König 02 - Königsmacher
»Das
ist
er, nicht wahr? Was in Jervals Namen hast du dir dabei
gedacht?«
»Sprich leiser. Es ist nicht nötig, jeden der Anwesenden wissen zu lassen, was wir vorhaben.«
Matt sah sich in der überfüllten Gaststube um. In der gegenüberliegenden Ecke lärmte Humperdys Orchester mit Fidel, Flöte, Tamburin und Trommel, was das Zeug hielt, sodass die Bodendielen und Dachsparren erzitterten. Eine ganze Anzahl von Radaubrüdern sang mit, teils die gleiche, teils andere Melodien. Unter Tischen und Bänken schlugen die Menschen mit den Absätzen den Takt, so wie sie ihn hörten. Bierhumpen wurden als Kontrapunkt auf die Tische gedonnert, und über allem lag das fröhliche Brüllen von Freunden, die zu gutmütigem Geplänkel zusammengekommen waren. Er bezweifelte, dass irgendjemand in mehr als einem halben Meter Entfernung ihn hören konnte. Er warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. »Weich nicht aus.«
Dathne seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich habe getan, was nötig war, Matt. Nicht mehr, nicht weniger. Es tut mir leid, wenn es dich aufregt. Das war nicht meine Absicht. Aber ich muss handeln, wenn ich gefordert bin, und das weißt du, also sitz nicht da wie ein Frosch auf einem Baumstamm und schneid Grimassen. Wir haben ihn jetzt direkt vor der Nase, und genau dort sollte er sein. Was bedeutet demgegenüber schon alles andere?«
Matt zwang sich zu einer ausdruckslosen Miene und starrte auf die frischen Schrammen auf seinen Knöcheln, an denen einer der Jährlinge am Nachmittag seine Zähne erprobt hatte. »Alles andere?« Er hob den Blick. »Feuerwerkskörper und durchgehende Pferde und all diese Leute, die zugeschaut haben? Dathne…« Sie hob ungeduldig die Hand. »Es ist nichts passiert, das nicht hätte passieren dürfen. Und wenn dir der Sinn danach steht, mir noch einmal wegen deines kostbaren verdammten Ballodairs in den Ohren zu liegen, dann schwöre ich, ich werde dir diesen Humpen Bier ins Gesicht schütten und dir gleich darauf den Preis dafür abknöpfen!«
Dies beschwor einen weiteren finsteren Blick herauf. »Es ist meine Aufgabe, mich um die Pferde zu sorgen, Dathne.«
Sie beugte sich vor, und ihre Augen waren schmal vor Zorn. »Deine Aufgabe ist es zu tun, was ich dir sage, und dafür zu sorgen, dass alles so läuft, wie es laufen sollte. Die Sache, um die es hier geht, ist hundert Ballodairs wert und unser Leben obendrein, und daran ändert sich auch nichts, wenn du mich dafür hasst, dass ich das sage. Also solltest du dir mit deinem flatterhaften Geist ein und für alle Mal überlegen, ob du den Mumm für diese Aufgabe hast oder nicht. Ich kann meinen Teil nicht ohne ein zweites Paar Hände tun, denen ich vertrauen kann. Wenn es nicht deine Hände sein können, dann muss ich es Veira sagen, damit sie jemand anderen für dich findet.«
In erschüttertem Schweigen senkte Matt den Blick. Um ihn herum herrschte lärmendes Treiben; die Menschen lachten und aßen und sprachen großzügig dem Bier zu. Seine Freunde zum größten Teil, Leute, die er sein halbes Leben und länger gekannt hatte. Schlichte, hart arbeitende Olken, die in seliger Unkenntnis der Geheimnisse lebten, die er seit fast zehn Jahren hütete. Gute Menschen, die leiden und sterben würden, wenn er und Dathne und die anderen Mitglieder des Zirkels versagten. Bei dem Gedanken daran krampfte sich ihm der Magen zusammen, und der Raum verschwand in einem Nebel der Qual.
Kühle, starke Finger auf seinem Handgelenk holten ihn zurück.
»Jervals Prophezeiung ist erfüllt, mein Freund«, sagte Dathne. Die Schärfe war aus ihrer Stimme verschwunden. Sie klang traurig und müde und ganz und gar nicht wie sonst. »Der Unschuldige Magier ist gekommen, und wir stehen am Anfang des Endes von allem. Ich weiß, du hast gehofft, die Letzten Tage würden dir erspart bleiben und die nach uns Berufenen würden diejenigen sein, die sich dem Feuer stellen müssen. Aber diese Hoffnung ist jetzt dahin. Sie auszugraben und frische Tränen darüber zu vergießen, wird an der Wahrheit nichts ändern. Ob es dir gefällt oder nicht, Matt, du und ich, wir sind für die Tage geboren, die Jerval prophezeit hat.«
»Wie lange weißt du es schon?«
»Lange genug.«
»Und du bist dir sicher?«, flüsterte er. »Es gibt keinen Zweifel? Keine Möglichkeit, dass du dich irren könntest?« Sie schüttelte den Kopf. »Visionen lügen nicht.« »Sie könnten es tun.«
»Da spricht die Stimme der Furcht. Ersticke sie, bevor sie uns alle ins Unglück stürzt.«
Matt
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