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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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der König. Dies ist ein Patient! Haltet ihn im Bett!« »Gar!«, ruft der König und wehrt sich gegen die liebevollen Hände, die ihn auf die Matratze drücken. »Sing, mein Junge! Ich weiß, du kannst es schaffen!« Draußen vor den verhängten Fenstern des Gemachs tobt ein Sturm. Hagel klappert gegen das Glas, geworfen von einem tobenden Riesen. Fane, die sich selbst erst jüngst vom Krankenbett
erhoben hat, presst sich die Hände gegen die Schläfen. »Es tut weh!«, schluchzt sie. »Die Energien sind ganz falsch, sie zucken wie Schlangen und schneiden wie Messer! Macht, dass es aufhört, Durm. Macht, dass es aufhört!«
    Durm schüttelt den Kopf. »Das kann ich nicht. Er beherrscht das Wetter, und er wird mit ihm tun, was er will - oder was das Fieber will.« Durm ragt hoch über Nix auf und sagt: »Brecht sie, Mann. Brecht die Macht, die die Magie über ihn hat, oder sie wird uns alle zerbrechen, in winzige Stücke zerbrechen.« Nix zittert vor Angst. »Ich werde mein Bestes tun, Herr.«
    Durm bleckt die Zähne zu einem grimmigen Lächeln. Über ihnen lässt ein Blitz heißen Schmerz den Kopf eines jeden von ihnen durchzucken. »Macht es besser«, rät er. »Oder Ihr werdet der Geburtshelfer des Endes der Welt sein.«
Gar, der in Musik ertrank, umklammerte das Geländer des Podests und staunte über die herrlichen Klänge. Er hatte schon lange aufgehört zu singen, damit er besser hören konnte. So viele Stimmen … eine Harmonie, wie er sie sich nie erträumt hätte. Auf seinen Wangen waren Tränen. Die frische, salzige Luft konnte sie nicht schnell genug trocknen, weil seine Augen immer wieder überflössen. Warum hatte sein Vater nie davon erzählt? »Jetzt geht es zum Fest«, hatte er mit einem Lächeln gestöhnt und war davon-geritten, und lange Tage später war er zurückgekehrt, und nicht ein einziges Mal hatte er etwas
davon
gesagt.
    Auch auf Ashers Wangen waren Tränen. Er sang noch immer, und sein heiserer Bariton verschmolz grob mit dem klaren, vollen Tenor des Bürgermeisters, dem reinen Sopran seiner Gemahlin und dem bunten Chor der anderen Würdenträger. In seinem Gesicht brannte wilder Jubel. Dies war sein Augenblick, sein Erbe, seine Zukunft. Er war plötzlich ein Fremder.
    Unter der flammenden Sonne machte die vereinte, vereinigende Stimme der Menge aus der Luft Magie.
»Frohlocket«,
sangen die Fischer in erstaunlicher Harmonie, jede Stimme ein Faden in einem wunderbaren Bildteppich aus Klang.
»Macht euch bereit«,
sangen sie und
»Preiset das freigiebige Meer«; »Kraft den
Fischern«,
sangen sie.
»Fülle der Ernte. Klarer Himmel und ruhige See.«
Selbst die Bäume neigten sich, um zuzuhören, oder zumindest schien es so. Und im Hafen sprangen die Fische, um sie zu hören. Zuerst allein ein regenbogenbuntes Aufblitzen von Schwanzflosse und Schuppe. Dann in Paaren. Zu dritt. Warfen sich kühn der Sonne entgegen.
    »Sehet! Sie kommen!«,
gaben die Fischer kund, während sie die Hände zum Willkommen und zum Dank erhoben.
»Die Gaben des Meeres, unser Leben, unsere Nahrung!«
    Langsam, sehr langsam begann der Hafen zu kochen.
    Während der König sich bewusstlos in seinem Kissen wälzt, krallt die Königin die Finger in Pother Nix' Arm. »Tut etwas! Er kann nicht mehr lange so weitermachen!«
    Prinzessin Fane hockt in sich zusammengesunken in einer Ecke, das Gesicht fleckig von Tränen, die Augen schmal vor Schmerz. Durm sitzt bei ihr, einen Arm um ihre Schultern gelegt. In seinem starren Gesicht tobt ein Versprechen von Tod oder Schlimmerem. Nix wendet sich schaudernd von den schrecklichen Augen des Magiers ab und legt zitternd die Finger auf die Hand Ihrer Majestät. Noch eine Sekunde, und seine Haut wird unter ihren Nägeln aufplatzen. »Ich wage es nicht, ihm noch mehr Herzmittel zu geben, Majestät!«, protestiert er. »Wie die Dinge liegen, habe ich die zulässige Dosierung bereits um das Anderthalbfache überschritten… Ein Tropfen mehr, und es könnte tödlich sein!« » Während diese Anfälle das reinste Beruhigungsmittel sind?«, gibt Ihre Majestät zurück. Ihr Gesichtsausdruck ist erschreckend. »Was wird Eure Vorsicht uns nutzen, wenn er im Delirium stirbt?«
    Nix drückt sich eine Hand auf die schweißnasse Stirn. Sie alle sehen ihn an: die Königin, der Meistermagier, die Prinzessin, seine Lehrlinge, und sie alle warten verzweifelt auf eine Antwort, auf ein gutes, beschwichtigendes Ende. Die stabilen Palastfenster klappern und zittern, während der Sturm des Königs weiter

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