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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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und deutete mit zitternder Hand auf den Hafen.
    Taumelnd und alles andere als vertraut mit den neuartigen Bewegungen des Bootes drehte Gar sich, bis er den Hafen von Westjammer sehen konnte, der so weit hinter ihnen lag. »Die Mauer schütze uns«, flüsterte er, während ihm das Herz in seiner Brust immer schneller schlug.
    Verschwunden war der wolkenlos blaue Himmel über Westjammer, verzehrt von einem schrecklichen Zucken von Purpur und Schwarz. Scharlachrote Blitze flackerten wie die Zunge einer Schlange. Das Schreien und Stöhnen der von Panik erfüllten Fischer, die verzweifelt versuchten, sich in Sicherheit zu bringen, drang an seine Ohren. Während Gar und die Mannschaft in sprachlosem Entsetzen zusahen, rissen Blitze klaffende Löcher in die Sturmwolken und schlugen auf dem ungeschützten Boden ein. Einen Moment später hörten sie den krachenden Aufprall und die gequälten Schreie der Menschen, die nicht hatten fliehen können.
    Zornig vor Angst bewegte Asher sich über das schwankende Deck, um nach Gars Arm zu greifen. »Dies ist kein Sturm vom Meer, er kommt von landeinwärts. Was geht da vor?«
    Gar drückte sich eine Faust auf die Lippen. »Ich weiß es nicht.«
    »Wir müssen in den Hafen zurückkehren«, sagte Asher und ließ Gars Arm los, um sich zu Kremmer umzudrehen. »Kapitän! Wendet das Boot! Wir müssen diesen Leuten helfen!«
    »Ihnen helfen?«, fragte Kremmer. Das Boot schlug in eine Welle, und er wurde auf ein Knie geworfen. »Wie? Ich schätze, wir können uns nicht einmal selbst helfen! Ich schätze, wir werden nicht lebend aus diesem Wasser herauskommen!
Seht!«
    Beide Männer drehten sich gleichzeitig um und schauten zur Stadt hinüber. Gars Mund wurde trocken. »Vater…«, flüsterte er. »Vater, was tut Ihr?« Die grellen Wolken schössen auf sie zu, gepeitscht von einem heulenden, bösartigen Wind. Das Wasser des Hafens brodelte, und gewaltige Wellen schnellten empor, und ihre schäumende Gischt versperrte den Blick auf den furchtbaren Himmel. Blitze prasselten nieder und schlugen zuckend auf dem aufgewühlten Wasser auf.
    »Tut etwas, Eure Hoheit!«, brüllte der Bürgermeister von Westjammer. »Oder wir werden alle ertrinken!«
    »Ich kann nichts tun!«, rief Gar zurück. Er hasste sich. Hasste den Bürgermeister dafür, dass er gefragt hatte.
    Eine kalte Hand legte sich um seinen Arm. Asher. »Seid Ihr Euch sicher? Könnt Ihr es nicht einmal versuchen?«
    Gar riss seinen Arm los und schluckte Galle. »Du kannst mich das fragen?«, zischte er, während Regen, so scharf wie Glas, durch die trübe Luft peitschte und gnadenlos auf ihr Fleisch eindrosch. »Nach einem Jahr in der Stadt kannst du mich
das
fragen?«
    Asher trat zurück. »Entschuldigung«, sagte er, aber das Wort wurde ihm aus dem Mund gerissen vom unheilverkündend heulenden Wind. Der Fischkutter, der für einen solchen Sturm nicht gemacht war, wurde hilflos von den Wellen gebeutelt. Gar, Asher und die übrigen Männer taumelten über Deck und hielten sich fest, wo immer sie konnten, während ihr verletzbares Fleisch barst und vom Regen verdünntes Blut über ihre Glieder strömte.
    »Ich kann uns nicht retten!«, schrie Gar in den Wind, in die ausdruckslosen, angstbleichen Gesichter der Männer. »Es tut mir leid!«
    Und dann blieb keine Zeit mehr zum Sprechen, als der Sturm mit all seinem Zorn über sie herfiel.
    Splitter flogen durch die Luft, während Hagelkörner, so groß wie Kinderfäuste, auf das Deck unter ihren Füßen schlugen. Ohrenbetäubende Donnerschläge explodierten zur gleichen Zeit wie die dunkelroten Blitze, die den Himmel zerrissen. Grüne und purpurfarbene Wolkenfinger stachen auf den von weißer Gischt umhüllten Hafen und saugten Wirbel von Wasser auf. Aus der Sicherheit des Ozeans gerissene Fische kreiselten wild über den Wellen. Flammende Blitze hämmerten zischend auf das Boot ein. Einer traf den Bürgermeister von Balkfels und schmetterte ihm den Kopf von den rauchenden Schultern. Gars Magen krampfte sich zusammen, und er schmeckte saure Galle, während er sich in den heulenden Wind erbrach. Dann kippte das Boot plötzlich, und er rutschte mit dem Gesicht nach unten über das Deck. Splitter und Fischschuppen bohrten sich ihm ins Fleisch, und seine Fingernägel splitterten, während er vergeblich versuchte, sich an dem wettergegerbten Holz festzuhalten. Als sein durchnässter, geschundener Leib gegen einen harten Gegenstand am unteren Ende des Bootes prallte, brüllte er vor Schmerz auf. Im

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