König 02 - Königsmacher
enttäuscht?«
Borne schüttelte den Kopf. »Niemals.«
»Dann bitte - ich flehe Euch an - vertraut mir jetzt.«
Borne sah zur Königin. »Meine Liebste?«
Dana war bleich. »Ich denke, wir müssen es tun. Selbst wenn du diesen Raum wieder vergraben und uns alle zu Stillschweigen verpflichten würdest, wer kann sagen, wie lange er ein zweites Mal ein Geheimnis bleiben würde? Und wenn er eines Tages wiederentdeckt würde - von jemandem, der weniger Bedenken hätte als du - wer weiß, was dann geschehen würde? Ob es gut ist oder schlecht, wir sind jetzt hier. Ich denke, wir müssen handeln.«
Borne holte tief Luft und stieß den Atem rau wieder aus. Er sah Durm an. »Also gut«, sagte er grimmig. »Brecht das Gewölbe auf, Meistermagier.« Durm verneigte sich. »Majestät.«
Borne blickte seine Familie an. »Ihr Übrigen werdet zurücktreten.« Dana zupfte an seinem Ärmel. »Und du auch.«
Einen Moment lang glaubte Gar, sein Vater würde Einwände erheben. Dann nickte der König seufzend und drängte sie alle, sich einige Schritte von Durm und der versiegelten Tür zu entfernen.
Dürrns Gesicht, das von dem flackernden Licht beschienen wurde, war ernst. Der Holztür zugewandt, breitete er die Hände über dem alten Wachssiegel aus, legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und versenkte sich in eine tiefe Meditation.
Gar sah seinen Vater an. Borne wirkte durchaus gelassen, aber die Tatsache, dass seine Lider halb geschlossen waren und seine Lippen angespannt, verriet Zweifel und unterdrückte Furcht.
Er streckte die Hand aus und strich mit den Fingerspitzen über den Unterarm seines Vaters. »Selbst wenn sich Eure schlimmsten Befürchtungen bestätigen und wir tatsächlich Bücher über Magie dort drin finden«, sagte er mit leiser Stimme, »ist die Gefahr doch gering. Bevor sie ausgesprochen werden, sind Zauber und Beschwörungen nichts als Worte auf Papier.«
Borne nickte. »Ich weiß. Aber dennoch…«
»Ich bin bereit«, erklärte Durm. »Geht weiter zurück, Ihr alle. Es mag möglich sein, diesen Abwehrzauber zu brechen, aber noch ist genug Macht verblieben, um Euch allen das Haar auf dem Kopf zu versengen oder Schlimmeres.«
»Seid vorsichtig, Durm«, mahnte Borne, während er seine Familie in Sicherheit brachte.
»Und wann, alter Freund, hättet Ihr jemals erlebt, dass ich etwas anderes gewesen wäre?« Durm hob die rechte Hand und bewegte sie von links nach rechts über das Siegel, ohne es zu berühren. Dann zeichnete er mit dem rechten Zeigefinger ein magisches Zeichen in die Luft. Ein gekrümmter, grüner Faden glomm in der Luft auf und verblasste. Der Meistermagier wiederholte die gleiche Bewegung von rechts nach links und ließ den linken Zeigefinger über das Siegel wandern. Ein blauer Faden erglomm und erstarb. Drei weitere Male bewegte er die Hand von links nach rechts und hob die Bindungen des Siegels auf, bis das verblasste rote Wachs keine anderen Farben mehr aufwies. »So«, sagte er, als der letzte bläuliche Schimmer verebbte. »Damit wären die äußeren Schutzzauber gebannt. Nun muss ich mich dem zentralen Zauber zuwenden.«
Er hob beide Hände und breitete sie über dem wächsernen Siegel aus. Die Schultern vor Konzentration hochgezogen, den Kopf nach vorn geneigt, begann er tief durchzuatmen. Er stöhnte. Zuerst war es nur ein schwaches, dünnes Heulen, das dann an Stärke zunahm, bis es in der modrigen Luft widerhallte. »Bleib hier«, sagte Dana, als Fane versuchte, sich dem Griff ihrer Mutter zu entwinden.
»Aber wie soll ich von hier aus sehen, was er tut?«, wandte Fane ein. »Lass mich nur bis…«
Borne griff nach ihrem anderen Arm. »Sei still. Ist dies ein Salonstreich, mit dem du dir die Zeit vertreibst? Halt den Mund und lenk ihn nicht ab. Er setzt für uns alle sein Leben aufs Spiel.«
Solchermaßen zurechtgewiesen, verfiel Fane in Schweigen.
Das Heulen war jetzt so laut, dass es schmerzhaft in ihren Ohren dröhnte, als ob ihnen eiserne Nägel in den Kopf getrieben würden. Das Geräusch wurde immer höher und schriller. Das Siegel verströmte ein pulsierendes, rotes Licht; Durm wurde zu einer Silhouette aus Feuer. Er bebte.
Dann flammte eine Woge von Hitze auf, das Wachs ergab sich mit einem Kreischen, und Durm stieß einen gequälten Triumphschrei aus. Der Abwehrzauber war explodiert.
Die Luft in der bis eben versiegelten Bibliothek roch eigenartig. Verbraucht. Leer. Sie kitzelte Durm in der Nase und im Hals. Er unterdrückte einen Hustenreiz und sah
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