König 02 - Königsmacher
kann reden, bis Krähen auf Maiskolben wachsen, Dana«, sagte der König beschwichtigend. »Deswegen hat er trotzdem nicht Recht.«
»Willst du damit andeuten, dass er sein eigenes Herz nicht kennt?«, entgegnete sie. »Warum hast du in all den Jahren seinen Rat gesucht, wenn du so schnell bereit bist, seinen Worten zu misstrauen?«
In den Augen des Königs stand ein gefährliches Funkeln. Seine Ähnlichkeit mit dem lange verstorbenen Ryal war größer denn je. »Ich denke, du solltest offen sprechen.«
»Also schön, offen gesprochen: Du solltest aufhören herumzubrüllen und ihn anhören«, fuhr die Königin auf. »Gestern warst du derjenige, der meinte, die Bibliothek solle nicht erkundet werden. Jetzt gibt Durm dir Recht, mit ein wenig Verspätung vielleicht, aber dennoch. Erklär mir, was dir daran nicht gefällt!« »Mir gefällt es nicht«, erwiderte der König mit gefährlicher Ruhe, »dass er dort sitzt und sich selbst eines abscheulichen, unaussprechlichen Verrats bezichtigt. Noch mehr missfällt mir die Tatsache, dass du ihn nicht verteidigst, nicht einmal gegen sich selbst!«
Wie ermüdend. Als hätte er Zeit für eheliche Kabbeleien. »Meine lieben Freunde.« Er hob beschwichtigend die Hände. »Bitte, streitet nicht meinethalben. Euer Vertrauen rührt mich fast zu Tränen, Borne, aber in diesem Fall hat die Königin Recht. Gestattet mir, mich selbst und meine persönlichen Dämonen ein wenig besser zu kennen, als Ihr es tut.«
»Ihr seid kein Verräter«, widersprach der König. »Darauf verwette ich mein Leben. Ich kann nicht glauben, dass Ihr Eure eigenen Bedürfnisse jemals über das Wohlergehen dieses Königreiches stellen würdet. Ich
werde
es nicht glauben, selbst wenn Barl persönlich aus dem Grab zurückkäme, um es mir zu sagen.«
»Nun, ich nehme an, Ihr habt Recht«, erwiderte Morg, während der tief in der Dunkelheit gefangene Durm untröstlich weinte.
»Aber könnt Ihr verstehen, dass ich es vorziehe, diese Eure Überzeugung nicht auf die Probe zu stellen?«
»Ja«, sagte die Königin. »Natürlich können wir das verstehen. Wir verstehen es. Die Bibliothek wird versiegelt werden, und das Geheimnis ihrer Existenz wird mit uns sterben.«
Nun, das zumindest entsprach der Wahrheit. Er wandte sich zu dem König um. »Borne?«
»Ich gestehe«, erwiderte der König langsam, »dass ich eine unbehagliche Nacht hinter mir habe. Ich hatte böse Träume.
Nicht
weil ich Euch misstraue. Jeder Einwand, den Ihr gestern erhoben habt, hat auch im Licht eines neuen Morgens Bestand. Und doch…«
»Genau«, sagte er lächelnd. »Im grellen Licht des Tages wiegen Zweifel schwerer als Kühnheit. Viele tausend Leben hängen von uns ab. Ihr hattet die ganze Zeit über Recht, Borne. Das Risiko ist zu groß.«
»So sei es.« Der König verzog das Gesicht. »Fane wird untröstlich sein.«
Ah ja. Das magische Wunderkind. Er freute sich darauf, sie kennenzulernen: Durm hielt große Stücke auf sie. »Ich werde mich um Fane kümmern«, erklärte er. »Als zukünftige Wettermacherin wird sie verstehen, dass wir im besten Interesse des Königreiches handeln.«
»Und was ist mit Gar?«, fragte die Königin. »Borne, er wird am Boden zerstört sein. All diese Bücher. Du hast gesagt, er dürfe sie studieren, du hast ihn zum Kurator ernannt…«
»Ich weiß«, sagte der König. »Es lässt sich nicht ändern.«
»Dann wäre vielleicht ein Kompromiss angebracht«, meinte Morg. »Es ist offenkundig, dass die Dinge, die wir gestern gefunden haben, harmlos sind. Seine Hoheit könnte diese Bücher ohne Gefahr an sich nehmen und sie nach Herzenslust übersetzen. Wenn bekannt gemacht wird, dass diese Texte alles sind, was entdeckt wurde, dürften sich daraus keine Probleme ergeben.«
»Eine hervorragende Idee«, stellte die Königin anerkennend fest. Der König nickte. »Ich bin der gleichen Meinung. Und es wäre eine Schande, wenn wir überhaupt nichts von unserer Entdeckung hätten.« Stirnrunzelnd betrachtete er die Schale mit Erdbeeren.
Morg, der zu guter Letzt der Versuchung erlag, griff nach einer der Früchte, obwohl sein auf unfreiwillige Weise gereinigter Magen sich noch immer unbehaglich anfühlte. Der Geschmack explodierte auf seiner Zunge - süß, so süß. Er hätte um ein Haar laut aufgestöhnt. Als er wieder sprechen konnte, fragte er: »Darf ich noch einen Vorschlag machen?«
»Natürlich«, antwortete der König.
»Lasst mich derjenige sein, der den Prinzen von dieser Entscheidung in Kenntnis
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