König 02 - Königsmacher
es Euch am Ende doch, Durm?«, fragte der König mit erhobener Stimme, um das überschwängliche Spiel der Trompeten zu übertönen. »Ich habe Euch ja gesagt, dass es nicht so schlimm werden würde.«
»Das habt Ihr in der Tat getan, Eure Majestät«, erwiderte Morg. »Und wie gewöhnlich hattet Ihr Recht. Darf ich bemerken, dass es ein ausgesprochen schöner Tag für eine Parade ist?«
Der König machte eine kleine, ironische Verneigung. »Ich tue, in aller Bescheidenheit, mein Bestes.«
Die Menge hörte nicht auf zu jubeln. »Gegrüßt sei Asher! Gegrüßt sei der Held von Dorana!«, riefen die Menschen im Chor und warfen Blumen, Bänder und Reis.
»Armer Asher«, sagte die Königin, während sie ein unziemliches Kichern unterdrückte und dem Flegel zunickte, der vor ihnen auf seinem Pferd saß. »Selbst sein Hinterkopf sieht verlegen aus. Vielleicht hätten wir eine andere Möglichkeit finden sollen, ihm zu danken, Borne.«
»Unsinn, meine Liebste«, erwiderte der König energisch. »Diese Parade wird alle noch in der Stadt lastenden Spannungen wegen der Katastrophe abbauen. Schaut Euch die Gesichter der Menschen an. Sie lieben es. Nichts liegt ihren Gedanken im Moment ferner als der Schreck, den ich ihnen mit diesem unglücklichen Sturm eingejagt habe. Außerdem war es heldenhaft, was Asher getan hat, und es wäre schäbig von uns, ihm dafür keine öffentliche Anerkennung zu zeigen.«
Zum ersten Mal, seit sie den Palast verlassen hatten, ergriff die Prinzessin das Wort, der es nur mit knapper Not gelang, ihren Mangel an Begeisterung für den Ausflug zu verbergen. »Da Ihr den Sturm erwähnt, Papa, Conroyd Jarralt hat seine Sache beim Wiederaufbau großartig gemacht. Meint Ihr nicht auch?« Die Lippen des Königs wurden schmal, aber er hatte keine andere Wahl, als ihr zuzustimmen. Dank Durm wusste Morg ebenso gut wie sie alle, dass Jarralt tagelang unablässig gearbeitet hatte, allein und im Zusammenspiel mit anderen doranischen Magiern; er hatte die vom Sturm beschädigte Stadt geheilt und weitere Gruppen von Magiern in die umliegenden Bezirke geschickt, um auch dort Reparaturen zu veranlassen. Wenn ein Besucher die Stadt jetzt sah, makellos und strahlend unter dem blauen, sonnenbeschienenen Himmel, würde er niemals glauben, dass sie unter dem vom Fieber zerrütteten Geist des Königs in Schutt und Asche gelegt worden war.
»Ja, Fane«, sagte der König knapp. »Jarralt hat seine Pflicht getan wie all meine Untertanen. Ich hätte nichts Geringeres erwartet.«
Sie war kein dummes Mädchen: Sie wusste, wann sie den Mund halten musste. Schmollend versank die Prinzessin wiederum in Schweigen. Der König und die Königin winkten der Menschenmenge zu. Dasselbe tat Fane nach einem scharfen Verweis.
Er hätte gern selbst gewinkt, einfach um der köstlichen Ironie einer solchen Geste, aber Durm war nicht der Typ, der so etwas tat, daher hielt er die Finger auf dem Schoß verschränkt und nutzte stattdessen die Gelegenheit, sich die Stadt Dorana zum ersten Mal seit seiner Ankunft anzusehen.
Sie erinnerte ihn an die alte doranische Hauptstadt, Manitala, in der er einst als schnöde sterbliche Kreatur gelebt und geliebt hatte. Das verlorene Manitala, vor langer Zeit zerstört durch den Krieg und dem Verfall anheimgegeben. Die Stadt hatte genauso ausgesehen wie diese, mit ihren leuchtend bunten Häusern mit Blumenkästen und Holzschnitzereien, mit auffälligen Ladenfronten und breiten, gepflasterten Durchgangsstraßen. Mit ihrem großen, offenen Marktplatz, ihren unablässig sprudelnden Springbrunnen, ihren von Bäumen beschatteten Gärten und ihren Schwärmen am Himmel kreisender Singvögel.
Barl hatte ihre Erinnerungen ebenso hierherverpflanzt wie ihre Magier. Nachdem er seine Gedanken von diesem wenig einträglichen Thema losgerissen hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem König und der Königin zu. Sie sagte gerade: »… gedroht, ihm diese elenden Bücher wegzunehmen, wenn er nicht besser auf sich aufpasst.«
»O Mama«, erwiderte die Prinzessin. »Gar ist ein erwachsener Mann. Du brauchst nicht auf ihn aufzupassen, als sei er immer noch drei Jahre alt.«
»Eine Mutter hört niemals auf, auf ihre Kinder aufzupassen, ganz gleich wie alt sie sind!«, entgegnete die Königin. »Sei versichert, Fane, ich werde mich noch um dich und deinen Bruder sorgen, wenn dein Haar grau ist und dein Augenlicht schwindet. Es ist ein Vorrecht der Mutterschaft. Du magst jetzt die Augen verdrehen, junge Dame, aber
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