König 01 - Königsmörder
andermal.«
»Ja«, erwiderte er mit schwerem Herzen. »Ein andermal.«
Sie lächelte, aber in ihren Augen stand ein besorgter Ausdruck. »Wenn wir uns zwischen unseren jeweiligen Verpflichtungen morgen nicht über den Weg laufen, wünsche ich dir viel Glück mit Meister Glospottle.«
»Danke. Ich werde es brauchen.«
Dann ließ sie ihn allein, und er sah ihr mit geballten Fäusten hinterher. Narr. Narr/Von allen idiotischen Dingen, die er hätte sagen können…
Bitte, Barl. Bitte. Gib, dass ich sie nicht verjagt habe.
Nicht lange nach Dathnes abruptem Aufbruch erschienen Colly und Brin zu ihrer Wachschicht. Er verabschiedete sich von ihnen und ging in grüblerischer Stimmung zur Wetterkammer und wartete im oberen Stockwerk auf Gars Ankunft. Stand einmal mehr hilflos daneben, während Lurs König schrie und blutete und das Land mit Regen und Magie nährte.
Zitternd und von Übelkeit gequält hielt er das Stärkungsmittel an Gars blaue, blutbefleckte Lippen und goss ihm sanft ein wenig davon in den Mund. »Lasst nach Jarralt schicken, Gar! Macht ihn zum Meistermagier, bevor ihr Euch hier umbringt und er alles bekommt.«
Gar schob den Becher schwach von sich und ließ sich an der Wand hinabrutschen, bis er auf dem Parkettboden lag. Sein Hemd war durchnässt vom Schweiß seiner Anstrengungen. Ein krampfhaftes Zittern schüttelte ihn. Er sah aus wie ein Mann im letzten Stadium einer grausamen Krankheit. »Nein.« Asher schleuderte den Becher durch den Raum.
»Verdammt
sollt Ihr sein! Was soll ich
tun?«
Gar schloss die eingefallenen Augen. »Nichts. Ich bin der Sohn meines Vaters. Das hier kann mich nicht umbringen.«
»Nun, es bringt
mich
fast um!«
Der Anflug eines Lächelns glitt über Gars Züge. »Armer Asher. Es tut mir leid.« Von plötzlicher Scham erfüllt, ließ er sich zu Boden sinken. »Nein. Nein. Kümmert Euch nicht um mich. Ich habe Angst um Euch, das ist alles.« Gar verzog das Gesicht und zwang sich, sich aufzurichten. Er lehnte sich schwer atmend an die Wand und tätschelte Asher unbeholfen die Schulter. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
Ach nein? Was für eine idiotische Bemerkung! Aus Angst wurde Zorn. »Gar…« »Du solltest gehen«, sagte Gar. »Wir wollen nicht…« Er brach ab und hustete heftig, ein schreckliches, scharrendes Geräusch, das so klang, als litte er an Lungenfäule. »Geh«, flüsterte er. »Ich werde zurechtkommen. Ich muss mich nur für eine Weile ausruhen.«
»Nein, Gar, Ihr…«
»Soll ich einen königlichen Befehl daraus machen?
Geh!«
Er stand auf. »Ihr seid wahnsinnig, wisst Ihr das? Absolut verrückt.«
Gar schüttelte nur den Kopf. »Wir sehen uns morgen.«
Der lange Marsch zurück zum Turm war kalt, und hässliche Bilder saßen ihm im Nacken. Was sollte er tun? Vielleicht konnte er Pother Nix einen vertraulichen Hinweis ins Ohr flüstern…
Willer, der ein Bündel unter einem Arm hielt, verließ gerade in dem Moment den Turm, als er dort eintraf. »Asher!« Das Gesicht der Meeresschnecke verzog sich zu einem eigenartigen Ausdruck nervöser Unterwürfigkeit. »Dass ich Euch so spät hier antreffe. Erzählt mir nicht, dass Ihr noch immer nicht aufgehört habt zu arbeiten?«
Geistloses Geplapper mit Willer war das Letzte, was er jetzt brauchte. »Nein.« Willer trat einen kleinen Schritt zur Seite und versperrte ihm den Weg. »Ich auch nicht. Darran will, dass diese Papiere unverzüglich in den Palast gebracht werden. Ich dachte schon, wir hätten hart gearbeitet, als Gar nur ein Prinz war, aber…«
Asher zog eine Augenbraue hoch. »Gar?«
»Ich meine Seine Majestät«, sagte Willer hastig. »Ich bitte um Entschuldigung. Ich wollte nicht unhöflich klingen.«
Entschuldigung? Was
zum… »Willer, wollt Ihr irgendetwas von mir?« Die Wangen der fetten Sprotte röteten sich. »Nein. Nun, ja. Nichts Wich… das heißt, hört mir zu. Asher. Ich habe nachgedacht. Ich weiß, wir haben uns nie besonders gut verstanden.« Ein verlegenes Kichern. »Was ebenso meine Schuld ist wie Eure, nehme ich an. Ich würde gern von vorne anfangen. Euch zeigen, dass ich doch kein so schlechter Kerl bin. Tatsächlich werde ich Euch meinen guten Willen beweisen, ja? Darran lässt mich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang schuften, aber ich würde Euch gern meine Dienste anbieten. Ich könnte als ein weiterer Gehilfe an Eurer Seite arbeiten. Wer weiß? Vielleicht werden wir am Ende sogar noch Freunde!«
Barl steh ihm bei. Diese Nacht wurde immer schlimmer. »Freunde? Ihr
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