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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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gnadenlos wütet. »Majestät«, fleht er, »wir müssen noch ein Weilchen
warten, bevor wir weitere Mittel verabreichen! Nichts anderes kann ich mit gutem Gewissen gestatten.«
    Die Königin schöpft Atem, um Einwände zu erheben, aber bevor ihre leidenschaftlichen Worte ausgesprochen sind, erfüllt ein unheilverkündendes Dröhnen die Luft und lässt die verwitterten Steine der Palastmauern erbeben. Prinzessin Fane springt auf die Füße, ein verschrecktes Rehkitz.
    »Was ist das?«, wispert sie.
    Jetzt tanzen die Möbel selbst, und die handgewebten Teppiche unter ihren unsicheren Füßen kräuseln sich, als sei unnatürliches Leben in sie gefahren. Der kleine Tisch unter einem der Fenster springt wie von Nadelstichen gestochen, und draußen vor der geschlossenen Tür werden Schreie ungezähmter Angst laut. Nix streckt hastig einen Arm aus, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und wird von einem seiner Lehrlinge gestützt, der sich an einem zuckenden Vorhang festhalten muss, um sie beide aufrecht zu halten.
    »Barl, rette uns!«, sagt die Königin und nimmt ihr Kind in die Arme. »Fliegt uns die Mauer um die Ohren?«
    Durm taumelt zu einem Fenster und blickt hinaus. »Nein«, erwidert er, und nicht einmal er kann seine Furcht ganz verbergen. »Aber der Boden bewegt sich, als sei er lebendig… noch nie zuvor habe ich etwas Derartiges gesehen.«
    Wie von Magneten angezogen, richten sich aller Blicke auf das Herzstück ihres Lebens.
    Von Schweiß durchnässt und ohne etwas von seiner Umgebung wahrzunehmen, liegt der König in seinem Bett, zittert und zittert, und wie ein Echo nimmt das stolze Dorana sein wildes Beben auf.
    Niemals in seinem Leben hatte Gar sich vorgestellt, dass er einmal ein solches Bild sehen würde: Im Hafen wimmelte es von Fischen, Tausende von Olken waren vereint in Gesang und Hoffnung, und die Luft selbst wirkte lebendig und erfüllt von Stärke und Glück. Er glaubte, dass ihm das Herz von all der Schönheit bersten werde.
    Das Erntelied erreichte seinen Höhepunkt. Schwebend auf den Schwingen der Huldigung jubilierten die Fischer, Männer, Frauen und Kinder, während sie an Händen und Herzen vereint das letzte Wort sangen. »Frohlocket…« Der Klang war unerschöpflich, grenzenlos und füllte unaufhaltsam den weiten Raum zwischen Himmel und Meer…
    Nix weicht zurück, als der Meistermagier mit geballten Fäusten auf ihn zukommt.
    »Narr!«, donnert er, während die Fenster bis zum Boden zersplittern und Dachpfannen auf dem wogenden Boden draußen, so tief unter ihnen, in tausend Stücke springen. »Muss ich Hand an Seine Majestät legen und ihn würgen, bis er still ist, bevor das Gewebe der Welt zerfetzt wird und die Mauer einstürzt?« Die Königin hat blutige Prellungen davongetragen, weil sie gegen den Kamin geschleudert wurde. »Tut etwas, Nix!«
    Wilder Regen peitscht in den Raum und erstickt das Glimmfeuer und die gewöhnlichen Kerzen. Nix schreit vor Schmerz auf, als rasiermesserscharfe Hagelkörner ihm die bleiche Wange aufreißen. »Was soll ich tun?«, fährt er auf, während er mit gefühllosen Fingern in seiner Schachtel mit Heiltränken kramt. »Dieser Anfall übertrifft alles, was ich…«
    »Meister Nix!«, ruft ein Lehrling. »Der König!«
    Borne, der in seinem Gewirr von Decken und Laken um sich schlägt, öffnet die Augen. Er bleckt die Zähne und sieht aus wie ein Wahnsinniger.
    »Frohlocket!«, brüllt er mit brüchiger, verzweifelter Stimme. »Frohlocket, frohlocket, frohlocket, frohlocket, frohlocket…«
    Jenseits der Fenster mit ihren scharfkantigen Glassplittern krümmen sich grüne und purpurfarbene Wolken in einer tödlichen Verschlingung. Scharlachrote Blitze zucken zu Boden. Hagelkörner wie Hühnereier verwandeln die Gärten und das Blätterwerk der gefällten Bäume in Brei und schlagen gewaltige Löcher in die liebevoll gepflegten Rasen des Palastgeländes. Entfesselte Flüsse ergießen sich vom Himmel.
    »Frohlocket!«, befiehlt der König.
    Der gepeinigte Körper Seiner Majestät erhebt sich von dem verwüsteten Bett. Gleichzeitig scheint sich der Palast beinahe in einer letzten, wilden Zuckung von seinen Grundfesten zu erheben. Die Königin, der Meistermagier, die Prinzessin, Pother Nix und seine drei vor Angst fast wahnsinnigen Lehrlinge werden auf den sich wild aufbäumenden Boden gerissen.
    »Gar!«, schreit der König. »Gar!«
    Direkt über ihnen explodiert ein mächtiger Donnerschlag. Ein Blitz weißen und blutroten Lichtes blendet jedes Auge.

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