König 02 - Königsmacher
»Was weißt du überhaupt über Pferde und ihre Pflege? Du siehst nicht aus wie ein Reiter, so viel steht fest.«
Asher funkelte zurück. »Ich schätze, ich weiß genug. Seine Hoheit hat mich eingestellt, nicht wahr? Ich glaube nicht, dass ich mehr an Empfehlungen brauche. Warum wartest du nicht ab, was ich leiste, bevor du zu dem Schluss kommst, dass ich nichts tauge? Vielleicht steht dir ja eine angenehme Überraschung bevor.«
Matt schüttelte den Kopf. »Oh, ich bin bereits überrascht, Asher von Restharven.« Die Stirn noch immer ärgerlich gerunzelt, blickte er zu Dathne hinüber, und die Luft zwischen ihnen knisterte förmlich. »Ob es eine angenehme Überraschung ist oder nicht, bleibt abzuwarten.«
Es ging eindeutig etwas zwischen den beiden vor. Asher trat einen Schritt zur Seite und entfernte sich bewusst von der Buchhändlerin. »Du wirst es nicht bedauern, mich eingestellt zu haben«, sagte er. »Ich bin kein Herumtreiber und auch kein nichtsnutziger, fauler Lümmel. Wenn ich das Geld eines Mannes annehme, bekommt er von mir auch den Gegenwert dafür.«
Jetzt sah Matt ihn an, sah ihn wirklich an. In seinem durchdringenden Blick lag ein eigenartiges Echo der Musterung, der Dathne ihn zuvor unterzogen hatte. Schließlich nickte der Stallmeister.
»Das sagst du jetzt. Aber Worte sind wohlfeil. Ich beurteile dich nach Taten, wenn ich dich überhaupt beurteile.«
»Und mehr kann gewiss niemand verlangen«, warf Dathne energisch ein. »Da ist noch etwas, Matt.« Sobald Asher sich in seinem Quartier eingerichtet hat, möchte Seine Hoheit, dass Nix sich diesen Schnitt an seinem Kopf ansieht. Dein kostbarer Ballodair ist dafür verantwortlich, daher schuldest du Asher wahrscheinlich eine Entschuldigung. Ich muss jetzt weiter zur Königin und dann zurück in meinen kleinen Laden, bevor mir heute noch mehr Geschäfte entgehen!« Sie drohte beiden Männern mit dem Finger und drehte sich auf dem Absatz um.
Matt setzte ihr nach.
»Dathne!«
Ohne innezuhalten, rief sie ihm über die Schulter hinweg zu: »Heute Abend in der Gans, Matt, erinnerst du dich? Nicht später als sieben Uhr, oder du wirst bezahlen!«
Matt starrte ihr mit Gewittermiene nach. Dann hob er die Fäuste, stampfte mit einem Fuß auf und rief inbrünstig: »Barl, steh mir bei! Diese
verdammte
Frau!« »Jawohl«, sagte Asher und schüttelte den Kopf. »Sie ist ein rotz-verquengeltes Ding.«
Matt blinzelte und ließ die Hände sinken. »Rotzverquengelt?«
»Streitsüchtig«, erklärte Asher. »Halsstarrig.« Er zuckte mit den Schultern. »Geht einem auf den Sack, wenn du es genau wissen willst.«
Matt stieß die Hände in die Taschen und starrte Asher an. Asher hielt seinem Blick stand. Abrupt brachen sie einstimmig in verblüfftes, klägliches Gelächter aus.
»Geht einem auf den Sack?«, wiederholte Matt mit leuchtenden Augen. »Asher von Restharven, ich bezweifle, dass ich es selbst besser hätte ausdrücken können!«
Und so wurden, obwohl Meister Matt der Vorgesetzte war und eine Handvoll Jahre älter als sein neuer Stallbursche, die beiden Männer Freunde… Um fünf nach sieben an diesem Abend zwängte Matt sich in das Gasthaus zur Grünen Gans, die bevorzugte Schänke und wichtigste Börse für Klatsch und Tratsch vieler Bediensteten der königlichen Familie. Diese hervorragende Position verdankte die Gans gleich mehreren Gründen: Sie lag nur einen kurzen Fußweg vom Palastgelände entfernt, sodass man auch noch heimkam, wenn einem nach übermäßigem Flüssigkeitskonsum die Beine nicht mehr recht gehorchen wollten; das Bier des Hauses war kühl und wohlschmeckend, das Essen wurde heiß und reichlich serviert, und der Wirt, Schankmann Derrig, hielt seinen Gästen mit sicherem Urteil jedwede Belästigung durch Leute vom Leib, die darauf hofften, sich hier königliche Vergünstigungen erschmeicheln zu können.
Obwohl sein Name ein Dutzend Mal gerufen wurde, als er sich gebückt unter den Türsturz hindurch in die Gaststube schob, hob Matt lediglich zum Gruß die Hand und blieb nirgends stehen, um mit alten Bekannten zu plaudern. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Dathne, die es sich mit einem Humpen schaumigen Bieres und einer dampfenden Schale Suppe vor sich in einer Ecknische bequem gemacht hatte.
Matt ließ sich auf die Bank ihr gegenüber sinken, stemmte die Ellbogen auf den zerkratzten, rauchgeschwärzten Tisch, hielt die Nase über den köstlichen Duft, der von der Suppenschale aufstieg, und sagte mit vor Zorn bebender Stimme:
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