König 02 - Königsmacher
Herz aufbrach und all seine unterdrückten Gefühle für sie hervorströmten.
Als sie aufblickte, sah sie seine offenen Augen. »Nun, nun, nun«, sagte sie, so scharf wie frische Zitrone. »Wenn das nicht Prinz Faulpelz höchstpersönlich ist.« Ohne auf eine Antwort zu warten, legte sie ihre Strickarbeit beiseite und nahm eine kleine Silberglocke von seinem Nachttisch. Dann ging sie zur Tür seines Schlafgemachs, öffnete sie und ließ die Glocke im Flur erklingen.
Eine Dienstmagd erschien. Cluny. »Ja, Herrin?«, fragte sie.
»Geh und erzähl jedem, der es wissen muss, dass Asher wach ist.«
Cluny stieß ein schrilles Kreischen aus. »Oh! Ja, Herrin!«
Dathne schloss die Tür, als Cluny bereits die Wendeltreppe hinunterstampfte, und ging mit dem Glöckchen läutend zurück zu dem Stuhl an Ashers Bett. Sie stellte die Glocke wieder auf seinen Nachttisch, ließ ihre Strickarbeit jedoch liegen. Stattdessen setzte sie sich mit auf dem Schoß gefalteten Händen hin und sah ihn stirnrunzelnd an.
»Wir sind nicht im Guten geschieden, Asher, du und ich«, sagte sie in dem schroffen, unverblümten Ton, den er hoch zu schätzen gelernt hatte. »Es war ebenso meine Schuld wie deine. Du hast mich überrascht. Mehr als ein Jahr kennen wir einander nun, und nicht ein einziges Mal hast du etwas über… Gefühle gesagt.«
Er fand seine Stimme wieder, sie klang zaghaft. »Du erwartest eine Entschuldigung?«
»Nein. Wir alle haben unsere Geheimnisse. Aber was ich dir zu sagen habe, ist Folgendes.« Immer noch stirnrunzelnd strich sie ihren blauen Wollrock über den Knien glatt. »Ich liebe dich nicht, Asher. Ich liebe niemanden. Aber das heißt nicht, dass wir nicht Freunde sein können.«
Er lachte, obwohl er alles andere als erheitert war. Wie viele verschiedene Arten von Schmerz gab es auf der Welt? Und würde er sie alle kennenlernen müssen? »Heißt es das nicht?«
»Nicht für mich. Natürlich kann ich nicht für dich sprechen, aber ich möchte gern glauben, dass du genauso empfindest. Wir waren bis jetzt gute Freunde, nicht wahr? Ich sehe keinen Grund, warum wir das verlieren sollten.« Dann zögerte sie und wirkte ausnahmsweise einmal unsicher. »Ich möchte das nicht verlieren.«
Sein Atem stockte; die Luft war in seiner Brust gefangen. Er wollte die Hand nach ihr ausstrecken. Sie berühren. Freundschaft war nicht annähernd genug, aber wenn das alles war, das sie ihm geben konnte… Und vielleicht konnte er sie mit der Zeit zu etwas anderem überzeugen. Konnte sie lehren, seinem Herzen zu vertrauen - und ihrem eigenen. »Mein Pa ist gestorben.«
Ihre Miene wurde weicher. »Und du bist geächtet worden. An der Küste und in allen acht Fischergemeinschaften. Ich weiß. Es tut mir leid.«
Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Hatte Angst, dass Tränen die Worte ertränken würden, wenn er zu sprechen versuchte. »Wie lange bin ich schon wieder hier?«, fragte er, als genug Zeit verstrichen war.
»Dies ist der siebte Morgen, seit du krank geworden bist.« Sie strich mit ihrer kühlen Hand über seine Haut und nickte zufrieden. »Hast du immer noch Schmerzen?«
Einen Moment lang war er verwirrt. Warum sollte er Schmerzen haben? Dann fiel es ihm wieder ein. Sein blutig geschlagener Rücken. Sein geschundener Körper nach all diesen verzweifelten Stunden zu Pferd. Gewaltige Wellen zorniger Hitze und eisiger Kälte, die ihn vom Kopf bis zu den Zehen erfassten, während das Fieber ihn für sich forderte. Er schloss die Augen und horchte in sich hinein, aber alles, was er fand, war benommene Trägheit. »Nein.«
Sie nickte lächelnd. »Gut.«
Er sah sie wieder an. Verschlang ihr Gesicht mit Blicken. Sie errötete, eine kleine Woge von Farbe, die ihre Wangen überspülte, aber sie wandte den Blick nicht ab. Er zog eine Augenbraue hoch. »Also, habe ich etwas Auf regendes verpasst?«
Sie erzählte es ihm. Einzelheiten über die verwüstete Stadt. All die Reparaturen und der offizielle Tag des Dankens: Tat es ihm nicht leid, dass er all das verschlafen hatte? Nein, eigentlich nicht. Die Bücher, die im Alten Palast entdeckt worden waren. Seine Hoheit wühle darin wie ein Schwein im Schlamm. »Ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte Asher und verdrehte die Augen. »Und Westjammer?«, fragte er, als sie fertig war. »Ist dort inzwischen alles in Ordnung?«
»Darran zufolge, ja«, sagte sie. »Er und Willer sind vorgestern wohlbehalten zurückgekehrt. Der Rest der Expedition folgt.«
Asher runzelte die
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