König 02 - Königsmacher
»Ich schätze, das weiß ich.« Sie verschloss die Tür hinter ihm, dann eilte sie nach oben und nahm Verbindung zu Veira auf.
Du hast Neuigkeiten, Kind?
Sie holte tief Luft, um ihr rasendes Herz zu beruhigen. »Es ist geschehen, Veira. Timon Spake ist tot, und wir sind in Sicherheit.«
Tot? Jetzt schon? Wie?
Hastig berichtete sie, was geschehen war. »Ich bin ebenso überrascht wie du. Ich hätte nicht mal im Traum gedacht, dass es so schnell gehen würde.«
Der arme Edvord. Das wird ihm den Rest geben. Er hat sich nur um des Jungen willen ans Leben geklammert. Um unseretwillen.
»Anscheinend wusste er es am Ende am besten. Sein Sohn hat den Schwur gehalten. Die Prophezeiung wird sich erfüllen.«
Das zumindest kann Edvord ein Trost sein. Aber was ist mit Asher?
»Was soll mit ihm sein? Er ist erschüttert, aber er wird sich davon erholen.« Während Veira nachdachte, herrschte summendes Schweigen in der Verbindung.
Geh vorsichtig zu Werke, Dathne,
sagte sie schließlich.
Dies könnte tiefer reichen, als du weißt. Er hat aus erster Hand die Konsequenzen dessen mit angesehen, was wir tun. Wenn die Zeit kommt, da er sich uns anschließen muss…
»Er
wird
sich uns anschließen«, erwiderte sie. »Die Prophezeiung sagt es.«
Wieder herrschte Schweigen.
Spricht da aus dir die Seherin, Kind, oder die Hoffnung?
»Die Seherin«, sagte sie mit mehr Zuversicht, als sie empfand, denn sie hatte Ashers Abscheu und sein milchweißes Gesicht keineswegs vergessen.
Jerval gebe, dass es so sein wird. Danke, Kind, für die Neuigkeiten. Ich sollte jetzt am besten bei Edvord sein.
»Veira!«
Ja, Kind?
»Es kann uns doch jetzt nichts mehr geschehen, oder? Nachdem Timon tot ist und der Zirkel in Sicherheit sein wird?«
Es folgte ein weiteres, längeres Schweigen. Dathne glaubte zu ihrem Schrecken, Veira durch die Verbindung weinen zu spüren.
»Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich vergesse es manchmal. Du hast ihn gekannt. Du kennst uns alle. Das muss sehr hart für dich sein…«
Es ist hart für uns alle, Kind. Die Prophezeiung ist ein grausamer Meister. Was deine Frage betrifft… Ja, ich denke, wir sind in Sicherheit. Unser Geheimnis ist verborgen geblieben, unsere Existenz immer noch unbekannt. Aber ich werde die anderen warnen, dass sie ganz besonders vorsichtig sein müssen. Und das gilt auch für dich und für Matt.
»Wir werden Acht geben, Veira. Das verspreche ich.«
Als die Verbindung getrennt war, kehrte Dathne nach oben zurück, öffnete den Laden wieder und ließ es zu, dass die normalen Geschäfte und die sich schnell verbreitenden Neuigkeiten über den verdienten Tod des Gotteslästerers all ihre anderen Sorgen verdrängten.
Sie waren in Sicherheit. Die Prophezeiung würde sich weiter erfüllen. Jetzt brauchte sie nur noch zu warten.
wein, den Dathne ihn zu trinken gezwungen hatte. Matt kam ihm entgegen, um ihn zu begrüßen, während die Stallburschen umhereilten, um ihre nachmittäglichen Pflichten zu versehen. Die Pferde schauten über ihre Stalltüren hinaus und wieherten hoffnungsvoll, weil sie wussten, dass es Zeit für ihr Futter war. Schmetterlinge tanzten über den Blumenbeeten.
Als Asher endlich in den Stallhof des Turms schlenderte, hatte er Blasen an den Füßen, weil er in neuen Stiefeln so weit gelaufen war, und seine Eingeweide brannten noch immer von dem Branntwein.
Als die Stallburschen ihn sahen, winkten sie ihm lachend zu. Bellybone stieß grinsend einen Pfiff aus und machte eine rüde Bewegung mit dem Zeigefinger. Asher erwiderte die Geste, auch wenn es ihm nicht recht gelang zurückzulächeln. Plötzlich durchzuckte ihn ein scharfer Stich der Sehnsucht; er vermisste die raue Einfachheit und die unkomplizierte Kameradschaft der Ställe. »Wo bist du gewesen?«, fragte Matt, während er ihn abschätzend musterte. »Die Kutsche ist schon vor einer Ewigkeit aus der Stadt zurückgekommen.« Asher kratzte mit dem Absatz eine Linie in den Kies. »Ich bin gelaufen.«
»Drei Stunden lang?«
»Na und? Soweit ich weiß, gibt es kein Gesetz, das das verbietet.« Matt hängte seufzend die Daumen in seinen abgewetzten Ledergürtel. »Du bist mir in letzter Zeit aus dem Weg gegangen. Warum?«
Asher zuckte die Achseln. »Ich wollte nicht über Spake reden.«
»Wer sagt, dass ich das wollte?« »Du meinst, du wolltest nicht über ihn reden?« Matt verzog das Gesicht. »Es heißt, Spake sei tot. Hingerichtet.«
»Ja. Ich war dabei.«
Matts Miene veränderte sich. »Ist alles in Ordnung
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