König 02 - Königsmacher
sich in dem Raum um, während die anderen unter erstaunten Rufen umhergingen. Das Gewölbe war größer, als er erwartet hatte, und jeder Quadratmeter war vollgestellt mit mehr als mannshohen Regalen, die sich unter der Last der Bücher bogen. An der Seite des überfüllten Raums stand direkt vor der Wand ein Schreibtisch mit drei Schubladen und einem Stuhl mit klumpig gewordenem Polster. Äußerlich gesehen ein wenig bemerkenswerter Ort… vor allem wenn man die bemerkenswerte Natur dieses Abwehrzaubers bedachte. Durm kämpfte ein Zittern nieder. Seine Zähne vibrierten noch immer von der Macht, die dem Abwehrzauber innegewohnt hatte, und seine Haut fühlte sich leicht verbrannt an. Alles in allem eine unerquickliche Erfahrung. Aber es hatte sich gelohnt.
Ich habe Barls Siegel aufgebrochen. Das Siegel der gesegneten Barl selbst, der größten Magierin in der Geschichte Doranas. Und ich habe es aufgebrochen!
»Seid Ihr sicher, dass Ihr wohlauf seid?«, fragte der König und wandte sich ihm wieder zu. »Die diesem Zauber noch innewohnende Kraft war… nun, ich kann es kaum glauben, und ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich angefühlt haben muss.«
»Nein, Borne, das könnt Ihr nicht.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Mir geht es gut, Eure Majestät.«
»Wirklich?«
»Ich gestehe, dass ich mich einen Moment lang unbehaglich gefühlt habe, aber nur einen Moment lang, und die Regung ist schnell vergangen.« Im Gegensatz zu dem Triumph, der ihm bis ans Ende seiner Tage bleiben würde. »Ihr beeindruckt mich immer wieder«, meinte Borne kopfschüttelnd. Dann verblasste sein Lächeln. »Durm, Ihr wisst, dass es niemals um mangelndes Vertrauen in Euch ging.«
Der liebe Borne. Ein guter Mann bis ins Mark seiner schwächer werdenden Knochen. Wie immer geplagt von Sorgen und einer Pflicht, die seine Kräfte überstieg. Gehetzt von den Geistern alter Entscheidungen. Stets erfüllt mit Zweifeln. »Ich weiß«, erwiderte er. Geradeso wie er - zu seinem Kummer - wusste, dass in dieser Sache das Vertrauen des Königs Mangelware bleiben würde. Nun, Könige kamen, und Könige gingen, aber Magie… Magie lebte ewig. Und es war die Aufgabe des Meistermagiers, des Hüters der
Magia Majestica
und der Wetterkugel, dies sicherzustellen. Er oder sie musste, wenn nötig, das Leben opfern, um diese Magie eifersüchtig zu hüten.
Borne würde also Barls Zauberbücher verbrennen, ja?
Nur über meine Leiche, alter Freund.
»Es ist unglaublich!«, rief die Königin, während sie zögerlich über die Rücken der Bücher vor ihr strich. »Als hätte man sie erst gestern eingeschlossen. Hier ist ein starker Erhaltungszauber am Werk. Könnt Ihr es spüren?« Sie sah ihn an. »Aber ich denke, der Zauber verblasst, meint Ihr nicht auch, Durm?« Er schloss die Augen und sandte den Teil seines Geistes aus, der sich mit allem Magischen beschäftigte. Er spürte das Gewebe der Beschwörung. Er spürte, wo sie hielt und wo sie fadenscheinig und in Auflösung begriffen war. »Ja«, stimmte er zu, während er über die Macht einer Beschwörung staunte, die mehr als ein halbes Jahrtausend überdauern konnte. Mit der ganzen Inbrunst seines Wesens wünschte er sich, hier auf Zauber zu stoßen. Sie hatten sich viel zu lange in Unwissenheit abgemüht. »Ich werde einen weiteren Zauber weben, bevor wir gehen, um sicherzustellen, dass nichts von unserem Fund zerstört werden kann.«
»Ja, das müsst Ihr tun«, sagte Gar entsetzt. »Dieser Ort, diese Bücher sind ein Fund von ungeheurer Bedeutung. Was wir nicht zerstören müssen, muss geschützt werden.«
Borne starrte das klaffende Loch in der Decke an. Das Sonnenlicht, das durch die Öffnung fiel, zeichnete seine vom Fieber verwüsteten Züge nach. Trotz seiner bemerkenswerten Genesung waren seine Kräfte noch immer beschränkt. Sein Staunen über die Stärke der Magie, die diesen Raum so lange verborgen gehalten hatte, war offenkundig, und in Durm stieg eine Welle von Zuneigung auf. Er braucht mich jetzt mehr denn je, um seine Last zu lindern. Um ihm schwierige Entscheidungen abzunehmen. Diese schreckliche Krankheit hat ihm einen hohen Preis abverlangt. Er hat sich in der Wildnis verirrt und kann den Weg nicht sehen. Aber ich kann es. Ich kann es.
»Wir haben etwa sechs Stunden Zeit, bevor ich in die Wetterkammer hinaufgehen muss«, bemerkte Borne. »Lasst uns feststellen, was wir in dieser Zeit herausfinden können, hm?«
Halsstarrig wie nur je,
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