König 02 - Königsmacher
erhob Fane Einwände. »Ich verstehe nicht, warum wir diesen Raum nicht weiter erforschen sollen, nur weil Ihr uns verlassen müsst, Papa.«
»Weil ich es so wünsche!« Borne schlug einen sanfteren Tonfall an. » Fane, diese Bibliothek darf nicht zu einer Besessenheit werden. Ich habe Pflichten. Du hast deine Studien. Sechs Stunden sind eine lange Zeit. Willst du sie wirklich für einen Streit vergeuden?«
»Aber Papa, auch wenn wir zu viert sind, werden wir uns heute nicht jedes einzelne Buch ansehen können. Es muss Hunderte davon geben! Warum schicken wir nicht nach Hilfe? Lord Jarralt oder…«
»Nein!«
Borne umfasste das Kinn seiner Tochter und hob ihr Gesicht leicht an, bevor er sie mit brennenden Augen ansah. »Es wird nicht über diesen Ort oder das, was wir hier finden, gesprochen! Ist das klar? Nicht bevor ich mir sicher bin, dass keine Gefahr davon ausgeht. Nicht bevor ich genau weiß, was wir gefunden haben.«
Fane riss sich los. »Aber der Kronrat…«
»Untersteht mir«, sagte Borne. »Nicht umgekehrt. Ich trage hier die letzte Verantwortung, Fane. Die letzte Autorität ist meine.«
»Vater hat Recht«, meldete Gar sich zu Wort. »Die Politik würde die Dinge nur unnötig komplizieren.«
Mit einer Mühelosigkeit, die das Ergebnis jahrelanger Übung war, gelang es Durm, seine Verachtung zu verbergen. Als wäre die Meinung eines Krüppels auch nur von geringstem Interesse. Er war hier, weil er geduldet wurde, mehr nicht.
»Komm«, sagte die Königin und strich ihrer Tochter sanft über die Schulter. »Wir können uns dieses Regal gemeinsam vornehmen.«
»Vertrau mir, Fane«, meinte Borne und küsste sie auf die Stirn. »Mir ist klar, dass ich nur dein Vater bin, aber ich weiß tatsächlich, was ich tue, wirklich.«
Jetzt sah sie ihn an„ Ihren geliebten Mentor, Durm. Es war nur ein winziges Flackern ihrer Augen und ein Zucken einer Augenbraue. Seine wunderbare Fane. Das Kind seines Herzens, die Tochter seines Geistes und seiner Magie. Eine perfekte Mischung ihrer Eltern, aber geformt nach seinem Bild. Ausgebildet und unterwiesen in der Kunst der Beschwörung und der Lehren der
Magica Majestica.
Schon bald würde sie eine Königin sein, wie die Geschichte Lurs sie noch nie erlebt hatte. Wie sie die Geschichte aller magischer Königreiche noch nie gekannt hatte, wo immer diese Königreiche sein mochten. Falls es jenseits der Mauer überhaupt welche gab.
Er nickte ihr zu, runzelte leicht die Stirn.
Und sie seufzte, sah ihren leiblichen Vater an und verzog das Gesicht. »Also gut«, antwortete sie ihnen beiden. »Wenn Ihr es sagt. Aber dann lasst uns
weitermachen!
Die Zeit läuft uns davon!«
Wieder teilten sie sich auf, und ein jeder von ihnen ging in eine andere Richtung. Gar nahm ein Buch aus einem Regal über seinem Kopf und öffnete es. »Es ist in der Alten Sprache geschrieben. So unverfälscht wie an dem Tag, an dem Barl über die Berge kam.«
Fane blickte ihn über die Schulter an. »Kannst du es lesen?« Er warf ihr einen finsteren Blick zu. »Ja.« »Und, was steht drin?«
Eins musste man dem Krüppel lassen, er war ein hervorragender Gelehrter mit einem großen Talent für Sprachen und Geschichte. Er hatte sogar die ursprüngliche olkische Sprache studiert, obwohl Durm sich nicht vorstellen konnte, warum irgendjemand sich diese Mühe machen sollte. Solche Taten trugen ihm natürlich zweifellos die Zuneigung von Leuten wie diesem abstoßenden Asher ein und der einheimischen Bevölkerung im Allgemeinen. Sie gaben ihm das Gefühl, wichtig zu sein. Da es ihm an Magie gebrach, brauchte er zweifellos etwas, um die Leere zu füllen. Es war eine harmlose Beschäftigung, und es machte Borne und die Königin glücklich. Ihn selbst kümmerte es im Grunde wenig. Sobald die Behinderung des Jungen bestätigt worden war, hatte er jedes Interesse an dem Prinzen verloren.
Gar beugte sich stirnrunzelnd über die ersten Seiten des Buches. »Die Schrift ist sehr klein«, murmelte er. »Ein doranischer Schriftstil, den ich noch nie gesehen habe…«
»Du kannst es nicht lesen«, sagte Fane und wandte sich ab.
»Ich denke, es ist eine Geschichte«, meinte er und blätterte weiter. »Ich denke, es ist - es ist eine
Liebesgeschichte.«
Er lachte.
»Was?«, rief Fane, machte drei Schritte auf ihn zu und nahm ihm das Buch aus der Hand, was er ungerührt geschehen ließ. »Das kann nicht sein. Das erfindest du bloß. Papa, sag ihm, er soll das ernst nehmen!«
»Lass mal sehen«, sagte Dana und warf
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