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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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verraten, Wynton. Timon Spake hat sich selbst verraten. Er hat uns alle verraten, die wir uns Tag und Nacht zum größeren Wohle Lurs mühen.«
    Der alte Mann nickte langsam. Neigte den Kopf zu einer Verbeugung. »Wie Ihr sagt, Eure Majestät«, erwiderte er und trat zurück.
    Der König blickte zu dem Bürgermeister von Grundberg hinüber. »Und was ist mit Euch, mein Herr?«
    Fletchers Gesicht hatte die Farbe entrahmter Milch. »Ich… meine Frau… meine Töchter…«
    »Ihr dürft gehen«, sagte Borne.
    Dann herrschte plötzlich hektisches Treiben, während Orricks Papiere zusammen mit dem Tisch und den Stühlen hinausgebracht wurden. Lady Marnagh griff nach ihren Unterlagen und verließ den Raum. Bürgermeister Fletcher ging mit ihr. Weitere Wachen traten mit Strohbündeln, einem grob geformten Holzklotz und einem Korb ein. Der König wandte sich um. »Holze.«
    »Gewiss, Eure Majestät«, murmelte Holze und ging zu dem Gefangenen hinüber.
    Asher, den niemand beachtete und der kaum glauben konnte, was er sah, beobachtete, wie der Barlsmann neben Timon Spake niederkniete. Dann legte Holze ihm sanft eine Hand auf die Wange und begann, ihm leise etwas ins Ohr zu flüstern. Was immer er sagte, schien dem Jungen einen gewissen Trost zu schenken. Er nickte und weinte unverhohlener. Holze sang ein Lied, und der Junge stimmte stockend mit ein, die Stirn auf Holzes Schulter gebettet. Asher sah Gar an. Wurde es nicht langsam Zeit, dass er etwas sagte? Etwas wie: »Gut gemacht, Asher, du darfst jetzt gehen«? Sein Pa hatte soeben das Todesurteil über diesen törichten, bartlosen Jungen verhängt. Gleich würde man ihm seinen törichten Kopf abschlagen, direkt hier vor ihnen, vor
ihm,
und als er gesagt hatte, dass er bei der Anhörung zugegen sein werde, hatte er damit nicht seine Absicht zum Ausdruck gebracht, mit anzusehen, wie dem Verurteilten der Kopf abgehackt wurde.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, blickte Gar abermals zu ihm hinüber. Er schüttelte den Kopf, eine Bewegung, die kaum wahrnehmbar war. Statt etwas zu sagen, ließ er sein Gesicht für sich sprechen.
    Du wolltest seinen Tod. Jetzt kannst du zusehen, wie er stirbt.
    Bestürzt und wütend ballte Asher die schweißnassen Hände zu Fäusten. Dies war nicht
seine
Schuld. Timon Spake war hier der Verbrecher, nicht er, warum also wurde er bestraft? Warum musste er mit ansehen, wie der arme, verfluchte Timon Spake den Kopf abgehackt bekam? Das war nicht gerecht. Nun, eines stand jedenfalls fest. Für
diese
Art von Ärger waren fünfzig Trin die Woche nicht genug.
    Kein Geld der Welt war genug für ein solches Erlebnis.
    Die Tür, durch die der Gefangene eingetreten war, wurde abermals geöffnet, und ein hochgewachsener Mann in Schwarz mit einer schwarzen Maske und einer todverheißenden Axt kam herein. Ashers Magen krampfte sich zusammen, und sein halb verdautes Frühstück stieg ihm brennend und scharf in die Kehle. Jetzt schwitzte er richtig, und heiße Rinnsale des Entsetzens strömten ihm über Rücken und Brust. Er konnte kaum atmen, und vor seinen Augen tanzten kleine, rote Punkte.
    Das Stroh war auf der gegenüberliegenden Seite des Raums auf dem gepflasterten Boden ausgebreitet worden. Weit genug vom König und vom Rat entfernt, um sie vor Blutspritzern zu bewahren, durchzuckte es Asher. Der Holzklotz stand in der Mitte dieses gelben, saugfähigen Meeres, direkt neben dem Korb. Jetzt küsste Holze Timon Spake auf die Stirn. Er half ihm auf die Füße, damit er die stockenden Schritte tun konnte, die ihn in Reichweite des Holzklotzes und des Korbes brachten. Spake kniete abermals nieder, während Holze ihm sanft auf das dicke, goldene Stroh hinabhalf. Der Henker nahm seine Position ein. Der gefesselte Junge, der sich selbst verurteilt hatte, beugte sich vor und senkte den Kopf. Legte sich über den Holzklotz. Das Holz war rau. Gewiss bohrten sich Splitter in seinen Hals. Holze zog sich zurück. Im Raum herrschte Stille, niemand sprach, niemand schluchzte. Die Zeit stand still.
    Der Henker sah den König an. Der König nickte.
    Die Axt fuhr mit einem einzigen starken, ruhigen Schlag herunter. Die Klinge bohrte sich durch Fleisch und Knochen tief in den grob gehauenen Holzklotz. Timon Spake von Grundberg starb. Das goldfarbene Stroh um ihn herum färbte sich rot, und der ranzige, an Eisen erinnernde Geruch von frischem Blut erfüllte den luftleeren Raum. Hervy Wynton übergab sich.
    Asher tat es nicht, aber es fehlte nicht viel.
    Der König erhob

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