König 02 - Königsmacher
»Nein.«
»Gut. Er würde Euch wahrscheinlich nur etwas Widerwärtiges zu trinken geben.« Mit einem lautlosen Seufzer schwang Asher seine Hüfte auf die Ecke des Schreibtischs. »Ihr seid ein verdammter Narr, Gar. Ihr habt bereits gesagt, dass Ihr nicht geschlafen habt. Wann habt Ihr das letzte Mal etwas gegessen?« Gar machte eine vage Handbewegung. »Oh, ich weiß nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich gestern ein gekochtes Ei gegessen habe.«
»Hört mir zu. Es kümmert mich nicht, wie verdammt großartig diese modrigen alten Bücher sind, kein Buch ist es wert, dass Ihr Euch dafür bis zum Zusammenbruch abrackert. Ihr braucht jetzt etwas Ruhe, oder Ihr werdet der Nächste sein, der eine Woche im Bett verbringen muss, und dann werdet Ihr die verdammte Parade versäumen. Und wenn Ihr denkt, ich würde diesen ganzen Unfug allein durchstehen, dann habt Ihr wirklich den Verstand verloren.«
»Die Parade versäumen?« Gar brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Und den Anblick, wie du lächelnd und winkend dasitzt und dir wünschst, du wärest an jedem anderen Ort im Königreich, nur nicht hier? Das lasse ich mir wohl kaum entgehen.«
»Dann solltet Ihr besser ein Bad nehmen, eine Schale Suppe essen und eine Nacht lang ordentlich schlafen, hm?«
Gar wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu. Strich mit den Fingern über das nächstgelegene offene Buch. »Ja, du hast Recht. Ich weiß. Ich werde nur diese Seite noch zu Ende bringen und…«
Asher schlug das Buch zu.
»Sofort!«
Als er die Bibliothekstür hinter sich geschlossen hatte - eine Hand auf Gars Schulter gelegt, um einen Fluchtversuch zu verhindern -, sah Asher Darran unter ihnen auf der Treppe stehen, halb zwischen den Stockwerken, die Hände vorm Bauch verschränkt. Auf seinem verkniffenen Gesicht stand ein beunruhigtes Stirnrunzeln. Als er Gar sah, glättete seine Stirn sich zumindest ein wenig. Dann blickte er Asher an und zog eine Augenbraue hoch. Asher verdrehte die Augen und ging weiter.
Es war spät, als Dathne sich endlich mit Veira in Verbindung setzen konnte. Nach dem Besuch bei Asher hatte sie im Laden arbeiten und einige Besorgungen erledigen müssen, danach mit Matt zu Abend gegessen, um darüber zu reden, an welcher Stelle der geheimnisvollen Straße der Prophezeiung sie sich gerade befanden.
Die Tatsache, dass sie es immer noch nicht wusste und dass er ihr nicht helfen konnte, es herauszufinden, war etwas, worüber sie auf keinen Fall nachgrübeln wollte.
»Asher ist aufgewacht, Veira, und die schwere Zeit, die er hinter sich hat, hat keine Spuren hinterlassen. Sag dem Zirkel, dass die Heilung ein Erfolg war.«
Es wird sie glücklich machen, das zu hören, Kind.
»Davon abgesehen habe ich nichts Weiteres zu berichten.«
Nichts? Veira
klang enttäuscht.
Nun, dann war sie eben enttäuscht. Enttäuscht und schuldbewusst und gefangen wie eine Kuh im Morast. »Es tut mir leid! Wenn ich die Dinge mit Gewalt beschleunigen könnte, würde ich es tun. Ich bete um Jervals Leitung auf dem nächsten Schritt, aber es kommt nichts. Nur Vorahnungen und Beklommenheit.«
Du wusstest, dass Asher zurückkehren würde. Damit müssen wir uns für den Augenblick zufriedengeben.
»Nein, Veira, das kann ich nicht. Es ist nicht genug!« Die Verbindung zwischen ihnen erzitterte unter der Heftigkeit ihrer Gedanken, ihrer Gefühle. »Nacht um Nacht zermartere ich mir das Hirn in dem Versuch, den weiteren Weg zu sehen, zu versuchen, zu verstehen, wie Asher der Unschuldige Magier sein kann. Was es bedeutet, dass er im Haus des Usurpators ist. Wie es möglich ist, dass die Mauer zu Fall gebracht wird, wenn nicht einmal das verheerende Fieber des Königs ihr etwas anhaben konnte. Wir befinden uns in den Letzten Tagen, Veira, ich weiß es in meinen Knochen, in meinem Herzen. Und doch bleibt alles unverändert. Das Leben geht weiter, als wäre nichts geschehen und würde nichts geschehen. Jetzt, da sie in Sicherheit sind und die Stadt von Schäden geheilt ist und Normalität einkehrt, haben die Menschen schon wieder angefangen, Scherze zu machen.
Scherze.
Als sei irgendetwas von alledem komisch!«
Seht, Kind. Du wirst noch ganz krank werden vor Sorge.
Dathne fühlte sich bereits krank und so aufgewühlt, dass ihr die Knochen bebten. »Es ist, als hinge ich irgendwie zwischen zwei Atemzügen in der Luft«, sagte sie, die Fäuste an die Brust gedrückt, auf ihr rasendes Herz. »Als sei der Sturm ein Einatmen gewesen. Jeden Augenblick könnte die Welt
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