König 01 - Königsmörder
Krümmte sich zusammen, schloss grollend die Finger um einen nassen, grauen Stein und schleuderte ihn von sich. Er warf noch einen Stein und noch einen und noch einen, während seine Knochen unter einem vernunftlosen Zorn erbebten. Als er es nicht länger ertragen konnte, öffnete er den Mund und schrie, brüllte all seine Angst und seinen Zorn in den gleichgültigen Himmel empor. Und dann stand er da, den Kopf auf die Brust gesenkt. Leer und resigniert.
Gar legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. »Danke, Asher. Ich verspreche dir, dass du es nicht bereuen wirst.«
Den Rückweg vom Moor zu den Ställen des Turms legten sie schweigend zurück. Im Stallhof angelangt, warf Gar Ballodairs Zügel dem jungen Boonie zu und ging davon. Asher sah ihm nach und bedauerte nicht im Geringsten, dass sie für eine Weile getrennt sein würden.
Er brauchte Zeit zum Nachdenken.
Jim'l erbot sich, sich um Cygnet zu kümmern, aber Asher lehnte das Angebot ab. Gute, ehrliche Arbeit, das war es, was er jetzt brauchte. Eine Ablenkung und Schweiß, der aus Muskeln geboren war, nicht aus Magie. Er brachte Cygnet in seinen Stall, sattelte ihn ab und machte sich an die beruhigende Aufgabe, den silbernen Hengst zu striegeln. Das Alleinsein währte nicht lange.
»Hattest du einen angenehmen Ausritt?«, fragte Matt und beugte sich über die geschlossene Halbtür des Stalls.
Er ließ einen Moment von Cygnets Schwanz ab, dessen Haare er entwirrt hatte, und blickte auf. »Ja.«
»Du solltest häufiger ausreifen. Cygnet braucht die Bewegung, und du brauchst die frische Luft.«
»Ja, aber wann? Der Tag hat ohnehin schon nicht genug Stunden.« »Frühmorgens«, schlug Matt vor. »Vor dem Frühstück. Das wird deinen Appetit anregen.«
»Ich werde wohl eher einen Herzanfall bekommen«, erwiderte er mit einem flüchtigen Grinsen.
Matt runzelte die Stirn. »Das ist nicht komisch. Asher, was ist los?« Er zog die letzten Haare von Cygnets Schwanz auseinander und griff nach einer Striegelbürste. »Nichts.«
»Wie kommt es, dass ich dir nicht glaube?«
Verdammt. Matt war klüger, als ihm guttat. Er zwang sich, aufzusehen. »Nichts, wobei du helfen kannst.«
»Es ist eine große Auf gäbe, die du als Tribun übernommen hast«, sagte Matt nach einem kurzen Schweigen. »Früher konntest du dich im Schatten des Prinzen verstecken. Jetzt ist er König, und du stehst im vollen Sonnenlicht. Wenn du nicht aufpasst, könntest du dich verbrennen.«
Eine Bemerkung, die den Tatsachen unbehaglich nahe kam. Er tauschte die Striegelbürste gegen eine Körperbürste mit weichen Borsten und machte sich daran, Cygnets schlammverkrustete Flanken zu säubern. Das Pferd ließ seinen makellosen Schwanz hin und her zucken, und er gab ihm einen warnenden Klaps. »Ich komme schon zurecht.«
»Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Matt mit unglücklicher Miene. »Sei einfach nur vorsichtig, ja? Tu nichts Törichtes.«
Was, zum Beispiel Regen machen? Um den Gedanken zu verbergen, wechselte er von Cygnets linker Flanke auf die rechte. »Mach nicht immer solchen Wirbel. Hast du nichts zu tun?«
Matt schlug auf die Stalltür. »Doch. Ich wollte dir lediglich erzählen, dass die Pferde, die die königliche Totenkutsche ziehen sollen, heute irgendwann eintreffen werden.«
»Seine Majestät wird sie in Augenschein nehmen wollen. Gib mir Bescheid, wenn sie hier sind.«
»Natürlich«, sagte Matt.
Wieder allein, verwandte Asher noch eine weitere halbe Stunde auf das Striegeln von Cygnet, dann folgte er dem Ruf seiner Pflichten und kehrte in den Turm zurück. Wo Darran bereits auf ihn wartete, bewaffnet mit einem vier Fuß hohen Stapel Gesetzbüchern und einem boshaften Lächeln.
In seinen schwächeren, weniger ehrenhaften Augenblicken ertappte Asher sich dabei, dass er wünschte, Darran sei… nun gut, vielleicht nicht
gestorben,
aber nach seinem Zusammenbruch doch in hinreichend schlechter Verfassung gewesen, dass Nix ihn in den Ruhestand geschickt hätte. Aufs Land. Ans andere Ende des Königreichs. Und obendrein hätte der Pother ihm lange Kutschfahrten verbieten sollen.
»Verflucht, Ihr müsst Witze machen«, sagte er und blieb in der offenen Tür stehen. »Und das ist
mein
Schreibtisch, vor dem Ihr sitzt, falls es Euch nicht aufgefallen ist.«
Darran erhob sich von dem Stuhl. »Ich habe mir die Freiheit genommen, mich mit Lady Marnagh zu beraten. Da der Disput zwischen Indigo Glospottle und seinen Gildebrüdern derart verdrießlich ist, und ungeachtet der
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