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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Gesichter leuchtend von Entschlossenheit und purem, unkompliziertem Glück.
    »Macht es Euch hier bequem«, sagte Asher und schob Gar ohne viel Federlesens zu einem kräftigen Mast hinüber, »und fasst
nichts
an.«
    Als hätte man ihm das zu sagen brauchen. Dachte Asher etwa, dass ein Prinz den geheimen Ehrgeiz hege, an Bord dieses winzigen, hölzernen Badezubers umherzutanzen und fröhliche Seemannslieder zu singen? Er hatte schon Mühe, nicht die Arme um den Mast zu schlingen und nach seiner Mutter zu brüllen wie ein Fohlen, das gerade entwöhnt wurde…
    Aber nach einigen Minuten war dieser Wunsch barmherzigerweise vorüber, und er hörte auf, an das unergründlich tiefe Wasser unter seinen unsicheren Füßen zu denken, an den immer kleiner werdenden Hafen hinter ihnen und an die Tatsache, dass er auf einem
Boot
war, auf dem
Meer,
Barl stehe ihm bei. Stattdessen nahm er den scharfen, sauberen Geruch der frischen Brise wahr und das Lachen auf den Gesichtern der Fischer und von Asher, während sie einander in der fremden Sprache der Fischer Anweisungen zuriefen und die Netze mit erprobter Mühelosigkeit über Bord warfen.
    Einer der Seeleute zwängte sich an ihm vorbei, um einen schweren Hebel umzulegen. Der mittlere Bereich des Decks klappte einwärts und gab den Blick frei auf den düsteren Bauch des Bootes, aus dem ihnen ein Übelkeit erregender Gestank nach altem Fisch entgegenschlug. Gar zuckte vor Entsetzen und schlug sich erschrocken eine Hand auf Mund und Nase. Der Mann lachte ihn an, und er lachte zurück.
    »Kommt Ihr zurecht, Prinz?«, fragte der Fischer, immer noch kichernd. »Ein schöner Tag zum Segeln, wie?«
    »O ja, es ist alles bestens, bestens«, erwiderte der Prinz und beantwortete damit beide Fragen gleichzeitig. »Ich finde es wunderbar.«
    »Natürlich tut Ihr das«, sagte der Fischer. »Das Segeln ist etwas Wunderbares. Aber seid jetzt vorsichtig, denn wir holen den Fang ein.«
    Und das taten sie. Die Mannschaft hievte die Netze, die randvoll waren mit zuckenden Fischen, an Bord. Die Art, wie sie sich im Einklang miteinander bewegten, war wie ein Tanz; niemand brauchte Fragen zu stellen oder sich umzudrehen, um zu sehen, wo der nächste Mann war oder was er tat. Hand in Hand verrichteten sie die Arbeit, die ihnen im Blut lag und die sie im Laufe der Jahre vervollkommnet hatten.
    Ein Stich der Eifersucht durchzuckte Gar, als er sich schmerzhaft daran erinnerte, aus welch einsamem Leben Ashers Freundschaft ihn gerettet hatte, einem Leben, in das er jetzt widerstrebend zurückkehren musste. Ohne sich um Flecken oder Splitter zu scheren, lehnte Gar sich an den Mast und nahm nichts anderes wahr als jene außerordentliche Bruderschaft, zu der er niemals dazugehören konnte.
    Aber Asher konnte es. Asher tat es. Dies war sein Leben, sein wahres Leben, das Leben, in das er hineingeboren worden war und zu dem er zurückkehren konnte. Und wer konnte ihm das aufrichtigerweise zum Vorwurf machen? Nun gut, er hatte ein schönes Leben daheim in Dorana gehabt. Er hatte eine gute Stellung gehabt, eine, die Sinn und Zweck hatte. Er hatte Freunde. Aber
dies
hatte er nicht. Und dies war Ashers Blut und Atem, wie jeder Narr mit Augen im Kopf sehen konnte.
    Der erste Fang des Festes ergoss sich in den Frachtraum des Bootes, insgesamt vier Netze voll. Schweißüberströmt und keuchend, mit einem glückseligen Ausdruck im Gesicht, wie Gar ihn in den vergangenen zwölf und mehr Monaten nie gesehen hatte, wischte Asher sich die mit Teerflecken überzogenen Finger an seiner guten Reithose ab und rief: »Alles in Ordnung mit Euch, Herr?« Er konnte nicht sprechen, konnte nur nicken und lächeln, denn er wusste jetzt, dass er die Schlacht verloren hatte, wenn es denn überhaupt eine Schlacht gewesen war, wenn es überhaupt einen Sinn hatte, mit einem Mann um die Art zu kämpfen, wie er leben wollte.
    Von einem starken Windstoß erfasst, wirbelte das Boot plötzlich herum, sodass er mit beiden Armen den Mast umfassen musste, um stehen zu bleiben. »Haltet Euch fest«, rief Asher und grinste dabei von einem Ohr zum anderen. »Ihr verdammte Landratte!«
    Er öffnete den Mund, um Asher seinerseits eine Schmähung an den Kopf zu werfen, irgendetwas, um ihm zu zeigen, dass er jetzt verstand, dass er wirklich und wahrhaftig keinen Groll mehr hegte… Aber ein weiterer Windstoß kam ihm zuvor, und das Deck unter seinen Füßen erbebte. Erschrockene Aufschreie wurden laut. »Barl stehe uns bei! Seht!«, rief Kapitän Kremmer

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