König 01 - Königsmörder
verwandelte binnen eines Herzschlags Blau in Rot, ließ Feuer aus seinen Augen, seiner Nase, seinem Mund fließen. Und wie er sich drehte und wendete, überall, überall war Schmerz. Er fiel zu Boden, schreiend. Sein Bewusstsein zog sich zurück auf einer scharlachroten Flut. Als es wieder zurückkehrte, lehnte er an der Wand der Wetterkammer. Sein Gesicht war klebrig von Blut, und Gar drückte ihm einen kalten Becher an die Lippen.
»Trink. Das wird helfen.«
Benommen, verwirrt, schluckte Asher. Würgte. Dann öffnete er die Augen, als Nix' widerwärtiges Gebräu sich durch den Nebel in seinen schmerzenden Kopf brannte. »Sagt mir, dass ich träume«, wisperte er. »Sagt mir, dass ich das einfach nicht getan habe.«
Gar stellte den Becher beiseite. »Ich wünschte, das könnte ich.«
Demütigenderweise war ihm nach Wimmern zumute. »Verflucht, das hat weh getan.« »Ich weiß.«
Ja, er wusste es, aber was nutzte ihnen das? Es wurde
erwartet,
dass es ihm Schmerzen bereitete, er war Dorane. Der Wettermacher.
Ich bin ein verdammter Olk, ich sollte verletzt werden, wenn ich mir den Zeh anstoße, nicht wenn ich mit Magie arbeite!
»Gar, dies ist nicht recht. Es kann nicht geschehen sein. Wir
müssen
träumen!« Gar schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Es war kein Traum.« Er verzog das Gesicht. »Ein Albtraum vielleicht…«
»Aber…« Er mühte sich, sich aufrecht hinzusetzen. »Barl rette mich, verdammt noch mal. Was mache ich jetzt?«
»Jetzt?« Gar richtete sich auf und blickte auf ihn hinab, wobei er alle Gefühle sorgfältig aus seinem Gesicht fern hielt. »Jetzt lässt du es über den Waldigen Tälern schneien und den Tey zufrieren.«
Die Worte raubten ihm der Atem wie ein Schlag in die Eingeweide. »Ich kann nicht.«
»Du musst.«
»Ich
kann
nicht, ich…«
»Wenn du es nicht tust, wird man Fragen stellen. Ich kann mir keine Fragen leisten, Asher. Nicht, bevor ich Zeit zum Nachdenken hatte.«
Er hatte bisher nicht gewusst, dass Angst einem Menschen körperliche Übelkeit bereiten konnte. Süßsaurer Speichel flutete in seinen Mund, und sein Magen krampfte sich zusammen. Jetzt würgte Gar beinahe… wütend. »Dies ist nicht meine Schuld. Ich habe nicht darum gebeten.« »Das habe ich auch nicht behauptet. Nur… beende, was du begonnen hast, Asher.«
»Und dann ist es vorbei?«
Gar nickte. »Ja. Dann ist es vorbei.«
Während sein Körper noch immer von Schmerz summte, rappelte er sich hoch und tat wie geheißen. Er rief den Schnee und ließ den Fluss zufrieren, und als er fertig war, war er ein zuckendes, von blutigem Speichel beflecktes Bündel loser Knochen auf dem Boden.
Er spürte Gars Hand auf seiner Schulter. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid, Asher. Danke.«
Er hätte die Augen nicht öffnen können, selbst wenn sein Leben davon abgehangen hätte. Aber auch mit geschlossenen Augen spürte er durch die Glasdecke der Wetterkammer den warmen, goldenen Schimmer von Barls Mauer. Die Berührung weckte in ihm das Bedürfnis, sich zu übergeben. »Geht weg.«
Gar gehorchte. Endlich allein, überließ Asher sich den Tränen. »Barl steh mir bei… Wer bin ich?
Was
bin ich? Und warum ist mir das zugestoßen?« »Verdammt!«, fluchte Pother Nix lautstark. »Und dabei hatte sein Zustand sich so verbessert!«
Die junge Kerril, die neben ihm stand, sog scharf die Luft ein, als der zuckende Durm sich mit der Faust auf die Stirn hämmerte. Der Schlag ließ eine fast verheilte Wunde wieder aufreißen. Blut bespritzte seine Hand, sein Gesicht, die Laken.
»Nun, nun, Durm, das reicht jetzt«, brummte Nix und drückte beide Hände auf die Schultern des Meistermagiers. »Die Ebonardtinktur, Kerril, schnell, bevor er sich ein zweites Mal die Knochen bricht!«
Sie gehorchte, ein wenig unsicher in ihrer Hast. An der Tür zu Durms Schlafgemach drängten sich die anderen diensthabenden Pother, diejenigen, die um Hilfe geschrien hatten, als die Krämpfe des Meistermagiers eingesetzt hatten.
Die Ebonarddämpfe aus dem Tuch, das Kerril Durm auf Mund und Nase drückte, zeigten ihre Wirkung. Seine Bewegungen verlangsamten sich, wurden schwächer. Seine Lider flackerten. Dazwischen waren seine Augäpfel nur noch als weißer Halbmond zu erkennen.
»Braves Mädchen«, sagte Nix. »Jetzt eine Pastille Ebonard und Tantivy. Du kannst sie ihm verabreichen. Benutz einen Spatel, oder du wirst die Finger verlieren.«
Sie war eine hervorragende Schülerin. Geschickt schob sie Durm das Holzstäbchen zwischen die
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