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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Zeth. »Du hättest ihm geradeso gut ein Messer ins Herz stoßen können. Genau das hättest du tun sollen. Es wäre sauberer gewesen. Freundlicher. Schneller. Aber nein. Du musstest ihn
langsam
töten.«
    Die Luft in seinen Lungen war zu Eis geworden. Er konnte nicht atmen. »Ich habe niemanden getötet. Ich gehe jetzt.« Er kehrte ihnen den Rücken zu und trat vor die Tür des Gasthauses.
    Zeth stieß einen kehligen Laut aus. »Jungs…«
    Wie Wölfe im Schwarzen Wald stürzten sie sich auf ihn. Geballte Fäuste droschen auf ihn ein. Grausame Tritte warfen ihn zu Boden. Finger krallten sich in sein Haar, in seine Kleider, schleiften ihn über den Boden und rissen ihm das feine Wams und das Hemd vom Leib. Mit dem Gesicht nach unten zerrten sie ihn die Hartholztreppe hinauf und pressten ihn dagegen wie einen Ochsen auf die Schlachtbank. Es waren zu viele von ihnen, und sie waren zu stark, er konnte nicht entkommen; nichts hatte sich geändert; er hätte geradeso gut wieder ein Kind und hilflos sein können, während ihr trauernder Väter alle Erinnerungen an seine tote Frau im Bier ertränkte, taub gegen die Hilfeschreie seines jüngsten Sohns, während seine Brüder sich an ihm für acht Jahre rächten, in denen ihre Mutter ihn über alles geliebt und ihr Vater ihn verwöhnt hatte.
    Als er das Zischen hörte, mit dem Zeths mit Kupfernägeln besetzter Gürtel aus der Hose glitt, schloss Asher die Zähne über seiner zerbissenen Unterlippe und schmeckte Blut. Unter den eifrigen Zurufen seiner anderen Brüder fiel der erste Schlag.
    Als ihr Zorn endlich gestillt war und von der Welt nichts übrig geblieben war als aufgerissenes Fleisch und Schmerzen, schleppten sie ihn nach draußen und warfen ihn und die Kleider, die sie ihm ausgezogen hatten, in die Gosse. Der Abend dämmerte, und die Hafenmeisterstraße war verlassen.
    »Von diesem Tag an«, sagte Zeth, der keuchend über ihm stand, »gehörst du nicht länger zu unserer Familie, und Restharven ist nicht mehr dein Zuhause. Such auch nicht irgendwo anders Zuflucht, denn wir werden deinen Namen die Küste aufwärts und abwärts bekannt machen und ächten. Deine Fischerträume sind vorüber, kleiner Mann. Geh zurück in die Stadt und zu deinen neuen blonden Freunden. Du bist hier nicht erwünscht.«
    Asher starrte zu seinem hassenswerten, hasserfüllten Bruder empor. Heiße Worte drängten sich in seiner Kehle, drängten danach, ausgesprochen zu werden.
Du kannst nicht
und
Mit welchem Recht?
und
Er war auch mein Vater!
    Alles, was er hervorbrachte, war ein Stöhnen.
    Einer nach dem anderen spuckten seine Brüder auf ihn, um das Urteil zu besiegeln. Dann kehrten sie in den Delphin zurück und schlugen die Tür hinter sich zu.
    Treibend auf einem scharlachroten Meer, spürte Asher den Speichel kaum, der ihm durchs Haar rann, die Wangen hinunter und über die geöffneten Lippen.
Pa,
rief er, obwohl kein Laut zu hören war.
Pa…
    Eine Ewigkeit später richtete er sich langsam und unter großen Schmerzen unter einem sternenbesetzten Himmel auf und zog sein zerrissenes Hemd an. Das Wams war jenseits jeder Rettung, daher ließ er es in der Gosse liegen. Dann schleppte er sich, wobei er bei jedem Schritt zusammenzuckte, zur nächsten Bierschänke. Setzte sich in eine dunkle Ecke, unbeachtet von den anderen Gästen, die zusammengekommen waren, um wilde Geschichten miteinander zu tauschen und von ihrem Glück zu erzählen, dem Sturm gerade noch entkommen zu sein. Er gab all sein Geld für herrlichen Apfelwein und Bier aus. Sobald es in seiner Börse nicht länger klimperte, schob der Wirt ihn auf die Straße hinaus und schloss hinter ihm die Tür ab.
    Es war spät. So spät, dass es früh war. Er lachte laut über seinen eigenen klugen Witz; das harte Geräusch hallte von der nächsten Steinmauer wider. Die Straßen waren menschenleer. Alle Fenster, die er sehen konnte, waren dunkel und kalt; kein freundliches Lampenlicht dort, kein warmes Willkommen. Ah, nun. Am besten kehrte er in das Haus des Bürgermeisters zurück. Dort stand zumindest ein Bett für ihn. Fürs Erste. Und die Gegenwart war alles, was zählte. Weiter konnte er jetzt nicht denken. Konnte überhaupt nicht denken.
    Während er über das unebene Pflaster ging, blieb er zweimal stehen, um seinen Bauch zu leeren. Wenn er sich vorbeugte, hämmerte es in seinem Kopf wie eine galoppierende Herde von Pferden. Nachdem er sich das zweite Mal erbrochen hatte, musste er sich für eine Weile setzen. Das Aufstehen danach

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