun.«
    Und was ist mit
mir?,
hätte Asher am liebsten gerufen. Wer interessiert sich dafür, was
ich
möchte? Er wandte sich halb ab, die Hände überm Kopf verschränkt. Wie so häufig in letzter Zeit wünschte er sich nichts sehnlicher, als mit den Fischgedärmen über Bord zu

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