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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Dachpfannen und brachte sich gerade noch rechtzeitig mit einem Sprung in Sicherheit. Mit einem lauten Krachen zersplitterten die roten Platten neben ihm auf dem Pflaster. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen blickte ein Mann, dessen bleiches Gesicht voller blauer Flecke war, hinab.
    »Bist du unverletzt?«, rief er.
    »Ja«, antwortete Asher, eilte jedoch weiter. Wenn er für jeden Menschen stehen blieb, der in diesen verwüsteten Straßen Hilfe brauchte, würde er den Tanzenden Delphin nicht vor nächster Woche erreichen. Dort würde er seine Familie finden. Jahrein, jahraus feierten sie die Meeresernte stets im Tanzenden Delphin. Es war kein elegantes Gasthaus, und genau das war der Grund, warum Pa es so sehr mochte. Gutes Essen, noch besseres Bier, weiche Betten und keine Gaffer, die pausenlos darüber redeten, dass sie den König gesehen hatten und was für ein prachtvoller, aufrechter Mann er war und ob sie nicht von Glück sagen könnten, einen solchen König zu haben, der ihnen half, die Ernte zu singen.
Glück.
Und das, obwohl sie alle wussten, dass das Fest nichts mit den Doranen zu tun hatte. Es war eine olkische Angelegenheit, und wenn man es recht bedachte, war die Einladung des Königs nicht mehr als eine Geste der Höflichkeit.
    Er wich einigen Trümmern aus und wandte das Gesicht von einer Frau ab, die in einer Tür stand, ein stummes, gewindeltes Bündel in den Armen. Tränen rannen ihr über die bleichen, eingefallenen Wangen. Asher ging weiter durch die Leckspeichelstraße und die Ködermanngasse, die hinten an den Häusern und Läden der Seeschwallstraße, der Hauptgeschäftsstraße, entlangführte. Der Schaden hier war nicht so schwer. Der Sturm hatte anscheinend eine gerade Schneise durch die Stadt und über das Wasser geschnitten, als sei er ein lebendiges Wesen, als hätte er genau gewusst, wohin er wollte, und sich nicht darum geschert, welchen Weg er nehmen musste, um zu seinem Ziel zu gelangen.
    Er wollte nicht darüber nachdenken, was das bedeuten konnte. Im Augenblick wollte er sich nicht von Gars Problemen ablenken lassen; im Augenblick hatte er eigene Probleme.
    Mit hämmerndem Herzen und ohne auf seine Verletzungen zu achten, lief er die Gasse entlang, bis er am Ende angelangt war.
    Das Schild des Delphins war aus seinen Angeln gerissen worden und baumelte trunken herunter. Zwei Fenster im oberen Stockwerk waren zerbrochen. Irgendjemand - wahrscheinlich Hiram, der Gastwirt - hatte bereits Bretter über die Öffnungen genagelt.
    Hier und da fehlten einige Dachziegel. Der alte Baum am Seiteneingang, in dem er als kleiner Bursche gespielt hatte, war halb umgestürzt, und seine Wurzeln ragten schmutzig und knorrig empor. Davon abgesehen war das Gasthaus anscheinend unversehrt geblieben. Absurderweise war ihm dieser Gedanke ein Trost. Abgesehen von seinen Brüdern hatte er gute Erinnerungen an den Delphin.
    Er wich einigen Karren und mit Bauholz beladenen Packpferden aus, überquerte die Hafenmeisterstraße, ging durch das Tor und über den Weg, der zur Vordertür des Gasthauses führte und schlug mit beiden Fäusten dagegen. Sein Herz hämmerte so heftig, dass er zu spüren glaubte, wie ihm die Augäpfel in den Höhlen hüpften.
    »Asher!«, rief Hiram. Er trug eine dunkelgrüne Schürze über dem gewaltigen Bauch, und sein krauses Haar war ein wenig grauer als bei ihrer letzten Begegnung. Ohne lange zu zögern, trat der Wirt beiseite und zog die Tür weit auf. »Da will ich doch versinken, einen rostigen Anker am Bein! Hepple sagte, er hätte dich neben diesem feinen Prinzen reiten sehen, den man uns aus der Stadt geschickt hat, und natürlich hab ich deine Familie gefragt, und sie haben gesagt, sie wüssten nichts darüber, nur dass du vor einem Jahr weg bist und niemand wusste, wo du steckst. Daher dachte ich, Hepple hätte dieses Jahr vielleicht ein wenig früher mit dem Bier angefangen, aber jetzt bist du hier, und so wie deine feinen Kleider aussehen, bist du kein Fischer mehr, also hatte Hepple Recht, wie?«
    »Hiram«, sagte Asher, während er versuchte, um den massigen Leib des Gastwirts herumzuspähen, »ist meine Familie hier? Geht es ihnen gut? Pa…?« Hiram schüttelte den Kopf und gab die Tür frei. »Tut mir leid, Junge, tut mir leid, da stehe ich hier rum und plappere wie ein Schankmädchen, und du machst dir Sorgen um deine Familie, und wo wir gerade von Familie sprechen, möchte ich gern der Erste sein, der dir sagt, wie traurig ich und meine Frau waren, als wir

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