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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Der König bricht in seinen Decken zusammen. Die rastlose Erde kommt zum Stillstand.
    Nix, der vor Furcht kaum einen zusammenhängenden Satz hervorbringen kann, richtet sich so weit auf, dass er aus dem zerstörten Fenster blicken kann. Er sieht, wie die Wolken nach Süden strömen, einem Fluss gleich, der in der Schneeschmelze des Frühlings über die Ufer tritt. Der Himmel hinter ihnen ist von unschuldigem Blau. Sonnenschein funkelt auf dem regennassen Gras und dem zersplitterten Gras. Eine warme, sanfte Brise spielt mit den Vorhängen. Die Stille hallt in seinen Ohren wider. Er unterdrückt ein leises Schluchzen des Schmerzes, reißt sich gewaltsam zusammen und rappelt sich ganz hoch. Er ist ein Mann der Medizin. Er hat Patienten…
    Kreideweiß und reglos wie ein Stein liegt der König auf seinem Lager. Auf seinen Lippen, seinem Bart und den zerknitterten Laken sind leuchtend rote Flecke zu sehen.
    »Eure Majestät?«, flüstert Nix. Um ihn herum regen sich jetzt auch die anderen Menschen im Raum. »Eure Majestät?«
    Der König antwortet nicht. Unter seiner Haut kann man zarte, blaue Linien erkennen. Mit fast geschlossenen Augen starrt er, ohne ein Wort zu sagen, auf seine schlaffen Hände.
    Nix beginnt zu zittern. Seine Finger flattern, hilflos wie mit Vogelleim gefangene Vögel. Der Raum verschwimmt ihm vor Augen.
    »Eure Majestät…«
    Laut genug, um den Himmel zu erschüttern, brach die versammelte Schar der Fischer in heiseren Jubel aus. Hüte segelten durch die Luft, und die Menschen stampften in einem Rausch erregter Befreiung auf den gepflasterten Boden.
    Gebeutelt von all der glücklichen Erregung fing Gar Darrans Blick auf, erinnerte sich an das Protokoll und bedeutete dem Bürgermeister, sie von dem Podest herunterzuführen, damit das Fest weitergehen konnte. Aufgebläht von Stolz erwarteten sie die drei Männer, die das Festboot steuerten, am Ende der Pier. Sie wurden einander vorgestellt, Hände wurden geschüttelt und Grußworte ausgetauscht, dann war es Zeit zum Aufbruch.
    Gar holte tief Luft und hoffte gegen alle Hoffnung, keinen anderen Eindruck als höchstens den einer leichten Langeweile zu erwecken. Segeln? O ja. Das war kein Problem. Daheim in Dorana segelte er ständig.
    »Nach Euch, Kapitän Kremmer«, sagte er einladend. Kremmer, ein ergrauter Kämpe, der wohl seine vierzig Feste erlebt hatte, tippte an seine salzverkrustete Kappe, rief seine Mannschaft mit einem Nicken zusammen und ging an Bord des Fischerbootes, das zu klein und zerbrechlich schien, um ihm vielVertrauen einflößen zu können.
    »Alle an Bord, die an Bord sein sollten, Eure Hoheit«, rief Kremmer. »Die Fische werden auf direktem Weg den Hafen verlassen!«
    Die Tradition gab vor, dass der herrschende König oder die Königin - oder ein ernannter Abgesandter - sich der Fischermannschaft des Festes anschlossen, um den Reichtum der Ernte aus dem Ozean zu holen. Mit hämmerndem Herzen betrachtete Gar den höflich aufmerksamen Bürgermeister von Westjammer und die anderen Oberhäupter der Städte und Dörfer. Er sah Darran an und Willer, vermied es jedoch, einen Blick in Ashers Richtung zu werfen, dann wandte er sich schließlich der Holzplanke zu, die auf das in den Wellen schaukelnde Boot führte.
    Die Planke war so
schmal.
Hätten sie nicht einen dickeren Baum finden können? Asher murmelte leise: »Ihr werdet das schon schaffen. Eine kurze Fahrt durch den Hafen, bei der ihr einige Netze mit Fischen füllen werdet, mehr erwartet man nicht von Euch. Ihr werdet wieder auf trockenem Land sein, bevor Ihr Euch's verseht. Und ich werde nicht zulassen, dass Euch an Bord etwas zustößt, das verspreche ich.«
    Zerstreut sah er Asher nun doch an. »Und was bringt dich auf den Gedanken, dass du mitkommen wirst?«
    Asher blinzelte, und das Mitgefühl in seinen Augen gefror. Er beugte sich vor und flüsterte: »Nur ein kleinherziger Mann würde mich zwingen zurückzubleiben.«
    »Dafür wirst du mir bezahlen«, flüsterte Gar zurück.
    Während Asher geringschätzig die Augenbrauen hochzog, ließ Kapitän Kremmer seine glänzende Schiffsglocke ertönen. Darran räusperte sich. »Eure Hoheit…«
    Er bestieg das verdammte Boot. Dasselbe tat Asher, zusammen mit allen Bürgermeistern der Fischerdörfer. Darran und Willer blieben zurück. Sie waren kaum an Bord gegangen, als die Fischer auch schon die Ärmel hochgekrempelt hatten und unverständliche Dinge mit Seilen und Ankern und stinkenden Fischnetzen taten, die vom Salz gegeißelten

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